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Warum will ich keinen Sex mit meinem Freund?

Foto: Erika Bowes.
Seit ungefähr zwölf Monaten habe ich so gut wie nie Lust auf Sex. Und obwohl ich meinen Östrogenspiegel ärztlich untersuchen lasse, vermute ich stark, dass es bei mir eher eine Kopfsache ist. Ich glaube, ich verliere meinen Sexualtrieb und das macht mich echt traurig, denn ich weiß wirklich nicht, wie man das behandeln soll.
Ich bin seit drei Jahren in einer festen und eigentlich auch glücklichen Beziehung. Wir wohnen auch schon längere Zeit zusammen und ganze zwei Jahre lang war unser Sexleben für uns beide sehr zufriedenstellend. Doch dann fing ich an immer seltener Lust zu haben (was ich zuerst auf unser Zusammenleben und den Arbeitsstress schob). Doch jetzt bin ich mit beiden Beinen fest im Leben, aber die Lust ist immer noch nicht zurück. So langsam macht sich die Verzweiflung in mir breit. Ich beschäftige mich so sehr mit diesem Problem, dass es sich so anfühlt, als würde ich in ein schwarzes Loch gezogen werden und komme nicht mehr heraus. Und anfangs hatte ich Sorge, dass ich einfach nur meinen Freund nicht mehr liebe, aber dann merkte ich, dass ich niemanden wirklich sexuell anziehend finde.
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Für ihn war das natürlich auch nicht leicht. Wer will denn schon von der Freundin hören, sie habe keine Lust mehr auf Sex? Vor allem, wenn es doch so lange gut lief… Es dauerte lange, bis ich ihn  vom meiner Liebe überzeugen konnte. Ich muss dazu aber auch sagen, dass er während dieser ganzen Zeit sehr geduldig mit mir war und immer versuchte meine Gedanken zu verstehen. Eigentlich witzig, wenn man bedenkt, dass nicht einmal ich wirklich verstehen kann, was in mir vorgeht.
Wenn wir einmal in der Woche Sex haben, dann ist das schon ein guter Monat für uns. Doch manchmal haben wir sogar einen ganzen Monat keinen Sex. Seit langem zerbreche ich mir den Kopf darüber, warum ich so bin, denn eigentlich finde ich alle anderen Aspekte unserer Beziehung einfach perfekt. Sogar Fremde auf der Straße halten uns an, um uns zu sagen, wie verliebt wir aussehen. Und trotzdem hasse ich romantische Abende und Wochenenden mit meinem Freund, weil ich weiß: Er will Sex und ich nicht! Noch bevor wir uns sehen, verschließe ich mich vor dem Gedanken intim mit ihm zu werden. Wenn er es versucht zu initiieren, fühle ich mich belästigt und bekomme das Gefühl, ich muss ihn von mir wegstoßen. Lasse ich es mal zu, genieße ich den Moment zwar (wobei ich mir nicht sicher bin, ob der Genuss nicht eher Erleichterung ist), aber sexy oder angeturnt fühle ich mich währenddessen nicht.
Das Interessante dabei ist, dass dieses Problem zwar sehr persönlich ist, aber nicht wirklich selten, heißt es laut einer analytischen Therapeutin mit 30 Jahren klinischer Erfahrung: Die Sexualität eines jeden Menschen ist vollkommen individuell. Sie ist sehr schwer zu erörtern und eine generelle Antwort auf Probleme zu finden ist eher weniger hilfreich. Trotz aller Bemühungen und Wünsche, ist für manche Sex einfach keine schöne Nebenbeschäftigung mehr und das kann frustrierend sein. Besonders, weil sich nicht das eigene Bewusstsein, sondern lediglich das Unterbewusstsein verändert hat.
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Der Sexualtrieb und die Libido waren schon oft Teil von Forschungen und auch Mutmaßungen über den menschlichen Körper. Die Lust von Personen, die menstruieren, kann aber nicht so einfach definiert werden, denn es gibt schlichtweg kein klares Verständnis darüber, wie sie funktioniert. Biologisch betrachtet spielt der körpereigene Zyklus natürlich auch eine Rolle, doch gerade in der westlichen Welt werden das sexuelle Verlangen und der Fortpflanzungstrieb getrennt voneinander betrachtet und allgemein ist der biologische Aspekt nur ein Bruchteil des Gesamtbildes. Nach Erkenntnissen von Dr. Sari Van Anders, einer angesehenen Professorin für Psychologie und Frauenforschung an der Universität von Michigan, haben Hormone „einen sehr geringen oder sogar gar keinen Einfluss auf das sexuelle Verlangen“. Dr. Van Anders vermutet auch, dass „das Verlangen abhängig von der Situation, der Person, dem Lebensabschnitt, der Beziehung und der Partner*innen ist“. 
Sicher ist jedoch, dass die sexuelle Lust nicht immer gleichbleibend ist. Ebenso wie dein Charakter und dein Körper, verändert sie sich mit den Jahren und Erfahrungen. Das bestätigen auch diverse Studien. In langjährigen Beziehungen passiert es oft, dass Paare seltener Sex haben oder sogar ganz darauf verzichten. Grund dafür könnten der Alltag, Stress und die Gemütlichkeit in einer Beziehung sein. Und nicht nur Frauen sind davon betroffen. Viele Männer helfen in solchen Fällen mit Viagra nach.
Das Wichtigste ist erst einmal herauszufinden, warum Sex zu einer unangenehmen Aufgabe der Partnerschaft geworden ist. Gibt es ungelöste Konflikte in der Beziehung? Findest du manche Dinge einfach nicht mehr anturnend? Wenn ihr offen über Probleme reden könnt, kann sich das auch positiv auf euer Sexleben auswirken. 
Vielleicht fühlt es sich nicht so an, aber oft liegt es nicht nur an einer Person, sondern die Beziehung selbst weist eine oder mehrere Baustellen auf, die letztendlich zu Lustlosigkeit geführt haben. Wenn ihr diese gemeinsam und ehrlich angeht, könnt ihr euer Sexleben vielleicht wieder aufblühen lasen. Helfen kann dabei auch eine Paartherapie.

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