Du hast dich also entschlossen, zum ersten Mal Sex zu haben. Egal, ob du noch in die Schule gehst, studierst, in deinen Zwanzigern oder Fünfzigern bist, dein Sexdebüt kann sich wie ein großer Schritt anfühlen. Im Allgemeinen erhalten wir viele gesellschaftliche Botschaften darüber, wie es ist, wenn eine Person ihre Jungfräulichkeit verliert. In Wirklichkeit gibt es aber keine „richtige“ Art und Weise, zum ersten Mal Sex zu haben – und „Jungfräulichkeit" bedeutet für jede:n sowieso etwas anderes. Vielleicht ist für dich „das erstes Mal“ ja der Moment, in dem du dich zum ersten Mal vor einem Partner oder einer Partnerin ausziehst, den ersten Orgasmus mit ihm oder ihr erlebst oder zum ersten Mal queeren Sex hast etc. Es ist deine Entscheidung, was „zählt“.
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„Sex zu haben, ‚verändert‘ dich nicht“, sagt Sexologin Dr. Jill McDevitt. „Viele Menschen denken, dass der erste Sex etwas Grundlegendes an ihnen als Person ändert. Das ist besonders bei Frauen der Fall. ‚Jungfräulichkeit‘ gibt es aber nicht. Es ist bloß ein soziales Konstrukt, das wir uns ausgedacht haben. Deshalb ist der Mensch, der du nach dem Sex bist, der gleiche wie davor, so wie du die gleiche Person warst, bevor und nachdem du zum ersten Mal Eis gegessen hast.“
Natürlich willst du aber auch keinen Hirnfrost, wenn du zum ersten Mal Eis ist. Immerhin möchtest du bestimmt, dass dein erstes Mal Sex – was auch immer das für dich bedeutet – sowohl für dich als auch deinen Partner oder deine Partnerin eine angenehme Erfahrung ist. Um uns hilfreiche Tipps fürs erste Mal zu holen, haben wir mit Expert:innen gesprochen und ihren Rat eingeholt. Im Folgenden findest du 12 nützliche Ratschläge.
Wähl einen Ort aus, an dem du dich wohl fühlst
Wähl einen Ort aus, an dem du intim sein kannst, ohne befürchten zu müssen, dass du gestört oder unterbrochen werden könntest. Wenn du Mitbewohner:innen hast oder bei deinen Eltern wohnst, solltest du versuchen, einen Zeitpunkt zu finden, an dem diese nicht anwesend sind. Wenn du es nicht zu Hause tun kannst, solltest du darauf achten, dass dich keine Unbeteiligten erwischen können. Denk außerdem daran, dass sexuelle Handlungen als „Erregungen öffentlichen Ärgernisses“ gelten und daher eine Straftat sind. Im Idealfall solltest du es an einem Ort tun, an dem du dich wohl fühlst. Eine Freundin von mir hatte zum ersten Mal Sex in einem alten Lastwagen. Währenddessen stieß ihr Kopf ständig gegen das Fenster. Das machte die Nacht zwar unvergesslich, aber nicht auf eine Weise, wie sie es sich erhofft hatte.
