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Nach meiner Trennung geht es mir körperlich schlecht – was kann ich tun?

Foto: Eylul Aslan.
Allie ist 24 Jahre alt, unglücklich verliebt – und fühlt sich deswegen körperlich enorm schlecht. „Ich war davor sehr lange mit einem anderen Typen zusammen. Der war mir gegenüber emotional missbräuchlich. Obwohl ich eigentlich über ihn als Partner hinweg bin, habe ich doch noch nicht so richtig überwunden, was er mir angetan hat“, erzählt Allie. „Während ich versuchte, damit klarzukommen, fing ich aus Versehen was mit meinem besten Freund an.“
Die beiden begannen eine Beziehung und blieben ein paar Monate zusammen. „Es fiel uns beiden aber sehr schwer, den Übergang von Freundschaft zu Beziehung zu verarbeiten“, erzählt Allie. „Ich hatte anfangs die größeren Probleme damit, gewöhnte mich aber daran. Ihm ging es genau andersrum: Für ihn wurde es immer schwieriger. Irgendwann beschloss er, dass das Ganze keine gute Idee war, und machte Schluss.“
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So richtig Schluss war damit aber für Allie noch nicht. „Das Ding ist: Ich hänge immer noch total an ihm. Ich bin fest davon überzeugt, dass das zwischen uns etwas Tolles sein könnte, wenn wir nicht beide so viel Schiss hätten. Das stresst mich so sehr, dass es sich anfühlt, als würde es mich zerreißen. Ich habe kaum Appetit, mein ganzer Körper tut weh und ich weine quasi ununterbrochen. Ich weiß zwar, dass ich über ihn hinwegkommen sollte, schaffe es aber irgendwie nicht. Wie kann ich mit ihm abschließen?“
Dr. Sheri Jacobson, eine pensionierte Psychotherapeutin mit über 17 Jahren Berufserfahrung, kann hier weiterhelfen.
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Dr. Sheri Jacobson: Komplizierte Gefühle (wie Eifersucht, Wut und ein gebrochenes Herz) wirken sich häufig auf unangenehme Weise auf uns aus. Warum Herzschmerz auch körperliche Symptome haben kann, wird immer noch spekuliert – ich glaube aber, dass die meisten Sozialpsycholog:innen inzwischen zu der Theorie tendieren, dass unsere Beziehungen und zwischenmenschlichen Dynamiken (sowohl sozialer als auch romantischer Natur) unheimlich wichtig für unser Wohlbefinden sind, auch für das körperliche.
Wenn wir eine solche zwischenmenschliche Bindung verlieren, ist das ein tiefer Verlust, der uns sehr wehtut. Die Erfahrung dieses Verlustes kann sich auch körperlich manifestieren, weil sie uns so mitteilt, wie wichtig es ist, diesen Bruch zu reparieren, sich davon zu erholen und es nochmal zu versuchen. Diese sehr unangenehmen körperlichen Empfindungen – wie Veränderungen des Appetits oder der Libido – sind ein Symptom eines ernsthaften Verlustes, den wir gerade betrauern.
Diese Erfahrung ist auch eine der Stufen der Trauerbewältigung. Diese Schritte durchlaufen wir, um den Verlust einer Sache oder Person zu verarbeiten. Diese fünf Phasen sind Leugnen, Zorn, Verhandeln, Depression und Akzeptanz; sie können in jeder Reihenfolge auftreten. Die Depressionsphase ist häufig die langwierigste davon.
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Du siehst also: Deine Gefühle sind sehr weit verbreitet und völlig normal. Liebe ist immer chaotisch und nicht etwas, woran wir uns nach mehreren Erfahrungen gewöhnen. Im Gegenteil: Unsere früheren Erfahrungen können alles noch verkomplizieren. 
Es ist also sehr wichtig, diese schmerzhaften Emotionen zuzulassen. Gib dem Zyklus der Trauerphasen den nötigen, natürlichen Freiraum. Das bedeutet zwar, dass es zwischenzeitlich umso stärker wehtun kann – es ist aber besser, diese Schmerzen jetzt zu durchleben, anstatt sie zu unterdrücken und zu verdrängen. Ansonsten kann es nämlich passieren, dass sie später mit Gewalt wieder aus dir herausbrechen – ob nun körperlich oder emotional. Trotzdem solltest du darauf achten, dir ein Support-Netzwerk aufzubauen, damit deine Gefühle nicht zu intensiv oder langwierig werden und sich gegebenenfalls sogar auf deine Sicherheit und deine Gesundheit auswirken.
Ja, das ist schwierig, aber du solltest dir die Zeit geben, das Ganze zu verarbeiten. Was du gerade erlebt hast, ist effektiv ein Trauerfall. Es dauert oft deutlich länger, als wir glauben, mit einer Beziehung abzuschließen. Vor allem in einem solchen Fall, in dem du doppelt trauerst – weil du nicht bloß einen Partner, sondern auch einen guten Freund verloren hast. Beziehungen und ihre Auflösungen hinterlassen immer ein lautes Echo. Wenn wir es uns aber erlauben, all das zu durchleben und uns der langen Trauerphase hinzugeben, geht es uns damit langfristig besser – so schmerzhaft es auch währenddessen sein mag.
Willst du eure Freundschaft nicht verlieren? Dann solltet ihr beide unbedingt eure jeweiligen Gedanken und Gefühle dazu berücksichtigen. Wollt ihr beide eure Freundschaft fortführen? Manchmal ist das möglich, wenn sich beide darin einig sind, alle Optionen ausgetestet zu haben, um die Freundschaft zu einer romantischen Beziehung zu machen, und keine entsprechenden Gefühle mehr da sind. Problematisch wird es, wenn eine Seite noch Gefühle empfindet; eine Freundschaft kann dann schwierig sein, zumindest so lange, bis beide Parteien emotional dazu bereit sind.
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Letztlich erfordert es viel Selbstmitgefühl, sich auf das ganze Spektrum der Trauer einzulassen. Wenn du es schaffst, solltest du diese Gefühle als natürlich und gerechtfertigt ansehen und deine Erlebnisse verarbeiten, indem du verständnisvoll mit dir selbst umgehst. Schau in dich hinein: Womit kannst du dir selbst etwas Gutes tun? Was würdest du einer geliebten Person in derselben Situation empfehlen? Hast du Hobbys, die du in letzter Zeit vernachlässigt hast? Oder gibt es Menschen, deren Gesellschaft du vermisst? All das kann dir dabei helfen, zu erkennen, dass sich das Leben auf ganz verschiedene Art immer weiterentwickelt – und du in jeder einzelnen Phase ganz neue Gründe zur Freude entdecken kannst.
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