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Eine „Astralscheidung“ half mir, mit meinem Ex abzuschließen

Illustration: Assa Ariyoshi.
„Wir müssen eine Astralscheidung vollziehen“, sagte die Frau, nachdem sie mir die Tarotkarten gelesen hatte. „Du musst alte Verbindungen kappen, um wirklich mit dem tollen Mann glücklich sein zu können, mit dem du als Nächstes zusammenkommst.“
Äh – wie bitte? „Eine Astral-was?“, fragte ich.
„Eine Astralscheidung“, wiederholte sie. „Dabei durchtrennst du die energetischen Stricke und markierst deine Beziehung in der Akasha-Chronik (die, wie ich später lernte, für alle Ereignisse deines Lebens steht) als ‚abgeschlossen‘. Dadurch bist du von deinen Energien her frei, um mit jemand Neuem zusammen zu sein.“ 
Alles klar.
Wie war es dazu gekommen, dass ich hier in diesem Wellness-Tempel saß – in dem ich mir normalerweise meine Massagen, Mani-, Pediküren oder Haarschnitte gönne – und mich von jemandem scheiden ließ, mit dem ich nicht mal verheiratet gewesen war?
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Ganz einfach: Daran war meine Suche nach einem „Abschluss“ schuld. Ich sehnte mich total danach, mit einer chaotischen Affäre abzuschließen, die durch ihr unbeständiges Auf und Ab dauernd meine Unsicherheiten und Zurückweisungsängste getriggert hatte. Am Ende hatte ich mich einfach nur noch gebrochen gefühlt. Ich hatte ihm die Macht überlassen, mich der Liebe würdig zu fühlen – und unwürdig.

„Wenn dich jemand zurückweist, schließ damit ab und such dir jemanden, der wirklich mit dir zusammen sein will“, sagte ich mir immer wieder selbst. Aber es brachte alles nichts.

Nach der Trennung versuchte ich monatelang, das Ganze zu verarbeiten, indem ich mit ihm telefonierte und ewig hin- und herschrieb. Wir sprachen darüber, wie wir uns fühlten und warum wir einfach nicht zusammen sein konnten (beziehungsweise, wieso er nicht mit mir zusammen sein wollte). Irgendwann flehte ich ihn sogar an, sich mit mir zu treffen. Wenn ich daran zurückdenke, zieht sich in mir bis heute alles vor Scham zusammen.
Ich dachte damals, ich könnte den ganzen Prozess schneller abhaken, indem ich mein gebrochenes Herz ignorierte und die Heilung „erzwang“, indem ich ihn dazu brachte, mir ins Gesicht zu sagen, dass er nicht mit mir zusammen sein wollte. Als wir dann aber doch zusammen im Bett landeten, wurde mir klar, dass meine Theorie hinkte. Keine meiner Methoden schien wirklich zu helfen. 
Illustration: Assa Ariyoshi.
Nach unserem letzten Treffen schleppte ich wochenlang dieses intensive Gefühl der Trauer mit mir herum. Der rationale Teil von mir redete mir ein, ich solle endlich darüber hinwegkommen. „Wenn dich jemand zurückweist, schließ damit ab und such dir jemanden, der wirklich mit dir zusammen sein will“, sagte ich mir immer wieder selbst. Aber es brachte alles nichts. Ich hatte einen Punkt erreicht, an dem ich jemand anderen brauchte, der:die mir sagte, dass alles gut werden würde, dass sich mein Glück schon wenden würde.
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Leider liefert eine „traditionelle“ Therapie nicht diese Art von Unterstützung. Also dachte ich mir: Wieso wandte ich mich nicht direkt an jemanden, der:die angeblich die Zukunft vorhersagen konnte? 
Ich buchte mir daher eine Session mit Jane Orr, einer angesehenen „intuitiven Beraterin“ mit psychotherapeutischem Hintergrund. Der ist nützlich, weil sich die meisten Menschen an Hellseher:innen, Handleser:innen und Co. wenden, nachdem sie etwas Aufwühlendes erlebt haben – wie zum Beispiel einen Tod, einen Karrierewechsel oder eine Trennung –, wonach sich eine Therapie empfiehlt.
Unsere Sitzung begann damit, dass sie die zehn Tarotkarten las, die ich aus ihrem Blatt gewählt hatte. „Das zentrale Motiv der von dir gewählten Karten sind emotionale Beziehungen“, sagte sie. Die Zehn der Kelche stand im Zentrum meiner Geschichte und bedeutete, dass sich meine inneren Gedanken momentan hauptsächlich mit Zufriedenheit, Glück und einer liebevollen Langzeitbeziehung beschäftigten. Da hast du sowas von Recht, dachte ich.

