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5 Frauen erzählen, wie ein Jahr der Video-Calls ihre Meinung zu ihrem Aussehen veränderte

Wenn ich einen Song aussuchen müsste, der das vergangene Jahr zusammenfasst, wäre das definitiv Beyoncés Me, Myself and I. Nicht bloß, weil er den Stress des (Pandemie-)Datinglebens ganz gut zusammenfasst, sondern vor allem wegen der Zeilen: „Me, myself and I / That’s all I got in the end / That’s what I found out“ („Ich bin alles, was ich am Ende habe / Das habe ich jetzt begriffen“). Fast 24/7 zu Hause zu sein, umgeben von Spiegeln, meiner Webcam, meiner iPhone-Kamera und endlosen, unzähligen Video-Calls, bedeutete, dass ich plötzlich öfter mit meinem Gesicht konfrontiert wurde als vor Corona. Und mit der Zeit fiel mir auf, wie dunkel meine Augenringe durch meinen unregelmäßigen Schlafrhythmus geworden waren; außerdem wurde es immer schwieriger, die Finger von meinen Masken-Pickeln zu lassen, während ich mich beim Zähneputzen im Spiegel anstarrte. Gleichzeitig war ich im Laufe der Monate von täglichem Make-up zu „Ach ja, ich besitze ja Make-up!“ übergegangen. An Silvester trug ich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit Glitzer-Lidschatten auf, um überhaupt irgendwaszu fühlen.
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Und weißt du was? Es funktionierte.
Das Make-up erinnerte mich daran, was ich eigentlich für eine Queen bin – selbst wenn ich mich während der Pandemie meistens überhaupt nicht so fühlte. Kaum schlug es Mitternacht, schminkte ich mich aber wieder ab, und seitdem habe ich mein Make-up weitestgehend vergessen. Weitestgehend. Denn zwischendurch ist es trotzdem schön, ein bisschen Concealer, Rouge und Lippenstift aufzutragen, damit einen Spaziergang zu machen und mich wie ich selbst zu fühlen.
Darüber habe ich mit fünf Menschen gesprochen. Wie hat sich ihre Beziehung zu ihrem eigenen Gesicht im Laufe der Pandemie verändert – und auf welche Beauty-Produkte konnten und wollten sie selbst im Lockdown nicht verzichten? Lies, was sie mir erzählten.
Photographed by Marie H Rainville.

Mein Gesicht wurde zu meiner Leinwand.

Mei Pang, 24
Foto: Marie H Rainville.
Anfang 2020 hatte ich gerade mit dem Trinken aufgehört und versuchte herauszufinden, wer ich eigentlich war. Vor Corona hatte ich immer nur „reinpassen“ wolle. Ich hatte mein Leben darauf abgestimmt, was andere von mir wollten, sowohl in Sachen Alkohol (ich hatte mit dem Trinken angefangen, weil andere tranken) als auch Aussehen. Heute versuche ich, mein bestes Ich zu werden.
Als Jungfrau-Geborene bin ich gerne beschäftigt. Mit einem ganzen Arsenal aus Make-up und plötzlich jeder Menge Freizeit fing ich also im Lockdown an, mit Tattoos und Make-up-Looks herumzuexperimentieren. Meine Tattoos und Outfits sind ziemlich neutral – Schwarz-, Weiß- und Grautöne –, also wurde mein Gesicht zur Leinwand für Farbe. Grelle und künstlerische Looks machen mich glücklich, und mein Make-up-Style wird immer mutiger, malerischer und realistischer. Letztens habe ich mit einem Gel-Eyeliner einen riesigen Tausendfüßler gezeichnet, der von meiner Stirn zu meinem Kinn runterkrabbelt. 
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Make-up hat für mich eine therapeutische Wirkung. Ich schminke mich für mich selbst und niemanden sonst. Auf meine Looks bin ich sehr stolz. Im August habe ich mich dann auch selbst tätowiert; das würde ich aber niemandem empfehlen. Die Linien sind schwach geworden, aber ich hatte nichts anderes zu tun, also probierte ich es einfach mal aus. Wenn der Lockdown vorbei ist – Daumen sind gedrückt –, will ich mir das Schlüsselbein und die Beine tätowieren lassen. Also quasi alles außer mein Gesicht.
Mein Lockdown-Beauty-Favorit: Individuell zusammengestellte Lidschatten-Paletten, wie zum Beispiel von MAC (70,00 € für vier Nuancen). Die Töne lassen sich auch als Rouge verwenden.
Photographed by Marie H Rainville.

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal was an meinem Gesicht würde machen lassen.

