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Ja, du kannst mit deinem:deiner Ex befreundet sein – aber solltest du?

Willkommen bei Can We Talk?, der Sex- und Beziehungskolumne, die deine brennendsten Fragen rund um Sex, Dating, Beziehungen und Trennungen beantworten will, die du deinen Partner:innen ungern stellen möchtest – oder auch deinen Freund:innen. Letztes Mal hat die Beziehungstherapeutin Moraya Seeger DeGeare jemandem geholfen, deren Partner sich andauernd mit seinen Ex-Freundinnen trifft. Diesmal hören wir von Refinery29-Leser:innen, die (nicht) daran glauben, mit Ex-Partner:innen befreundet bleiben zu können – und wieso.
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Morgan, 30, they/them
In Morgans queerer, polyamouröser Community ist es ziemlich normal, mit dem:der Ex befreundet zu bleiben – es ist sogar schon fast Pflicht. „Ich kann es nicht ganz in Worte fassen, aber weil wir so eine kleine Community sind und alle den Frieden bewahren wollen, ist es nicht nur praktisch, mit dem:der Ex befreundet zu bleiben, sondern wird sogar als ‚cool‘ und ultra-queer angesehen“, erzählt er:sie.
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Morgan fiel das selbst aber öfter schwer. „Einerseits musst du niemandem aus dem Weg gehen. Andererseits kann das aber zu unangenehmen Situationen führen“, sagt er:sie. „Ich hasse es auch, fake zu sein, und man muss danach anfangs in Gruppen quasi eine Maske aufsetzen, um weiter zur Community zu gehören. In der Hetero-Kultur ist das anders, weil es so viele verschiedene Bars und Clubs gibt, in die du gehen kannst, um einen Bogen um deine:n Ex zu machen. Wenn du aber zu einer kleinen queeren Community gehörst oder es in deiner Stadt nur eine queere Bar gibt, ist das schwierig.“
Es hat aber auch definitiv einige Vorteile, mit dem:der Ex befreundet zu bleiben, meint Morgan. „Alles hat etwas Gutes und etwas Schlechtes. Befreundet zu bleiben, kann schöner sein als die Alternative – diese Person zu hassen oder einen Groll auf sie zu hegen“, erzählt er:sie. „Du bist also gezwungen, dich zusammenzureißen, nett zu sein und mit dem:der Ex quasi nochmal bei Null anzufangen. Oft heißt das, dass du dich von dem Hass lösen musst, der aus einer Trennung entstehen kann. Es fühlt sich gut, das alles loszulassen und sich selbst zu sagen: Ich akzeptiere, dass er:sie sich nicht so um mich kümmern konnte, wie ich es brauche.“
Morgan ergänzt, dass einige Leute außerhalb der Community annehmen, Trennungen in polyamourösen Beziehungen, in denen die Partner:innen mehrere Leute daten, seien leichter zu verdauen. „Das stimmt einfach nicht“, betont er:sie. „Es ist trotzdem total schmerzhaft und kann auch sehr isolierend sein. Wenn ich mich von jemandem trenne, gehe ich damit nicht zu meinem Partner und sage: Ich bin traurig, weil der oder die mit mir Schluss gemacht hat. Das muss ich ganz allein verarbeiten und es von meiner bestehenden Beziehung getrennt halten, weil es nicht gesund ist, andere Leute zu benutzen, um etwas zu verdauen.“
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Morgan selbst hat es mit der Hilfe einer Therapie und einer Support-Gruppe geschafft, schwierige Trennungen hinter sich zu lassen. „Jede Erfahrung ist total individuell“, erzählt er:sie. „Jetzt, da ich meinen Bindungsstil kenne, weiß ich, dass ich mit den meisten meiner Ex-Partner:innen gern befreundet bin. Gleichzeitig wird mir klar, dass ich ein großes Bedürfnis danach habe, von anderen gemocht zu werden – ich glaube, das hängt alles zusammen. Trotzdem finde ich es bewundernswert, sich selbst trösten zu können und alleine klarzukommen, nachdem man den Kontakt zu einem:einer Ex beendet hat. Das ist beeindruckend! Für mich ist das gerade aber nichts. Vielleicht irgendwann mal. Ich brauche aktuell einfach die Bestätigung anderer Leute und möchte in meiner Community weiterhin als ‚cool‘ angesehen werden. Das deutet vielleicht darauf hin, dass ich ein Problem damit habe, wie ich mich an andere binde – aber so ist das gerade eben, und das finde ich okay.“
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Quinn*, 28, sie/ihr
Du brauchst eine Freundschaft mit deinem:deiner Ex nicht erzwingen, wenn du nach einer Trennung genügend andere tolle Freund:innen hast, auf die du dich verlassen kannst, meint Quinn.
