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Gefeuert zu werden, brachte mich meinem Traumjob näher

Illustration: Vivienne Shao.
In unserer Reihe Salary Stories gewähren uns Frauen mit langjähriger Berufserfahrung offene Einblicke in den wohl intimsten Teil des Jobs: das Gehalt. Wir werfen einen ehrlichen Blick in die komplizierte Welt der Vertragsverhandlungen, Gehaltserhöhungen, Beförderungen und Arbeitslosigkeit, in der Hoffnung, damit junge Frauen dazu zu inspirieren, stark für sich selbst einzutreten – und vielleicht auch mal ein paar Risiken einzugehen.
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Alter: 25
Aktuelle Branche & Jobbezeichnung: Öl- und Gasfirma, Contract Specialist
Aktuelles Gehalt: 37.000 Euro
Berufserfahrung in Jahren: zwei
Einstiegsgehalt: 24.000 Euro, 2021
Größter Gehaltssprung aufwärts: von 25.000 zu 37.000 Euro, 2022
Größter Gehaltssprung abwärts: von 28.000 zu 24.000 Euro, 2022
Größtes Verhandlungsbedauern: Im Vorstellungsgespräch für meinen aktuellen Job sagte ich, ich würde nicht weniger Gehalt als 35.000 Euro akzeptieren. Als ich 37.000 Euro angeboten bekam, war ich so schockiert und glücklich, dass ich gar nicht weiter verhandelte. Jetzt weiß ich besser über den Gehaltsstandard innerhalb der Branche Bescheid und glaube, dass ich auch mehr hätte raushandeln können.
Bester Gehaltstipp: Mach dir bewusst, wie viel du wert bist. Ich blieb in Jobs, wo ich furchtbar behandelt wurde, extrem lange Arbeitstage hatte und trotzdem quasi Mindestlohn bekam. Ich war völlig ausgebrannt, frustriert und schwor der ganzen Branche ab – alles wegen eines schlechten Jobs. Jetzt weiß ich, dass ich mehr wert bin als dieser Job, und dass man anderswo meine Werte und meinen Wert anerkennt. Ich wünschte, ich wäre dort nicht länger geblieben als nötig, weil ich glaubte, das sei alles normal. Es ist nichts normal daran, bei der Arbeit zu weinen.
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2019 – Erster Job (während des Studiums) – Rezeptionistin – 12.000 Euro Jahresgehalt

Meinen ersten Job fand ich in dem Wohnheim, in dem ich während meines Studiums lebte. Der Gebäudemanager hatte gekündigt, und ich fing an, dort in Vollzeit zu arbeiten, während nach einem Ersatz für ihn gesucht wurde. Das war damals ein großer Schritt und sehr viel Verantwortung. Ich arbeitete etwa vier Monate lang in Vollzeit, bevor ich mir eine Stelle als Abendrezeptionistin sicherte und dafür kaum mehr als den Mindestlohn bekam. Als ich wegen der Corona-Pandemie schließlich wieder nach Hause zog, kündigte ich den Job.

2021 – Erster Job nach dem Abschluss – Verwaltungsassistentin – 24.000 Euro Jahresgehalt

Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, bekam ich einen Job als Verwaltungsassistentin in einer Firma für sozialen Wohnungsbau. Es war nur eine temporäre Stelle; ich vertrat eine Angestellte im Mutterschutz. Der Job fand hauptsächlich im Homeoffice statt und war demnach sehr einsam. Damals verdiente ich aber immerhin mehr als nur den Mindestlohn, was mich sehr freute. Ich ließ mir genug Zeit, um mir in Ruhe eine feste Stelle zu suchen, und genoss es, ein bisschen mehr Geld zu haben als früher.

