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Wie du mit einer Freundschaft abschließt, die ohne Erklärung endete

Foto: Alexandra Gavillet.
Nicht alle Freundschaften sind für die Ewigkeit geschaffen. Wenn eine Freundschaft zerbricht, ist das meist ein schleichender Prozess: Manchmal entwickelt man sich in verschiedene Richtungen; manchmal sorgt auch fehlende Mühe dafür, dass eine Freundschaft einschläft. Aber was, wenn eine Freundschaft ganz plötzlich und ohne ersichtlichen Grund in die Brüche geht? Wie soll man mit einem solchen Verlust klarkommen, ohne eine Erklärung dafür zu bekommen? Dr. Sheri Jacobson, eine pensionierte Psychotherapeutin mit über 17 Jahren Berufserfahrung, kann hier weiterhelfen.
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Dr. Sheri Jacobson: Wenn es zu einem solchen Bruch kommt, den wir als Verlust empfinden, reagieren wir darauf mit Trauer – wie nach einem Todesfall. Die fünf Phasen dieser Trauer sind immer dieselben: Leugnen, Zorn, Verhandeln, Depression und Akzeptanz. Um mit der Tatsache abschließen zu können, dass eine Beziehung vorbei ist, musst du diese Gefühle aber erst einmal der Reihe nach verarbeiten. Wichtig ist, diese Emotionen nicht zu unterdrücken. Das verzögert die Akzeptanz – und ohnehin brechen diese Gefühle dann häufig ohnehin an anderer Stelle durch. 
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Anstatt dich also bewusst davon abzuhalten, diese Gefühle zu empfinden, lass dich auf sie ein. Dazu gibt es diverse Techniken. Eine Option ist das Tagebuchschreiben, das dir dabei hilft, deine Gedanken und Gefühle in Textform „rauszulassen“. Dabei kannst du so ehrlich sein, wie du möchtest, und deinen verletzten Gefühlen freie Bahn lassen, ohne dabei Angst zu haben, jemanden zu überfordern oder zu verärgern. Manche Menschen finden es schön, das Geschriebene danach zu zerreißen oder anderweitig zu zerstören. Das kann befreiend sein – und ein großer Schritt dahin, mit deinen Gefühlen rund um diese ehemalige Freundschaft abzuschließen.
Eine Therapie funktioniert ganz ähnlich. Dabei setzt du dich in einem sicheren Umfeld mit der Hilfe eines Therapeuten oder einer Therapeutin mit deinen Gedanken und Gefühlen auseinander. Er oder sie hilft dir dann dabei, diese Gefühle zu verarbeiten. Eine weitere Option – insbesondere in der Phase des Zorns – ist der Kampfsport (oder anderer Sport). Dabei drückst du deine schwierigen Gefühle vielleicht nicht in Worten aus, lässt sie aber doch über deine Bewegung raus.
Platonische Beziehungen können genauso viel bedeuten wie romantische Beziehungen. Wir denken vielleicht nicht so intensiv über sie nach, können aber dennoch unter Freundschaften leiden, die uns Schwierigkeiten bereiten, vorüber sind oder kurz davor stehen, zu enden. Um das Ende einer Freundschaft zu verdauen, kannst du dich derselben Mittel bedienen, die dir auch mit dem Abschluss einer Partnerschaft helfen.
Eine weitere gute Praxis, um so eine enge Bindung hinter dir zu lassen, ist die Achtsamkeitsübung, dich selbst daran zu erinnern, dass du vergangene Erlebnisse und Erfahrungen immer noch im Gedächtnis behalten und schätzen kannst, ohne sie „löschen“ zu müssen. Ein Ende einer Beziehung oder Freundschaft bedeutet nicht, dass eure tollen gemeinsamen Erinnerungen jetzt völlig wertlos sind. Diese Erfahrungen haben dir etwas bedeutet – und trotz des negativen Ausgangs kannst du diese Beziehung auch immer noch in einem positiven Licht betrachten. Das kann vor allem dann schwierig sein, wenn eure Freundschaft sehr abrupt endete oder du geghostet wurdest, ohne zu wissen, warum. Anstatt jetzt aber die gesamte Freundschaft in die „Schlecht“-Schublade zu stecken, halte dir vor Augen, dass du aus dieser Zeit doch ein paar wertvolle Momente und Erinnerungen mitgenommen hast.
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Jede einzelne Trennung (ob nun einer Freundschaft oder einer Partnerschaft) bringt ganz eigene Variablen mit sich. Einige Menschen wünschen sich eine deutliche Erklärung dafür, warum es vorbei ist, und würden unter einem abrupten Ende stark leiden; anderen hingegen ist eine Erklärung womöglich weniger wichtig. Auch darüber, ob Ghosting okay oder ein absolutes No-Go ist, lässt sich streiten: Manche Leute distanzieren sich lieber wortlos, ohne ihre Gründe dafür darzulegen, um die andere Person nicht zu verletzen. Manchmal ist es eben so, dass sich zwei Freund:innen auseinanderleben. Das der anderen Person zu erklären, kann sehr wehtun. Die meisten Leute treffen ihre Entscheidung, ob und wie sie eine Freundschaft beenden, nach bestem Wissen und Gewissen. Nur selten will jemand dem Gegenüber wirklich wehtun oder die Beziehung sabotieren. Oft geht es darum, sich selbst helfen zu wollen – und vielleicht auch der anderen Person.
Wenn du selbst in der Situation bist, eine Freundschaft beenden zu wollen, höre auf dein Bauchgefühl. Sieh dir deine eigenen Bedürfnisse und Vorlieben genau an, aber versuche auch, dich in die Position deines Freundes oder deiner Freundin hineinzuversetzen und zu überlegen, was er oder sie wollen würde. Dazu kannst du dich langsam herantasten – zum Beispiel mit zaghaften Nachfragen, anstatt direkt einen langen Monolog zu halten. Frage vielleicht etwas wie: „Wie findest du es, dass wir inzwischen weniger Zeit zusammen verbringen?“ Wenn du deine:n Freund:in hingegen mit einer langen Analyse deiner Gefühle überrumpelst, kann es gut sein, dass er oder sie das sehr persönlich nimmt. Wenn du es hingegen vorsichtiger angehst, begegnet dir dein Gegenüber eher offener, verständnisvoller und neugieriger. Über vieles lässt sich reden, wenn denn beide Seiten daran interessiert sind.
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Was du außerdem unbedingt bedenken solltest, ist, dass jede Art von Beziehung und Freundschaft kompliziert und oft auch chaotisch ist; das gilt ebenso für ihre Trennung. Nur selten enden romantische oder platonische Beziehungen auf eine Weise, die für beide Betroffenen zufriedenstellend ist. Du solltest dennoch darauf vertrauen, dass du auch das überstehst. Manche Menschen bleiben sehr lange in der Depressions- oder der Zorn-Phase „hängen“, ohne damit abschließen zu können; den meisten gelingt es aber. Dabei kann es sogar helfen, all das Gute aus dieser Freundschaft im Kopf zu behalten und dich an den schönen Erinnerungen zu erfreuen. Denn all diese Beziehungen, all diese Kontakte, beeinflussen letztlich, wer du bist – und wirst.
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