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6 Frauen erzählen, warum sie endlich ihren Job kündigten

ILLUSTRATION: DAIANA RUIZ.
Wir alle sind wohl schon mal länger als unbedingt nötig in einem Job hängen geblieben, den wir nicht unbedingt liebten. Manchmal zwingen wir uns dazu, es einfach durchzuziehen – schließlich ist die Arbeit ja ohnehin nie ein Ponyhof, oder? Und lohnt es sich überhaupt, sich nach dem ultimativen Traumjob zu sehnen, wenn wir uns mit einem durchschnittlichen Job doch viel besser auf unser Leben außerhalb der Arbeit konzentrieren können? Noch dazu können es sich viele von uns in finanziell schwierigen Zeiten wie diesen gar nicht leisten, den ungeliebten Job zu kündigen – selbst, wenn wir wollten.
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Größtenteils fühlt es sich außerdem leichter an, in einem Job zu bleiben, selbst wenn wir wissen, dass er nicht der richtige für uns ist. Vielleicht sogar, obwohl er sich auf unsere emotionale und körperliche Gesundheit auswirkt. Womöglich reden wir uns ein, es sei ja alles gar nicht so schlimm, und dass wir von Glück reden könnten, überhaupt einen Job zu haben. Oder wir nehmen uns vor, erst noch einen bestimmten Meilenstein zu erreichen, bevor wir dann kündigen. Manchmal wird die Situation dann aber so schlimm, dass wir keine andere Wahl mehr haben.
Für eine Kündigung gibt es natürlich immer ganz individuelle Gründe, und jede läuft ein bisschen anders ab. Was sie aber alle gemeinsam haben: Wir lieben es, diese Storys zu hören. Und genau deswegen haben uns sechs Frauen erzählt, was sie schließlich dazu brachte, ihren Job hinzuschmeißen.

Ich bin immer noch überrascht, dass ich dort so lange arbeitete, ohne komplett den Verstand zu verlieren.

Violet, 26
„Ich arbeitete vier Jahre lang in einem Videospielgeschäft und musste währenddessen viel Mist über mich ergehen lassen – von sexueller Belästigung bis hin zu generellem Respektmangel. Das Ganze fing an als ‚der coole Job, den alle wollten‘, wurde dann aber schnell zum ‚Tiefpunkt meines Lebens und dem schlimmsten Teil meiner Woche‘. Als Mitarbeiterin bekam ich dort einen guten Rabatt, und ich habe dem Job einige wichtige Freundschaften zu verdanken; als mir aber ein anderer Job angeboten wurde, reichte ich doch die Kündigung ein. Direkt danach fühlte ich mich unfassbar erleichtert, und ich bin immer noch überrascht, dass ich dort so lange arbeitete, ohne komplett den Verstand zu verlieren.“
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Mentale Gesundheit ist unbezahlbar!

Ayesha, 40
„Meine Kündigung war eine Kombi aus Burnout, der Erkenntnis, dass ich weniger verdiente als andere auf derselben Ebene, und einem wirklich beschissenen Chef (einem weißen cis hetero Mann in seinen 50ern, der großer Fan davon war, seine Angestellten zu gaslighten). Ich stieß auf eine Firma, für die ich wirklich gern arbeiten wollte, und strengte mich extrem an, um dort einen Job zu bekommen. Da verdiente ich plötzlich sehr viel weniger als vorher – aber ich bereue überhaupt nichts. Mentale Gesundheit ist unbezahlbar!“

Ich sollte mich doch mal in sie hineinversetzen und verstehen, wie sie sich dabei fühlte, dass ich einfach gegangen war.

Francesca, 32
„Meine Großmutter wäre beinahe gestorben, und ich nahm mir ein paar Tage frei, um bei ihr im Krankenhaus sein zu können. Meine damalige Chefin schrieb mir eine Nachricht, als ich gerade auf dem Weg dorthin war, und setzte mich unter Druck, zurück ins Büro zu kommen. Ihre Begründung: Ich sollte mich doch mal in sie hineinversetzen und verstehen, wie sie sich dabei fühlte, dass ich einfach ins Krankenhaus gefahren war.“

Anstatt uns durch unbezahlte Überstunden kaputtzuarbeiten, kündigten ein paar von uns gleichzeitig. Das war so ein befriedigendes Gefühl.