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Vergiss, was du übers erste Mal gehört hast
Über die Medien und gesellschaftlich erhalten wir viele Botschaften über Sex. Versuch, dich nicht darauf zu konzentrieren, was du aus dem Fernsehen, aus Filmen oder sogar von deinen Freund:innen über den Verlust der Jungfräulichkeit gelernt hast. Im wirklichen Leben können diese Erfahrungen nämlich sehr unterschiedlich sein. „Wirf alle Erwartungen über Bord; der erste Sex ist in der Regel nicht der beste. Außerdem treffen viele Dinge, die wir über das erste Mal hören, nicht immer zu“, sagt Dr. Emily Morse, Sex- und Intimitätsexpertin bei SKYN Condoms und Moderatorin des Podcasts Sex With Emily. „Nicht jede Frau blutet beim ersten Mal, hat Schmerzen oder genießt den Akt. Es ist also alles in Ordnung mit dir, wenn das bei dir der Fall sein sollte.“
Entscheide dich, welche Art von Sex du haben möchtest
Was bedeutet es für dich, zum ersten Mal Sex zu haben? Das erste Mal Oralsex? Dich zum ersten Mal nackt vor deinem Partner oder deiner Partnerin zu zeigen? Die Penetration von Geschlechtsorganen? „Was du als ‚das erste Mal‘ betrachtest, ist ganz dir überlassen. Du kannst entscheiden, was du mit deinem Körper machst und wie du es tutst“, sagt Dr. McDevitt. „Sex ist so vielseitig. Dazu gehört so viel mehr als bloß die Penetration von Genitalien. Es gibt kein Ergebnis, das du zu ‚erzielen‘ brauchst, und kein ‚Ziel‘, das du erreichen musst.“
Finde heraus, was du magst, bevor du loslegst
Wenn du dir nicht sicher bist, wie dein erstes Mal aussehen oder sich anfühlen soll, solltest du dir etwas Zeit nehmen und mithilfe von Masturbation herausfinden, was du magst, bevor du fortfährst. „Wenn du nicht weißt, was mich anmacht oder du denkst, dass du jemand anderen brauchst, der dich antörnt, rate ich dir dazu, abzuwarten“, sagt Goldwyn. „Nimm dir etwas Zeit, um dich selbst zu daten, Sex mit dir selbst zu haben und festzustellen, wie du gerne berührt wirst, bevor du einen Partner oder eine Partnerin dazuholst.“
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Wähl Partner:innen, denen du vertrauen kannst und mit denen du dich wohl fühlst
Wenn dich dein Partner oder deine Partnerin unter Druck setzt, Sex zu haben, wenn du dich noch nicht bereit dazu fühlst, ist das nicht die richtige Partnerwahl – fürs erste Mal oder überhaupt. Du brauchst nicht unbedingt mit der ersten Person, mit der du Sex hast, eine Beziehung einzugehen, aber du solltest dich in ihrer Anwesenheit auf jeden Fall sicher und wohl fühlen.
Wenn du zum ersten Mal Sex hast, solltest du zuallererst sicherstellen, dass du es mit jemandem tust, dem du vertraust, dass du wirklich bereit dazu bist, es zu tun, und dich nicht unter Druck gesetzt fühlst und es einfach tun willst, um es „endlich hinter dich bringen“ zu können, sagt Dr. Morse. „Geh's langsam an, achte darauf, wie es dir dabei geht, und bleib präsent. Wenn du denkst, dass du bereit für Sex bist, aber dann, nachdem du angefangen hast, doch lieber aufhören willst, ist das auch völlig in Ordnung.“
Kein erstes Mal ohne „enthusiastische Zustimmung“
Durch enthusiastische Zustimmung stellst du und dein Partner oder deine Partnerin sicher, dass ihr euch nicht nur auf Sex einlasst, weil ihr denkt, dass ihr es tun „solltet“ oder um die andere Person zufriedenzustellen. „Vergewisser dich, dass du mit Begeisterung in alles einwilligst, was ihr beide gemeinsam tun“, so die Sexualtherapeutin Vanessa Marin gegenüber Cosmopolitan. Das Wort „enthusiastisch“ ist hier entscheidend. Mach nicht einfach bei etwas mit. Sei dir sicher, dass du es auch wirklich willst.“
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Safer Sex ist ein Muss
Entscheide vor dem Sex, welche Vorsichtsmaßnahmen du ergreifen wirst. Wenn du Geschlechtsverkehr hast, der zu einer Schwangerschaft führen kann, solltest du dich fragen, welche Art von Verhütungsmittel du verwenden wirst. Wirst du im Falle von Oralverkehr eine Barrieremethode anwenden, um dich vor Geschlechtskrankheiten zu schützen? Bist du mit dem Risiken vertraut und damit einverstanden, wenn du dich dagegen entscheidest solltest? Informier dich, sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin und bereite dich im Voraus auf dieses Thema vor. Es ist auf jeden Fall ratsam, Kondome oder Dental Dams in deiner Nachttischlade bereitzuhalten.
Angesichts der COVID-19-Pandemie ist es außerdem ratsam, die Person, die du datest, zu fragen, welche Vorsichtsmaßnahmen sie getroffen hat. Ist sie geimpft? Trägt sie in der Öffentlichkeit Masken und hält den nötigen Abstand zu anderen ein? Mit wie vielen Menschen kommt sie regelmäßig in Kontakt? All das sind wichtige Informationen, um dich und andere vor dem Virus zu schützen.