Kheiana Sharp, 26
Foto: Marie H Rainville.
Ich habe im letzten Jahr mit Fitness angefangen. Anfangs ging es mir dabei darum, Gewicht zu verlieren – aber es hat mir inzwischen so viel mehr geschenkt. Durch den Sport habe ich gelernt, meinen Körper samt seiner lockeren Haut zu schätzen, und ich habe mein Selbstbewusstsein zurückgewonnen.
Ich bewunderte selbst, wie stark ich wurde, bemerkte aber auch, dass sich mein Gesicht durch den Gewichtsverlust veränderte. Meine Lippen waren plötzlich nicht mehr so voll wie früher, weil ich auch im Gesicht abnahm. Ich liebe die Form meine Lippen, aber meine Oberlippe verschwand, wenn ich lächelte.
Nachdem ich mit einer Freundin gesprochen hatte, die sich Filler hatte injizieren lassen, entschloss ich mich für Lippen-Filler. Mein Termin war im Oktober, und danach liebte ich meine Lippen noch mehr als vorher! Die Form war noch dieselbe, aber die Lippen waren jetzt einfach voller. Zwei Monate später ließ ich mir auch die Wangen aufspritzen, weil mein Gesicht seine Definition verlor.
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Ich hätte nie gedacht, dass ich sowas mal würde machen lassen, weil ich immer der Meinung war, das würde bedeuten, etwas stimme mit meinem Aussehen nicht. Heute weiß ich: Ich kann mich selbst lieben und meine Gesichtszüge trotzdem verschönern wollen. Besonders meiner Mom fiel es schwer, das zu verstehen. Für mich ist „Schönheit“ aber eine Gefühlssache. Die Pandemie ist beschissen – aber ich bin dankbar für die Zeit, die sie mir gab, um zu lernen, mich selbst schön und in meiner Haut wohl zu fühlen. 
Mein Lockdown-Beauty-Favorit: Das Eucerin Acute Lip Balm (7,29 €). Ich habe meine Lippen früher immer gepeelt, weil sie rissig und trocken waren, aber seit ich das Balm benutze, sind sie superglatt.
Photographed by Marie H Rainville.

Make-up brachte mir Instagram-Follower ein – und mit denen sprach ich dann über wichtige Themen.

Delainee Antoine-Tootoosis, 24
Foto: Marie H Rainville.
Vor der Pandemie trug ich mattes High-Coverage-Make-up, dick aufgetragen. Meine Routine bestand aus porenfüllendem Primer, schwerem Concealer, Liquid- und Puder-Foundation, Augen-Make-up, dann flüssigem Lippenstift. Ich hatte starke Komplexe wegen meiner Haut, was sich auf meine geistige Gesundheit auswirkte. Das Make-up war quasi mein Sicherheitsnetz. 
Als die Maskenpflicht kam, wollte ich meine Zeit dann aber nicht mehr mit Make-up verschwenden, das ohnehin niemand sehen würde – und heute mache ich mir an den meisten Tagen nur noch die Augenbrauen und trage falsche Wimpern. Ich habe vorher viel zu verkrampft versucht, für Social Media perfekt auszusehen, und weiß jetzt, dass ich zu dieser toxischen Einstellung nicht mehr selbst beitragen will. Make-up ist für mich nicht mehr Pflicht, sondern eine Art Hobby. Ich verwende es, um Aufmerksamkeit auf Instagram zu bekommen und diese dann zu nutzen, um zum Beispiel über geistige Gesundheit und andere wichtige Themen zu sprechen.
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Ich denke, dass Frauen oft nicht so selbstbewusst sind, wie wir sein könnten. Wer nicht dem eurozentrischen Ideal entspricht, leidet unter dem gesellschaftlichen Druck, sich ihm zu beugen. Ich habe kleine Schwestern, Nichten und Cousinen und möchte für sie alle ein Vorbild sein. Ich will, dass sie wissen, dass sie nicht perfekt sein müssen und geliebt werden, wie sie sind. Mir ist heute klar, dass es wirklich Wichtigeres gibt, worüber wir uns mitten in einer Pandemie den Kopf zerbrechen sollten, als das „perfekte“ Aussehen.
Mein Lockdown-Beauty-Favorit: Das Lush Tea Tree Water (16,50 €). Ich benutze es als Toner und sprühe alles damit ein – meinen Körper, meine Haare, sogar meine Gesichtsmaske. Es ist supererfrischend und mein am vielseitigsten einsetzbares Produkt. Teebaum ist der einzige Wirkstoff, der gegen meine Akne hilft.
Photographed by Marie H Rainville.