2021 – Jobwechsel – Rechtsanwaltsgehilfin – 25.000 Euro Jahresgehalt

Weil es mir nicht gelungen war, einen Platz für eine juristische Ausbildung in einer Anwaltskanzlei zu ergattern, bekam ich dort aber immerhin den Job als Rechtsanwaltsgehilfin. Das bedeutete extrem viel Verantwortung, und obwohl mir Überstunden nicht bezahlt wurden, arbeitete ich pro Woche etwa 50 bis 60 Stunden, und das für 25.000 Euro im Jahr. Das Arbeitsumfeld war sehr toxisch. Damals wusste ich aber noch nicht, dass das nicht normal ist. Nach sechs Monaten voller langer Nächte, Burnout und Tränen wurde mir in einem furchtbaren Teams-Call von einem der Anwält:innen mitgeteilt, ich hätte meine Probezeit nicht bestanden. Als ich fragte, wieso, sagte er mir, ich sollte aufhören zu fragen und es einfach hinnehmen. Das war für mich eine schlimme Erfahrung, und ich hatte das Gefühl, in meiner Karriere schon versagt zu haben, bevor sie wirklich begonnen hatte.
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2022 – Jobwechsel – Verwaltungsassistentin – 28.000 Euro Jahresgehalt

Ich kontaktierte die Zeitarbeitsagentur, die ich schon vorher beauftragt hatte, und wurde an eine örtliche Uni vermittelt, die für 28.000 Euro pro Jahr eine Verwaltungsassistentin suchten. Dieser Job fiel mir sehr leicht, und die Kolleg:innen waren superlieb – was ich dringend nötig hatte. Schon nach etwa einer Woche dort hatte ich eine neue feste Stelle gefunden, arbeitete dann aber doch rund sechs Wochen an der Uni, bevor ich wechselte.

2022 – Jobwechsel – Haftungsanalystin – 24.000 Euro Jahresgehalt

Ich fing einen neuen Job in einer anderen Branche an (bei einer Versicherung), wenn auch für weniger Gehalt. Die neue Stelle war aber toll. Ich hatte liebe Kolleg:innen, hilfsbereite Vorgesetzte und viel Verantwortung. Ich wusste dennoch relativ schnell, dass der Job nicht zu mir passte. Es gab quasi keine Aufstiegschancen, kaum jemand von den Angestellten blieb sonderlich lange, und die Aufgaben wurden nach etwa sechs Monaten sehr langweilig.

2022 – Gehaltserhöhung – Haftungsanalystin – 25.000 Euro Jahresgehalt

Wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten bekam ich eine kleine Gehaltserhöhung. Damals performte ich besser als alle anderen in meinem Team – und als ich erfuhr, dass andere eine größere Erhöhung bekommen hatten, wusste ich, dass es Zeit war, mir was Neues zu suchen. Ich musste jeden Monat an meine Ersparnisse ran, um überhaupt über die Runden zu kommen, und die Aufgaben waren nicht erfüllend genug, um das wert zu sein.

2022 – Jobwechsel – Contract Specialist – 37.000 Euro Jahresgehalt

Auf LinkedIn schrieb mich eine Personalvermittlerin an, ob ich nicht Interesse an einer Position als Contract Specialist hätte – also als Expertin für Verträge. Ich beschloss, dass ich nichts zu verlieren hatte, und sagte im Vorstellungsgespräch ganz offen, dass ich nichts unter 35.000 Euro akzeptieren würde. Ich glaubte, wir würden uns auf einen Kompromiss um die 30.000 Euro einigen; als ich dann aber 37.000 Euro angeboten bekam, war ich total begeistert. Der Job war, obwohl er in einer ganz anderen Branche war, meiner Position als Rechtsanwaltsgehilfin sehr ähnlich – aber weniger toxisch. Ich habe jeden Tag mit Rechtsanwält:innen zu tun und verfasse Verträge. Es ist ein toller Job, ich mache jeden Tag um 17 Uhr Feierabend und bin so froh, dass ich damals aus der Kanzlei gefeuert wurde, weil ich ansonsten wohl nie in diesem neuen Job gelandet wäre. Hier werde ich jetzt bleiben, Erfahrung sammeln, mein Wissen und Selbstbewusstsein aufbauen – in der Hoffnung, dass ich mich hier selbst eines Tages zur Juristin ausbilden lassen kann.
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