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Mein „biologisches Alter“ hat meinen Blick auf meine Gesundheit verändert

Foto: Getty Images.
„Werde ich früh sterben?“, frage ich zum ersten Mal in meinem Leben laut – aber nicht in einer Arztpraxis oder im Krankenhaus, sondern via Zoom beim Gespräch mit einem Wissenschaftler. Mir wurde keine schwere Krankheit diagnostiziert, und ich hatte auch keinen fatalen Unfall. Kurz gesagt: Es gibt keinen offensichtlichen Grund dafür, warum ich früh sterben sollte. Aber ich hatte gerade eine E-Mail bekommen, die mir nach einem Test von Tally Health mein biologisches Alter mitteilte – und ich war schockiert davon, dass ich scheinbar körperlich deutlich älter war als mein „chronologisches“ Alter von 26 Jahren.
Wenn wir über unser Alter nachdenken, geht uns dabei vielleicht erstmal die Anzahl der Kerzen auf unserer Geburtstagstorte durch den Kopf. Es gibt allerdings Forschende und sogar Ärzt:innen, die der Meinung sind, unser biologisches Alter sei eine viel wichtigere Zahl, wenn es darum geht, wie gut unsere Körper funktionieren.
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„Das biologische Alter repräsentiert, wie wir innerlich altern“, erklärt mir Dr. Adiv Johnson, der Leiter für Forschung und Innovation bei Tally Health, einer Biotechnologie-Firma, die sich mit dem biologischen Alterungsprozess beschäftigt. „Wenn du dir zwei Menschen ansiehst, die chronologisch 70 Jahre alt sind, einer von ihnen aber einen Berg besteigen oder einen Marathon laufen kann, der andere hingegen Schwierigkeiten hat, auch nur seinen Alltag zu bewältigen, wirst du schnell feststellen, dass diese beiden Leute auf sehr unterschiedliche Art altern. Genau da setzt die Vorstellung vom biologischen Alter an. Es hilft dabei, zu erklären, wieso Menschen mit demselben ‚Geburtstagsalter‘ so verschieden altern.“ Idealerweise entspricht dein biologisches Alter grob deinem chronologischen Alter oder liegt sogar darunter – nicht darüber, wie leider in meinem Fall. Das bedeutet, dass meine Zellen, DNA und Körperfunktionen nicht so funktionieren wie die einer „normalen“ 26-jährigen Person (und das ist vermutlich ganz allein meine eigene Schuld).
Aber nein, ich werde deswegen nicht automatisch früher sterben, versichert mir Dr. Johnson. Es geht beim biologischen Alter nämlich nicht um die Anzahl der Jahre, die wir noch zu leben haben – sondern um die Qualität dieser Jahre. Für Guru Banavar, den Chief Technology Officer bei der Biotechnologie-Firma Viome, gibt es einen klaren Unterschied zwischen „Lebenserwartung“ und „Gesundheitserwartung“. „Ein Beispiel: Jemand lebt vielleicht ganze 95 Jahre, muss sich die letzten 20 Jahre dieses Lebens aber sehr quälen“, meint er. „Wir möchten gern die längstmögliche Gesundheitserwartung für jeden Menschen herausfinden und ermöglichen. Denn wenn du bis 95 lebst, möchtest du auch bis 95 gesund sein.“
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Es gibt laut Banavar viele Möglichkeiten, das eigene biologische Alter berechnen zu lassen. „Manche [Forschende] berechnen es mithilfe deiner DNA oder einer Methylierung. Andere nutzen dazu deine Herzgesundheit, deine Hirngesundheit, deine Darmgesundheit. Es lassen sich alle möglichen Dinge anhand verschiedener Körperteile berechnen“, erklärt er. „Bei Viome ermitteln wir das biologische Alter anhand des Mikrobioms in deinem Verdauungstrakt.“ Dazu arbeitet der Test von Viome mit drei verschiedenen Proben: deiner Spucke, deinem Stuhl und deinem Blut. Tally Health hingegen untersucht deine DNA-Methylierung – also die Art, wie sich deine Gene chemisch verändern. Der Test ist deutlich simpler, weil er nur einen Abstrich der Mundschleimhaut erfordert. Elysium, eine weitere Firma, die das biologische Alter ermittelt, setzt ebenfalls auf DNA-Methylierung und Spucketests.