Bisher hat sie in ihrem Liebesleben immer auf einen strikten Kontaktabbruch nach einer Trennung gesetzt. Sie möchte danach so wenig Kontakt wie nur möglich – und definitiv keine Freundschaft. Diese Philosophie ergab sich für sie ganz natürlich, schon nach ihrer ersten großen Trennung nach fünf Jahren Beziehung. Damals war sie Anfang 20 und wusste, dass ihre Beziehung mit einem Punkt enden musste – nicht mit einem Komma.
„Er machte mich dauernd nieder und versuchte, mich zu kontrollieren. Dadurch hatte ich das Gefühl, mich nicht weiterentwickeln und nicht ich selbst sein zu können“, erinnert sie sich. Und wer braucht schon eine solche Freundschaft?
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Es hat keinen Sinn, mit einer Person befreundet zu bleiben, die dir in der Beziehung schon kein:e gute:r Freund:in war.

Trotzdem fiel es ihr anfangs schwer, den Kontakt abzubrechen. „Ich wusste, dass ich mit ihm Schluss machen musste, nachdem wir ein Jahr lang eine Fernbeziehung geführt hatten“, erzählt Quinn. „Als ich es dann aber getan hatte – und das kennen bestimmt viele Leute –, bereute ich es direkt, obwohl ich mir vorher so sicher gewesen war. Ich dachte mir: Vielleicht können wir befreundet bleiben, weil ich anfangs große Angst vor diesem Verlust hatte. Diese Angst ist total normal, weil diese Person schließlich eine so große Rolle in deinem Leben gespielt hat und es schwer ist, sich von ihr zu verabschieden. Du willst dich also an ihr festhalten, um sie in deinem Leben zu behalten – wenn auch nur begrenzt. Ich wusste aber, dass es richtig war, unseren Kontakt komplett zu beenden, und im Nachhinein war ich sehr froh über diese Entscheidung. Es hat keinen Sinn, mit einer Person befreundet zu bleiben, die dir in der Beziehung schon kein:e gute:r Freund:in war.“
Sie meint, es habe ihr enorm geholfen, keinen Kontakt mehr zu ihm aufzunehmen, sich selbst vor Augen zu halten, dass er ihr während ihrer gemeinsamen Vergangenheit meistens kein guter Freund war, und wie er seine Freund:innen behandelte. Als Schluss war, konzentrierte sich Quinn stattdessen auf sich selbst und ihre Freundschaften zu anderen. „Zum Glück habe ich wirklich tolle Freund:innen, die mir während der schwierigen Phase zur Seite standen“, sagt sie. „Während der Beziehung fehlte es mir an Selbstbewusstsein. Also versuchte ich, mich selbst wieder zu finden. Ich wollte an mich glauben. Rückblickend gefällt mir auch nicht, wer ich in dieser Beziehung eigentlich war, und weiß heute, dass ich getrennt von ihm ein besserer Mensch bin.“
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Als sich ihr Ex nach einiger Zeit via Social Media bei ihr meldete und Hallo sagte, reagierte sie zwar freundlich, antwortete aber nur kurz und knapp, damit das Gespräch schnell im Sand verlief. Sie blockierte ihn zwar nicht, weil er ohnehin kaum etwas postete, würde es aber bei anderen Ex-Partner:innen in Betracht ziehen.
