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Du redest im Schlaf? Das sagt die Wissenschaft dazu

Foto: BIANCA VALLE.
Die meisten Leute, die im Schlaf reden, bekommen davon meist gar nichts mit. Wir stecken währenddessen häufig tief in der Traumwelt, und abgesehen von dem gelegentlichen Schlaf-Schrei, der uns aus unserem Schlummer holt, ist das Ganze eine ziemlich harmlose Sache. Ich selbst bin Schlafreden-Veteranin: Schon seit meiner Kindheit scheine ich nachts ein starkes Mitteilungsbedürfnis zu haben. 
Darüber wusste ich schon früh Bescheid, da ich mir ein Kinderzimmer mit meinen Geschwistern geteilt habe und öfter mal mit Freund:innen verreist bin. Aus Neugier zahlte ich mal ein halbes Jahr lang für eine Schlaf-Tracking-App, die meine nächtlichen Geräusche aufnahm. Jeden Morgen hörte ich mir gespannt die gesammelten Aufnahmen an, als seien die eine Art persönlicher Podcast.
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Manchmal klang ich dabei im Schlaf ziemlich frustriert und grunzte kurze, wütende Sätze vor mich hin. In anderen Nächten schien ich ein normales Gespräch zu führen. Einmal entschuldigte ich mich zutiefst dafür, dass ich mich mit irgendeiner Ausrede vor Plänen drückte. „Ich muss los, aber ich weiß das wirklich zu schätzen. Vielen, vielen Dank“, laberte ich nachts um 1:19 Uhr. 

Warum rede ich im Schlaf?

In der Forschung trägt das Phänomen den Namen „Somniloquie“ und fällt in die Kategorie der Schlafstörungen (auch „Parasomnie“ genannt). Schätzungen zufolge reden fast 70 Prozent aller Menschen im Laufe ihres Lebens mal im Schlaf. Viele Expert:innen sind sich aber sicher, dass diese Zahl in Wahrheit durchaus höher sein könnte, weil das Schlafreden eben meist erst von einer weiteren anwesenden Person bemerkt wird.
Schlafwandeln, Zähneknirschen, Albträume und Sexsomnie sind weitere Formen der Parasomnie. Moira Junge, CEO der Sleep Health Foundation, erklärt, dass dieses abnormale Verhalten das sowohl im REM-Schlaf, in dem wir träumen, als auch in Nicht-REM-Schlafphasen auftreten kann und nicht zwangsläufig mit Träumen oder dem echten Leben zu tun haben muss.
„Wir wissen immer noch nicht genau, warum Erwachsene im Schlaf reden! Es kann häufiger Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) oder anderen geistigen Erkrankungen betreffen, hat aber prinzipiell nichts mit einer schlechten geistigen Verfassung zu tun“, erklärt Rachel Beard, die Schlaf-Wellness-Managerin vom australischen Sleep Wellness Centre
Auch die Schlaf-Expertin Olivia Arezzolo sieht das ähnlich. „Es passiert den meisten Menschen ab und zu und hängt häufig mit Stress zusammen. Das kann ein akuter Stressor sein – wie eine Trennung oder ein Jobwechsel –, aber auch ein zugrundeliegender, unterbewusster Stress, der ausgelöst wurde, ohne dass es dir bewusst ist“, erklärt sie. Arezzolo glaubt, auch ein abnormales Schlafverhalten und eine schlechte Schlafhygiene könnten zur Tendenz zum Schlafreden beitragen. 
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Kann ich mich davon abhalten, im Schlaf zu reden?

Schlafreden ist zwar insofern harmlos, als dass es den Betroffenen nicht schadet. Trotzdem kann es Konsequenzen haben. „Es gibt häufig keinen Grund dafür, Schlafreden zu behandeln oder zu stoppen, weil es meist nur geringe Auswirkungen hat. Es kann allerdings den Schlaf anderer Personen stören und manchmal auch peinlich sein. Das führt dann häufig dazu, dass sich Betroffene wünschen, das Verhalten irgendwie unterbinden zu können“, erzählt Junge.
Bei vielen schwingt auch die Angst mit, nachts versehentlich etwas Unangebrachtes, Geheimes oder anderweitig Peinliches auszuplaudern. Wer das eigene Schlafreden in den Griff bekommen möchte, sollte sich Schlafexpert:innen zufolge daher eine gesunde Schlafhygiene angewöhnen. Klar sind es keine bahnbrechenden Tipps, Stress zu reduzieren und mehr zu schlafen – aber sie funktionieren eben.
„Vor allem geht es darum, einen regelmäßigen Schlafplan zu befolgen und immer etwa zur selben Zeit einzuschlafen und aufzuwachen, um Übermüdung oder Schlafentzug vorzubeugen. Auch Faktoren wie Stress, Sorgen und die Schlafzimmerumgebung können für Schlafmangel sorgen“, erklärt Junge. Am besten achtest du also darauf, sieben bis neun Stunden Schlaf zu bekommen, und probierst es vielleicht auch mal mit einem Schlafenszeit-Ritual in einem beruhigenden Schlafzimmer. 

Was bedeuten die unterschiedlichen Formen von Schlafreden?

Vor meiner Pubertät klang ich beim Schlafreden total ängstlich und genervt. Mein älterer Bruder erzählte mir dann morgens immer von meinen nächtlichen Schreien und genervten Kommentaren. Im Laufe der Zeit kamen dann aber auch unverständliches Gebrabbel und fremde Akzente dazu. Einmal setzte ich mich im Schlaf auf und bat meine Freundin um eine Banane, woraufhin sie mir direkt ihr Kissen gab (und ich ihr meins). 
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Es gibt viele Aspekte des Schlafens, die wir uns bis heute nicht erklären können – und das Reden im Schlaf gehört dazu. „Leider gab es bisher keine verlässlichen Untersuchungen zu den verschiedenen Typen des Schlafsprechens. Wie jemand im Schlaf redet, kann womöglich etwas damit zu tun haben, wie er oder sie Informationen des Vortages verarbeitet“, sagt Junge.
„Andere Theorien vermuten, je bizarrer der Inhalt dieser nächtlichen Äußerungen, desto gestresster, überstimulierter oder schlafentzogener ist der oder die Betroffene. Es kann aber auch einfach damit zu tun haben, wovon die Person gerade träumt.“
Allen weiteren Schlafredner:innen kann ich aber zumindest versichern: Diese nächtliche Angewohnheit ist absolut harmlos. Ganz egal, was du da gerade für einen Unsinn laberst.
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