Um dein eigenes biologisches Alter herauszufinden, ist ein solcher Test notwendig. „Es ist wirklich schwer, etwas zu verändern, was du nicht gemessen hast“, meint Dr. Trinna Cuellar, Vizepräsidentin der Biologie und Leiterin der Forschung und Entwicklung bei Tally Health. „Wir geben den Leuten ein Werkzeug, um sich einen ersten Überblick darüber zu verschaffen, wie sie altern.“ Wichtig zu betonen ist aber auch, dass dein biologisches Alter nicht endgültig ist, sondern eher eine Art „Schnappschuss“ davon, wie du zum Zeitpunkt des Tests alterst. Und im Gegensatz zum chronologischen kann dein biologisches Alter ein Auf und Ab erleben. Wenn ich mir zum Beispiel gesündere Gewohnheiten aneignen würde – und beispielsweise besser schlafen, mehr Sport treiben, gesünder essen oder weniger Alkohol trinken würde – und denselben Test dann nach mehreren Wochen oder Monaten wiederholen würde, würde die dabei herauskommende Zahl vermutlich kleiner ausfallen.
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Auch der jeweilige Test kann dabei eine Rolle spielen: Wenn ich den Test von einer anderen Firma durchführen ließe, wäre das dabei berechnete biologische Alter womöglich auch ein anderes. „Jeder dieser Tests misst vermutlich das biologische Alter eines ganz spezifischen Teils deiner Biologie – wie zum Beispiel dein DNA-Alter, oder das Alter eines bestimmten Organs wie des Herzens“, erklärt Banavar. „Diese spezifischen Facetten deiner Biologie können unterschiedlich altern.“
Für die Forschenden geht es beim Verfügbarmachen dieser Informationen vor allem darum, einen gesunden Alterungsprozess zu fördern. „Wir haben sehr eindeutige Daten ermittelt, die darauf hinweisen, dass die Gesundheitserwartung der Menschen deutlich besser ausfällt, wenn sie positive Veränderungen umsetzen – und zum Beispiel auf eine mediterrane Ernährung oder mehr Stärke- oder Cardiotraining umsteigen. Sie leben nicht nur länger, sondern leben auch länger gesund“, erklärt Dr. Johnson.
Ist es also entscheidend für ein gesundes Leben, dein biologisches Alter zu kennen? Nein. Die meisten dieser Tests kosten Hunderte von Euros und sollen noch dazu mehrmals durchgeführt werden, um den Status deiner alternden Zellen zu überprüfen. Die Forschenden hoffen jedoch, die Kosten für diese Tests mit der Zeit reduzieren zu können, um sie für alle leichter verfügbar zu machen. „Ich bin der Meinung, der Test sollte für jeden Menschen verfügbar sein“, meint Banavar. „Dazu müssen wir aber erstmal den Preis reduzieren, den Maßstab vergrößern, und so weiter.“
Dr. Johnson zufolge wurde diese Technologie erst 2013 entwickelt. Wir stehen also noch relativ am Anfang dessen, herauszufinden, was der Test alles für uns tun könnte. Dennoch ist es enorm wertvoll, so viele Informationen wie möglich über deine eigene Gesundheit und dein Wohlbefinden – und ja, vielleicht auch dein Alter – zu bekommen. Obwohl sich die Forschenden und Ärzt:innen vielleicht noch nicht darauf festlegen können, was genau dich biologisch jünger machen könnte, sind sie sich zumindest in den Basics einig: eine ausgewogene Ernährung, regelmäßiger Sport, genug Sonnenlicht, hochwertiger Schlaf, weniger Stress, weniger Alkohol, mehr Gemüse. Ich selbst habe mir vorgenommen, mir bei alldem mehr Mühe zu geben. Und hey, wenn alles gut läuft, löst mein nächster Test zum biologischen Alter vielleicht nicht nochmal so eine Panik in mir aus.
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