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Ich liebe meinen Job, aber das Gehalt ist ein Witz – was kann ich tun?

Willkommen bei Taking Stock. In dieser Kolumne beantwortet die Finanzberaterin Paco de Leon alle schwierigen, emotional aufgeladenen Fragen rund ums Geld. Die letzten drei Jahre waren viele von uns dazu gezwungen, unsere finanziellen Prioritäten auf den Kopf zu stellen, und Taking Stock soll dir dabei helfen, den Durchblick zu behalten.
Diesmal hören wir von jemandem aus der chronisch unterbezahlten akademischen Welt.
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Liebe Paco,
ich weiß, dass es wichtig ist, mir Geld anzusparen und meine Schulden abzubezahlen, aber aktuell kann ich weder das eine noch das andere tun.
Ich bin seit 2018 dabei, meinen Doktortitel zu machen. Das Gehalt in diesem akademischen Feld ist aber berüchtigt klein. Ich habe zwar das Glück, in einer Stadt mit niedrigen Lebenshaltungskosten zu wohnen, muss aber trotzdem darauf achten, möglichst wenig Geld auszugeben. Gleichzeitig bin ich finanziell auf die Hilfe meiner Familie angewiesen. Mittlerweile habe ich nebenbei noch einen Vollzeitjob begonnen, der mir deutlich mehr bezahlt; es reicht aber immer noch nicht, um mir wirklich etwas anzusparen. Ich lebe quasi von Monat zu Monat, und kann mir dank des Jobs gerade so leisten, ab und zu mal auswärts zu essen und meine Rechnungen rechtzeitig zu bezahlen.
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Die Inflation hat alles noch viel schwieriger gemacht. Weil ich aber schon seit Beginn meines Studiums einige Spartaktiken entwickelt habe (ich mache zum Beispiel meine Mahlzeiten davon abhängig, was im Supermarkt gerade im Sale ist, und kaufe nur in günstigeren Läden), komme ich schon klar – obwohl ich durch meine chronische Unterbezahlung definitiv ein finanzielles Trauma entwickelt habe.
Es ist einfach sehr frustrierend, dieser drohenden Rezession entgegenzublicken und zu wissen, dass ich in meinem akademischen Feld voraussichtlich ewig unterbezahlt sein werde. Wie kann ich trotzdem dafür sorgen, dass meine finanzielle Zukunft gesichert ist?
Alles Liebe,
die unterbezahlte Akademikerin
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Liebe unterbezahlte Akademikerin,
erstmal herzlichen Glückwunsch dazu, dass du einen Vollzeitjob gefunden hast, der dir deutlich mehr Gehalt einbringt! Obwohl du zwar immer noch versuchst, aus dem monatlichen Kreislauf auszubrechen, in dem du quasi von Gehalt zu Gehalt lebst, hilft es dir sicher enorm, durch diesen zweiten Job mehr Einkommen zu generieren.
Du lebst ja scheinbar bereits sehr verantwortungsbewusst und hältst zum Beispiel deine Lebensmittelkosten möglichst gering. Typischerweise geben wir für Essen, Miete und Transport das meiste Geld aus. Wenn du in all diesen Kategorien also – auch durch die niedrigen Lebenshaltungskosten in deiner Stadt – schon einsparst, ist das ein toller Anfang!