Nach einer Trennung seid ihr vielleicht körperlich getrennt. Energetisch und mental sieht das aber häufig anders aus.

Als Orr meine Karten las, sagte sie, es gäbe da jemanden, den ich nicht loslassen könne, der dafür sorgen würde, dass ich meine nächste (und tiefe) Beziehung hinterfragte. „Du kennst diese Person schon aus einem vergangenen Leben“, erklärte sie. „Daher habt ihr diese Verbindung, die es euch erschwert, euch voneinander zu lösen.“
Ob ich nun daran glaubte, was sie mir hier erzählte, oder nicht – mir wurde klar, dass ich nicht bereit sein würde, mich einer neuen Liebe zu öffnen, wenn ich diese Person losließ, die meine Gefühle nicht erwiderte.
Also ließ ich mich auf die „Scheidung“ ein. Orr erklärte, dass du zu Beginn einer neuen Beziehung immer sofort eine „energetische Bindung“ zu dieser Person eingehst. „Nach einer Trennung seid ihr vielleicht körperlich getrennt“, sagte sie. „Energetisch und mental sieht das aber häufig anders aus. Wenn dein:e Ex immer noch in deinen Gedanken oder Träumen verweilt, kann es dir enorm dabei helfen, damit abzuschließen, wenn du diese energetischen Verbindungen durchtrennst.“
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Dazu begann Orr mit einer geführten Visualisierung, um mich in einen meditativen Zustand zu versetzen, in dem ich meine Gedanken beruhigen und Klarheit schöpfen konnte, während ich mich auf die „Astralebene“ begab. Sobald ich dort angekommen war, legte sie ihre Hände auf meinen Kopf und begann, unverständliche Sätze zu murmeln, bevor sie mich wieder ins Hier und Jetzt zurückführte – direkt ins Behandlungszimmer, in dem ich lag.
Ich fragte sie, was während der Minuten geschehen war, in denen ich sie nicht hatte verstehen können. „Ich habe miterlebt, wie ihr beide eure Scheidung unterzeichnet habt“, sagte sie. „Er konnte gar nicht schnell genug unterschreiben, so sehr freute er sich darauf, damit abzuschließen. Du warst etwas zögerlicher und zaghafter, unterschriebst dann aber schließlich doch.“
Ihre Message war effektiv klar: „Er steht einfach nicht auf dich.“ Das hatte ja auch er quasi immer ausgedrückt; er wollte einfach nicht mit mir zusammen sein. Und für mich war die Sache damit endlich klar. Merkwürdig, dass ich für diese Erkenntnis eine Hellseherin gebraucht hatte – aber was soll’s.
Ich verließ den Raum und hatte den Eindruck, mir sei gerade eine enorme Last von den Schultern gefallen. Ich fühlte mich irgendwie gelöst; meine Gefühle für ihn hatten sich nicht verändert, aber meine Gefühle für die ganze Situation hatten eine Kehrtwende hingelegt. Ich hatte mich endlich mit der Idee angefreundet, ihn loszulassen.
Verstehe ich komplett, was da passiert ist? Nein. Würde ich eine Astralscheidung weiterempfehlen? Ja! Ist Hellseherei wirklich echt? Sind wir energetisch mit unseren Liebsten verbunden? Dazu darfst du dir gern eine eigene Meinung bilden. Ich weiß nur: Ich habe endlich mit meinem Ex abgeschlossen.

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