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Goth, Emo, Indie: Ich habe mich als verschiedene Teen-Gruppen fotografiert

Foto: Lauren Maccabee.
„Für mich ging es beim Fotografieren immer darum, mich mit echten Leuten im echten Leben zu unterhalten und sie kennenzulernen. Ich habe mich schon immer für Musik-Subkulturen und ihre jeweiligen gemeinsamen Identitäten interessiert. Weil ich dazu während der Pandemie keinen Zugang hatte, musste ich mir aber etwas Neues einfallen lassen, was ich dokumentieren konnte. Ich hatte auf einmal eine Menge Freizeit – also beschloss ich, mich mal an Selbstporträts zu versuchen.“
Die englische Fotografin Lauren Maccabee erzählt uns von der Story hinter ihrem Fotoprojekt In Concert. Indem sie in die Haut verschiedener Musikfans schlüpfte, hat Maccabee auf lustige, nostalgische Art diverse Teenie-Subkulturen und -Cliquen erkundet. Obwohl es für sie neu war, selbst vor der Kamera zu stehen, weiß sie aus eigener Erfahrung, wie wichtig diese Gruppen für die Erschaffung einer eigenen Identität sind. Vor ein paar Jahren besuchte sie für ein Magazin ein Drake-Konzert, um dort die Fans zu fotografieren, die vor der Konzerthalle anstanden. „Das war faszinierend. Ein Konzertbesuch ist ein bisschen so, wie zum Abschlussball zu gehen… Es ist eine große Sache. Vor allem, weil die Tickets so teuer sind“, erinnert sie sich. „Ich finde es echt interessant, dass du schon weißt, welche Musik auf einem Konzert gespielt wird, wenn du dir die Leute in der Schlange davor mal ansiehst. Die sind alle so aufgeregt. Ich erinnere mich selbst noch an die Outfits, die ich als Jugendliche zu Konzerten angezogen habe.“
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Maccabee erzählt, sie habe während ihrer eigenen Jugend selbst mit diversen „Szenen“ rumexperimentiert. „Wenn du in einem Vorort aufwächst, aber trotzdem noch in die Stadt kommst, bekommst du viele Trends in der Musik und Mode zwar mit, hinkst aber ein bisschen hinterher“, sagt sie. „Ich war definitiv erst in der Indie-Szene unterwegs und hatte dann eine Emo-Phase. Ich färbte mir die Haare schwarz und hatte einen Pony mit tiefem Seitenscheitel – und der Pony wurde immer toupiert. Ich glaube, mein Style spiegelte damals die Musik wider, die ich mir anhörte. Während meiner Emo-Phase war das viel Paramore, Fall Out Boy und Green Day. Ich hatte aber auch eine lange Indie-Phase – ich glaube, das ging den meisten Teenies in den späten Nullerjahren so. Damals hörte ich The Kooks, The Fratellis, Florence and the Machine, The Maccabees und die Arctic Monkeys.“ 
Von Emos über Goths bis hin zu Ariana-Grande- und Billie-Eilish-Fans: In Concert bewegt sich zwischen dem Hier und Jetzt und dem Nostalgischen hin und her, zwischen Teenie-Gruppen, mit denen sie selbst aufwuchs und neueren, mit denen sie nichts zu tun hat. „Ich wollte eigentlich erst nur ältere Szenen wie Glam Rock machen, aber die wirkten dann ein bisschen zu ‚schick‘“, erklärt sie. „Ich wollte, dass die Outfits glaubhaft aussehen und nicht zu sehr wirken wie eine Karikatur. Dadurch habe ich viele Secondhand-Läden und eBay durchsucht. Mir war es wichtig, dass auch zu heutigen Musik-Fans eine Verbindung zu erkennen war. Also schaute ich mir vorher viele Fotos von Fans vor Konzerten an, oder Bilder von Musiker:innen mit ihren Fans.“
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Während der Jugend ist es superwichtig, sich einer bestimmten Szene zuordnen zu können, oder? Die perfekten Outfits zu finden, die richtigen Alben zu hören oder sich mit Freund:innen und Crushes über Bands zu unterhalten – all das sind Erfahrungen, die uns zu den Menschen machen, die wir später sind, und Erinnerungen, an die wir gern zurückdenken. „Ich glaube, es verleiht dir ein Gefühl der Identität“, meint Maccabee. „Die Teenagerjahre sind so eine interessante Lebensphase – chaotisch, lustig, peinlich und verwirrend, manchmal auch sehr schwierig. Sich für ein Konzert anzuziehen, ist ein großer Moment. Ich schätze, deswegen macht es auch Sinn, dass so viele Coming-of-Age-Filme und Songs über dieses Alter geschrieben werden.“
Hier teilt Maccabee die Inspiration zu jedem ihrer Selbstporträts mit uns – und lädt uns dabei dazu ein, an unsere eigene Jugend zurückzudenken…