Jana, 30
„Der Job an sich hatte mir immer Spaß gemacht, aber die millionenschwere Firma, für die ich arbeitete, kündigte andauernd Leute und zwang uns, die Verbliebenen, dazu, die zusätzliche Arbeit zu übernehmen. Wir arbeiteten uns zugrunde. Während der Pandemie wurde dann zusätzlich die Hälfte meines ohnehin schon halbierten Teams entlassen, um Geld zu sparen. Zweieinhalb Jahre später – nachdem sie gerade zwei ihrer bisher profitabelsten Quartale des letzten Jahrzehnts hatten – haben sie ihren ‚Einstellungsstopp‘ aber immer noch nicht aufgehoben. Anstatt uns also durch unbezahlte Überstunden kaputtzuarbeiten, weil jede einzelne Person die Arbeit von vier Angestellten erledigen muss (und das für eine Firma, die uns nie dafür wertschätzte), kündigten ein paar von uns gleichzeitig. Das war so ein befriedigendes Gefühl, und ich glaube nicht, dass ich diese Entscheidung allzu bald bereue.“
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Ich bekam andauernd zu hören, dass ich meine Traumbeförderung quasi schon in der Tasche hatte. Als es dann soweit war, besetzte ein Chef in einer ganz anderen Abteilung die Stelle aber mit seiner Tochter.

Kai, 28
„Ich wusste, dass man mich nur wegen meiner Hautfarbe angestellt hatte, redete mir aber ein, dass das egal sei, weil ich ja wusste, dass ich für den Job qualifiziert war und ihn verdammt gut machte. Im Laufe der Jahre ließ ich beiläufigen Rassismus also kommentarlos über mich ergehen und ließ zu, dass meine Vorgesetzten das Lob für meine Arbeit kassierten und mich zum Aushängeschild für ‚Diversity‘ machten. Ich wurde sogar in eine Diversity-Arbeitsgruppe gesteckt, in der ich gar nicht sein wollte und die sich außerhalb der Arbeitszeiten traf.
Der Tropfen, der mein Fass zum Überlaufen brachte, kam dann, als ich endlich die Beförderung zu meiner Traumposition hätte bekommen sollen. Ich wusste, dass ich absolut qualifiziert dafür war, und bekam andauernd zu hören, dass ich den Job quasi schon in der Tasche hatte. Als es dann soweit war, besetzte ein Chef in einer ganz anderen Abteilung die Stelle aber mit seiner Tochter. Die hatte gerade erst ihr Studium abgeschlossen und mehrmals betont, dass sie überhaupt keine Lust auf den Job hatte. Als verkündet wurde, dass sie ihn bekommen würde, wurde mir klar, dass es für mich in dieser Firma wirklich keinen Platz gab. Ich hatte wirklich nichts gegen die Frau, aber der daraus entstehende Frust hätte meiner geistigen Gesundheit nur geschadet.“

Ich hatte ohnehin schon keine Lust mehr auf den Job gehabt – aber als mein eigener Manager log, um sich selbst besser aussehen zu lassen, hatte ich endgültig die Schnauze voll.

Sharni, 29
„Rezeptionistin zu sein, ist kein leichter Job. Ich weiß, dass viele vom Gegenteil ausgehen – aber wir sind diejenigen, die alle Kund:innenbeschwerden abbekommen, und das kann echt anstrengend sein. Ich beschloss, die Kündigung einzureichen, nachdem ein Kunde so aggressiv mit meinem Manager gesprochen hatte, dass ich den Kunden fragte, ob wir das Sicherheitspersonal bitten sollten, ihn rauszuwerfen. Der Kunde fing daraufhin an, mich rassistisch zu beleidigen, und es musste tatsächlich jemand vom Security-Dienst kommen, um den Mann zu entfernen. Die Situation war nicht okay – aber mein Manager stand währenddessen einfach wortlos hinter mir. Wenigstens bedankte er sich danach bei mir.
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Als es danach aber darum ging, einen Bericht über das Ganze zu schreiben, lief es total aus dem Ruder. Mein Manager schrieb, er hätte versucht, die Situation zu entschärfen, für die ich verantwortlich gewesen sei, und dass ich mich nicht hätte beruhigen lassen. Die Firma glaubte das. Weil ich noch nie irgendwen angebrüllt habe und eigentlich sehr gut darin bin, mich von Kund:innen anschreien zu lassen, ohne selbst auszurasten, fühlte ich mich davon extrem beleidigt. Ich hatte ohnehin schon keine Lust mehr auf den Job gehabt – aber als mein eigener Manager log, um sich selbst besser aussehen zu lassen, weil er die Situation überhaupt nicht in den Griff bekommen hatte, hatte ich endgültig die Schnauze voll. Der kann mich mal!“
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