Gespräche über Vorsichtsmaßnahmen beim Sex müssen nicht unangenehm sein, sagt Liz Goldwyn, Gründerin von The Sex Ed, einer Multimedia-Plattform rund um die Themen Sex, Gesundheit und Bewusstseinsbildung. „Reiß einen Witz, um das Eis zu brechen und sprich von vornherein über Schutz: Das ist KEIN Stimmungskiller“, empfiehlt sie. „So wirst du dich viel wohler fühlen und kannst alles Weitere viel mehr genießen, wenn du dich in Bezug auf Verhütung sicher fühlst und dir so keine Sorgen zu machen brauchst.“
Teil deine Grenzen mit
Wenn du das Thema Safer Sex ansprichst, solltest du auch über deine Grenzen sprechen, sagt Goldwyn. Gibt es Dinge, die du beim ersten Sex ein Muss oder absolute No-Gos für dich sind? Teil diese Punkte ubedingt mit. Wenn du ein Überlebender oder eine Überlebende von sexuellen Übergriffen bist, solltest du deinem Partner oder deiner Partnerin sagen, was er oder sie Partner tun kann, damit du dich sicher fühlst.
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„Sprich über deine Grenzen und Wünsche“, sagt Goldwyn. „Gibt es Stellen, an denen du gerne berührt wirst? Was ist mit Bereichen oder Bewegungen, die dir unangenehm sind? Und weißt du, welche Zonen deines Partners oder deiner Partnerin für dich tabu sind oder denen du ihm oder ihr zufolge gerne Aufmerksamkeit schenken kannst? Ich schlage vor, dieses Gespräch vor dem ersten Mal zu führen, sodass du weniger Druck in der Hitze des Gefechts hast.“
Konzentrier dich aufs Vorspiel
Verbring viel Zeit mit Küssen und gegenseitigen Berührungen, bevor du mit dem Sex beginnst. Ein wenig Trockensex kann vor dem ersten Mal auch nicht schaden. Wenn du dir viel Zeit für das Vorspiel nimmst, wird sich dein erstes Mal viel besser anfühlen – egal, um welche Art von Sex es sich dabei. Denn so bist du bereits vor dem eigentlichen Akt erregt, feucht (wenn du eine Vagina hast) und fühlst dich in deiner Haut wohl.
Verwende ein Gleitmittel
Wenn du Sex hast, bei dem es zu einer Penetration kommt, erhöht die Verwendung von einem Gleitmittel den Komfort, verringert die Gefahr von Verletzungen oder Schmerzen und macht den Sex sogar noch angenehmer. Gleitgels sind vor allem beim penetrativen Sex hilfreich. Sie eignen sich aber auch gut bei jeder anderen Art von äußerer Stimulation. Wenn du noch nie eines benutzt hast, kannst du es vorher bei der Selbstbefriedigung ausprobieren, um herauszufinden, wie es ist.
Versuch, im Moment zu bleiben
Konzentrier dich beim Sex darauf, wie du dich fühlst, nicht wie du aussiehst. „Mach dir KEINE Gedanken über das Aussehen deines Körpers“, sagt Goldwyn. „Sex ist nicht perfekt, sondern oft unbeholfen, chaotisch und lustig. Die Bandbreite sexueller Erfahrungen ist riesig, und das Letzte, worüber du dir Gedanken machen solltest, ist, ob du gut aussiehst. Ich garantiere dir, dass deinem Partner oder deiner Partnerin deine Cellulite oder dein Bauchspeck völlig egal sind.“
Genieß dein erstes Mal
Sex sollte Spaß machen. Probier also, dich dabei zu entspannen. „Versuch nicht nur, im Moment zu bleiben, sondern führ dir auch vor Augen, dass es in Ordnung ist, wenn nicht alles genau so läuft, wie du es geplant hast“, erklärt Rebecca Alvarez Story, Sexologin und Gründerin von Bloomi. „Wir idealisieren unser erstes Mal oft, während es in Wirklichkeit oft nicht lange dauert, unbeholfen vonstattengeht oder die ersten paar Male eher nach Trial-and-Error-Methode verlaufen. Das ist auch völlig okay so“, sagt sie. „Egal, ob du eine Stellung ausprobierst und es nicht klappt, oder du eine Kondomverpackung nicht schnell aufbekommst, was auch immer das Problemchen ist, versuch, darüber zu lachen und dich zu amüsieren.“
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