Ich habe mit meinem Gender herumexperimentiert.

Jill Tuan, 17
Foto: Marie H Rainville.
Seit der Pandemie fühle ich mich immer wohler in meiner Haut. Vorher hatte ich schon seit einer ganzen Weile versteckt, wer ich wirklich sein wollte; einige ehemalige Freund:innen unterstützen mein Coming-out als nichtbinär leider nicht. Im Lockdown war ich plötzlich nicht mehr dauernd von Leuten umgeben. Ich konnte mich dadurch selbst hinterfragen und endlich bestimmen, wer ich wirklich bin.
Die sozialen Medien sind wie ein Fluchtweg gewesen, ein Ort, an dem ich mich mit Leuten austauschen konnte, die mich verstanden und meine Probleme nachvollziehen konnten, weil sie Ähnliches durchgemacht hatten. Dabei haben mich vor allem Fecal Matter inspiriert. Die beiden sind ein kreatives Duo aus Montreal, die mit den Grenzen des menschlichen Aussehens rumexperimentieren.
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Als nichtbinärer Mensch habe ich die Freiheit, zwischen Männlich- und Weiblichkeit zu schwanken. Ich liebe die Vorstellung, mich von anderen interpretieren zu lassen. Ich bin kein Mensch, der sich in eine Schublade stecken lässt. Vor allem durch Make-up habe ich im Lockdown begriffen, dass es eigentlich überhaupt keine Regeln für mein Aussehen gibt. Ich stehe besonders auf die futuristische Cyberpunk-Ästhetik und habe mir für einen Look eine silberne Linie quer über die Nase gezeichnet. Für mich ist Schönheit etwas, das sich immer weiter verändert – und die Pandemie hat mich gelehrt, die Meinung anderer zu ignorieren.
Mein Lockdown-Beauty-Favorit: Die e.l.f. 18 Hit Wonders Eyeshadow Palette (15,96 €). Damit kann ich so vieles machen. Ich habe vorher nie Lidschatten besessen – jetzt kann ich endlich die ganzen Looks ausprobieren, die ich auf Instagram gespeichert habe.
Photographed by Marie H Rainville.

Ich bin zufrieden mit meiner Haut.

Su’aad Hassan, 24
Foto: Marie H Rainville.
2020 war für mich das Jahr, in dem ich mich endlich gut um meine Haut kümmerte. Vor der Pandemie hatte ich mich dauernd von YouTube-Empfehlungen beeinflussen lassen und zum Beispiel 100 Dollar für ein Gesichtsöl ausgegeben – ein Kauf, den ich jetzt echt bereue. Für so viel Geld hätte das Öl echt zaubern müssen. 
Im Lockdown hörte ich aber damit auf, jede Woche neue, teure Produkte auszuprobieren, und blieb stattdessen drei bis vier Monate lang bei denselben, günstigeren Produkten. Noch dazu hatte ich vor Corona auch immer zu viele auf einmal benutzt. So hatten sie gar keine Chance gehabt, wirklich zu wirken. Jetzt besteht meine Skincare-Routine aus etwa vier Schritten; vorher waren es circa acht. 
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Ich bin dankbar dafür, dass ich meinen Job auch während COVID nicht verlor. Dadurch konnte ich Geld sparen, um mir eine professionelle Microneedling-Behandlung leisten zu können, die gegen meine Hyperpigmentierung und Aknenarben vorging. Im September und Oktober hatte ich meine erste und zweite Session, im Januar gönnte ich mir dann eine Eigenbluttherapie (auch „Vampire Facial“ oder „Vampire Lifting“ genannt). Die 500 Dollar dafür rechtfertigte ich damit, dass der Preis schon stark reduziert war. Noch dazu gab ich ja nicht mehr ein halbes Vermögen für Hautpflege-Produkte aus – und das Resultat der Sessions gefällt mir richtig gut, weil meine Narben deutlich weniger sichtbar, einige sogar ganz verschwunden sind. Inzwischen bin ich mit meiner Haut wirklich zufrieden. Der Lockdown hat mir beigebracht, mich vielseitiger und achtsamer weiterzuentwickeln. 
Mein Lockdown-Beauty-Favorit: Das Paula’s Choice Skin Perfekting 2% BHA Liquid Peeling (34,00 €). Da stecken zahlreiche aktive Wirkstoffe drin, durch die ich meine Tonerde-Maske ersetzen konnte, die meine Haut nur austrocknete und weitere Pickel verursachte. Ich benutze das Peeling zwei- bis viermal pro Woche.
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