Emo

Foto: Lauren Maccabee.
„Zu Beginn meiner Teenie-Zeit hatte ich eine kurze Emo-Phase. Ich bin froh, dass ich meinen Myspace-Account schon vor langer Zeit gelöscht habe – so können mich die Fotos von damals wenigstens nicht mehr verfolgen! Ich habe mir damals immer so viel Mühe gegeben, meine Haare zu glätten und sie dann mit tonnenweise Haarspray zu fixieren. Meine Haare sind von Natur aus sehr lockig, aber ich war fest entschlossen, sie jeden Tag zu glätten. Die Accessoires in diesem Look waren meiner Meinung nach das Wichtigste. Die Chucks sind meine eigenen. Ich habe aber die weißen Schnürsenkel rausgenommen und sie gegen grüne ersetzt. Die Armbänder und Ketten habe ich selbst gebastelt – das hat ewig gedauert! Dieses Foto bedeutet mir sehr viel. Nicht, weil mir der Look so gefällt, sondern weil es mich daran erinnert, wie es war, eine unbeholfene Teenagerin zu sein, die zum Sonnenaufgang aufwachte, um sich stundenlang die Haare zu glätten, bevor sie sich Maybellines Dream Matte Mouse und jede Menge Kajal ins Gesicht schmierte, und vermutlich ‚Rawr xD‘ im MSN-Anzeigenamen zu stehen hatte.“
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Goth

Foto: Lauren Maccabee.
„In einem Park in meiner Heimatstadt gibt es diesen einen kleinen Park mit ein paar Bänken und ein bisschen Gras. Damals hingen dort jedes Wochenende alle Goths und Emos rum. Ich erinnere mich nicht mal mehr daran, dass ich da viel mit anderen Gruppen geredet hätte. Es ging mehr darum, einfach da zu sein. Irgendjemand postete auf Myspace, dass wir uns da treffen sollten, und dann saß man da einfach den ganzen Tag rum. Ich weiß noch, dass sich diese ganzen Style-Genres total verschieden anfühlten. Ich selbst war eher ein Emo, aber ich erinnere mich noch, dass ich dachte, die Goths sähen am coolsten aus. Ich hatte den Eindruck, sie folgten den Trends nicht so sehr wie andere Musik-Genre-Fans. Die Netzstrumpfhosen und Lederjacken waren ein wichtiger Bestandteil des Looks, und es war wichtig, dass das Outfit und die Accessoires alle schwarz oder silber waren. Ich glaube aber nicht, dass ich damit klarkäme, jeden Tag so viel Make-up zu tragen. Das erfordert schon viel Hingabe!“

Billie-Eilish-Fan / Pop

Foto: Lauren Maccabee.
„Dieses Foto entstand nur ein paar Tage, bevor Billie ein Foto von ihren frisch blondierten Haaren postete. Dadurch sieht das Foto jetzt schon irgendwie alt aus, was ich lustig finde. Ich hätte mir fast eine Perücke mit grünem Haaransatz gekauft – das kam mir aber definitiv zu sehr vor wie eine Karikatur oder eine Verkleidung, also beließ ich es bei ein paar grünen Strähnen. Ich glaube, die baggy Klamotten und die richtige Körpersprache waren sehr wichtig. Ich wollte mit ein paar grellen Farben außerdem ein paar Akzente setzen.“
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Country

Foto: Lauren Maccabee.
„Ich bin ein ziemlich großer Fan von Dolly Parton (ich glaube, insgeheim sind das viele?) und hatte mir vorher einen Podcast namens Dolly Parton’s America angehört, der mir total gefiel. Ich wollte einen Look kreieren, der sich nicht ganz so ‚jung‘ anfühlte und ein bisschen außergewöhnlicher war, also kam ich auf ‚Country‘. Dazu schaute ich mir Fotos von verschiedenen Country-Festivals in den USA an. Die Farben des Outfits waren mir dabei sehr wichtig. Es fühlte sich patriotisch an. Und natürlich mussten es Cowboystiefel sein!“

Ariana-Grande-Fan / Pop

Foto: Lauren Maccabee.
„Ich habe von Natur aus Locken und laufe schon mein ganzes Leben lang mit Pony rum. Deswegen war es eine bizarre Erfahrung, Extensions und glatte Haare zu haben und sie ganz streng zurückzukämmen. Dadurch kam ich mir merkwürdig entblößt vor. Obwohl ich Pop immer gerne höre, würde ich nicht behaupten, ich sei ein riesiger Pop-Fan. Dieser Look fühlte sich für mich vermutlich am fremdesten an. Hier war es mir wichtig, die Haare, das Make-up und die Schuhe richtig ‚hinzubekommen‘. Ich fand, es mussten ganz neue Nike Air Forces und eine Menge Contouring im Gesicht sein.“

Indie

Foto: Lauren Maccabee.
„Dieser Look kommt meinem eigenen Aussehen so gegen 2007/2008 wohl am nächsten. Das war echt ein komisches Gefühl, als ich die Fotos zum ersten Mal sah! Mir fiel auch auf, dass meine Körpersprache dabei ganz anders war, als sie es inzwischen eigentlich ist. Ich hatte meine Ärmel über meine Fäuste gezogen und lächelte ein bisschen schüchtern. Das Latzkleid und der Stoffbeutel waren superwichtig. Als ich noch zur Schule ging, hatte ich nie eine ‚richtige‘ Tasche – nur einen Stoffbeutel voller Zeug, das ich nie brauchte, den ich benutzte, bis er quasi auseinanderfiel. Alexa Chung und Alex Turner waren noch zusammen, als ich Teenagerin war, und ich weiß noch, dass ich damals dachte, wie cool die beiden aussahen. Ich finde es ein bisschen gruselig, dass dieser Indie-Look gerade wieder zurückkommt. Fast hätte ich ihn mit ein bisschen New-Rave-Vibes kombiniert, aber habe es dann doch gelassen. Damals sahen einfach alle so schlimm aus!“

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