Konzentriere dich auf dein Einkommenspotenzial

Ein bescheidenes Leben ist sicher hilfreich für deine finanzielle Gesundheit. Denk aber daran, dass du immer einen gewissen Betrag für dein alltägliches Leben wirst einberechnen müssen. Deswegen fände ich es wichtig, deinen Fokus stattdessen auf dein Einkommenspotenzial zu verlagern. Könntest du dein jetziges Einkommen zum Beispiel durch ein Stipendium oder akademische Finanzhilfen wie BAFöG ergänzen? Kannst du mittelfristig vielleicht eine Gehaltserhöhung verhandeln?
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Diese Verhandlung gehst du zum Beispiel so an: Gehen wir mal davon aus, du willst nächstes Jahr acht Prozent mehr verdienen. Bevor du im nächsten Jahresgespräch darum bittest, solltest du dich schon lange vorher mal mit deinem:deiner Vorgesetzten zusammensetzen. In diesem Meeting fragst du dann, was du zwischen dem jetzigen Zeitpunkt und deinem nächsten Jahresgespräch tun müsstest, um eine achtprozentige Gehaltserhöhung zu verdienen. Bitte dabei um messbare Werte, anhand derer du einschätzen kannst, ob das überhaupt möglich wäre. Glaubst du, das ginge, kannst du deinen Fortschritt im Laufe der nächsten Monate aufzeichnen und diese Daten deinen Vorgesetzten vorlegen. Bedenke aber, dass dieser Rat ziemlich allgemein ist und sich die Kultur und Details deiner Branche auf deine Herangehensweise an eine solche Verhandlung auswirken.
Langfristig ist es wichtig für dich, anzuerkennen, dass deine finanzielle Stabilität von deiner Einkommensfähigkeit abhängt. Sparen, investieren und Schulden abbezahlen zu können, ist letztlich von deinem Einkommen abhängig – nicht nur von deiner Fähigkeit, deine Ausgaben möglichst gering zu halten.
Überlege dir auch mal gründlich, was dich am Ende deiner Doktorandinnenzeit erwartet. Welche Möglichkeiten bieten sich dir danach? Und wie viel Geld würde dir jede dieser Optionen einbringen? Gibt es für deine Fähigkeiten auch außerhalb des akademischen Umfelds einen Bedarf, der sich finanziell eher lohnen würde? Deine Expertise und Recherche-Erfahrungen könnten sich auch in diversen Branchen auszahlen. Allein schon die Erkenntnis, dass du mehrere Optionen zur Auswahl hast, könnte dir deinen finanziellen Stress (zumindest teilweise) erleichtern.
Behalte all deine möglichen Karrierepfade im Hinterkopf, wenn du dir überlegst, welche neuen Fähigkeiten sich für dich lohnen könnten und wen du treffen solltest, um dein berufliches Netzwerk zu erweitern.
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Investiere in dein zukünftiges Ich – selbst mit kleinen Schritten

Angesichts deiner Einkommensbeschränkungen klingt es nicht so, als könntest du sofort etwas gegen deine Schulden unternehmen und gleichzeitig für deine Zukunft sparen. Bedenke aber, dass das nur deine aktuelle Position beschreibt – und dass du auch jetzt die Möglichkeit hast, deine Zukunft mithilfe kleiner Handlungen zu gestalten, sowohl kurz- als auch langfristig.
Fang klein an! Auch kleine Beträge summieren sich im Laufe der Zeit und können letztlich einen großen Unterschied machen – wie Wellen, die im Laufe der Jahre Gestein abbauen und so eine Klippe erschaffen können. Selbst wenn du jeden Monat nur einen kleinen Teil deines Gehalts (sogar ein Prozent) beiseitelegen kannst, ist es wichtig und gut, dich schon jetzt an diese Sparmethode zu gewöhnen. Wenn du dann irgendwann mehr verdienst, kannst du diesen Betrag vergrößern. Bei deinen Schulden kannst du ähnlich vorgehen: Verschaffe dir einen Überblick darüber, wie viel du schuldest, und rechne aus, wie viel du monatlich verdienen musst, um jeden Monat ein bisschen zurückzahlen zu können.
Wenn dich die Vorstellung nervös macht, bei der Arbeit eine Gehaltserhöhung zu verhandeln, fang auch hier klein an. Stelle Bekannten zum Beispiel leichte Fragen rund ums Geld – zum Beispiel: Wofür gibst du am liebsten Geld aus? Wie viel Geld bräuchtest du heute, um jetzt in Rente gehen zu können? Hast du irgendwelche Tipps für die Gehaltsverhandlung?
So einschüchternd es auch sein kann, deine Finanzen aus verschiedenen Blickwinkeln anzugehen, dich deinem Trauma zu stellen und es zu bewältigen, profitiert deine Zukunft enorm davon. Diese ersten, kleinen Schritte sind immerhin der Anfang deines Wegs in Richtung einer gesunden finanziellen Zukunft.
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Deine Finanzfreundin
Paco
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