Obwohl sie nie plante, diesen harten Kontaktabbruch nach einer Trennung zum Muster zu machen – und auch verstehen kann, warum manche Leute gern mit Ex-Partner:innen befreundet bleiben –, empfindet sie es als sehr heilend, sich nach dem Ende einer Beziehung komplett von ihren Ex-Freunden zu lösen. Inzwischen hat sie mit keinem von ihnen mehr Kontakt, würde aber eine Ausnahme in Betracht ziehen, wenn sie sich absolut sicher wäre, keine Gefühle mehr für die Person zu haben und glauben würde, sie könnten eine echte, solide Freundschaft zueinander aufbauen. „Es ist einfacher, [eine Trennung] zu verarbeiten, wenn man sich nicht mehr sieht“, meint sie. „Das gilt vor allem, wenn da noch Gefühle im Spiel sind. Der Kontakt würde alles nur erschweren. Wenn jemand wirklich zur Freundschaft mit dir bestimmt ist, wirst du diese Person auch im späteren Leben nochmal treffen – lange nach der Trennung, und erst dann, wenn ihr beide damit abgeschlossen habt.“
Letztlich ist Quinn stolz auf ihre Entscheidung, mit Anfang 20 mit ihrem damaligen Partner Schluss gemacht zu haben – und darauf, wie sie sich seitdem in ihren Beziehungen verhalten hat. Sie sagt: „Ich fühle mich heute viel selbstbewusster, und ich weiß, wer ich bin.“
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Luisa, 37, sie/ihr
Luisa glaubt, mit dem:der Ex befreundet zu bleiben, „ist immer die bessere Option, sofern sie möglich ist“. Sie selbst ist mit einigen ihrer Ex-Partner befreundet – inklusive ihrem Ex-Ehemann.
Das war anfangs schwierig, weil eines der größten Probleme während dieser Ehe ironischerweise ihre Freundschaft mit ihren Ex-Partnern gewesen war, was ihrem Mann nicht gefallen hatte. „Das Wichtigste, was ich aus meiner Freundschaft mit meinen Ex-Partnern gelernt habe, ist: Das erfordert starke Kommunikation. Vielleicht sogar zu viel Kommunikation, wenn es das ist, was die Beteiligten brauchen, weil Transparenz entscheidend ist, damit sich alle sicher fühlen. [Und das gilt auch für die aktuellen Partner:innen.]“
Obwohl ihre Ehe in der Scheidung endete, versteht sich Luisa heute super mit ihrem Ex-Mann und ist sehr dankbar dafür, ihn weiterhin in ihrem Leben zu haben, weil er sie an die guten gemeinsamen Zeiten erinnert. Tatsächlich ist sie der Meinung, ihre gemeinsame Vergangenheit stärke ihre heutige Freundschaft. „Klar hatten wir unsere Probleme, aber während unserer Ehe war er so liebevoll und fürsorglich. Dafür werde ich immer dankbar sein, und das wünsche ich mir auch in zukünftigen Beziehungen.“ Die Tatsache, dass er noch immer in einer Form in ihrem Leben ist, erinnert sie daran, nach diesen positiven Eigenschaften in zukünftigen Partnern Ausschau zu halten. 
Das ist aber nicht der einzige Vorteil, den sie aus ihren Freundschaften mit ehemaligen Partnern zieht. Sie ist der Meinung, eine gemeinsame romantische Vergangenheit mit ihren jetzigen Freunden helfe ihnen dabei, einander zu unterstützen, weil sie daraus hervorgehend eine tiefe Bindung zueinander haben. Plus: Diese Freundschaften haben sich sogar beruflich gelohnt. Durch einen ihrer Ex-Partner fand sie eine Location für ihr Business, und: „Einer meiner anderen Ex-Partner hatte sich eine Weile nicht gemeldet, und dann wollte er ein spirituelles Coaching bei mir buchen. Es war genug Zeit seit der Trennung vergangen, sodass ich mich wohl dabei fühlte, ihn als Kunden anzunehmen. Aus ethischen Gründen würde ich das nicht in jedem Fall machen, aber das hier war ein sehr natürlicher Übergang.“
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Dennoch meint Luisa, dass es durchaus Ex-Partner:innen gibt, die man besser hinter sich lassen sollte – vor allem nach einer toxischen Beziehung. „Du musst wissen, was für dich richtig ist“, sagt sie. „Das weiß sonst niemand außer dir. Ich finde, es liegt an dir, mit der Situation abzuschließen und dich darauf zu besinnen, was du wirklich möchtest. Dann kannst du entscheiden, ob du mit ihm oder ihr befreundet bleiben willst. Ich habe diese Arbeit hinter mir und weiß, dass es bei mir meistens funktioniert. Wenn das bei dir nicht so ist, ist das total in Ordnung.“
* Name wurde von der Redaktion geändert.
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