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Ginny & Georgia, Bridgerton, Gossip Girl: Hollywood-Serien haben ein Colorismus-Problem

Es ist eins der durchgängigsten – und frustrierenden – Probleme Hollywoods: Dunkelhäutige Schwarze Mädchen und Frauen werden konsequent in den Hintergrund verbannt.

Wellenlinie
Als die ersten Fotos vom Gossip-Girl-Reboot im Netz landeten, wurde die neue Serie für ihr „diverses“ Upgrade im Vergleich zum ausschließlich weißen Cast des Originals gelobt. Während sich die Macher:innen von Gossip Girl 1.0 bis heute dafür entschuldigen, eine Serie mit sechs (!) weißen Hauptdarsteller:innen gedreht zu haben, wurden die drei Schwarzen Schauspielerinnen des Reboots (Jordan Alexander, Whitney Peak und Savannah Lee Smith) als positives Symbol für einen längst überfälligen Fortschritt gesehen. Und obwohl das durchaus auf eine gewisse Veränderung in Hollywood hindeutet, betrachten viele Schwarze Frauen die Gesichter von Gossip Girl 2.0 etwas anders – nämlich als Beweis für den hartnäckigen Colorismus, der die TV-Industrie bis heute plagt: die Benachteiligung von Menschen mit dunklerer Haut.
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Alle drei der Schwarzen Darstellerinnen aus Gossip Girl sind nämlich hellhäutig – die einzige Nuance Schwarzer Hauttöne, der diese Industrie Hauptrollen zugesteht. Dieses anstrengende Problem betrifft vor allem Schwarze Frauen und Teenagerinnen. Wenn man dann doch mal dunkelhäutige Charaktere in Hauptrollen (oder überhaupt) sieht, werden die von Schwarzen Männern und Jungs gespielt. Genau deswegen verbinden viele Zuschauer:innen (wenn auch vielleicht unterbewusst) dunklere Haut mit Männlichkeit, hellere Haut mit Weiblichkeit. Dunkelhäutigere Schwarze Frauen werden selten als beliebte, hübsche, begehrenswerte Charaktere dargestellt (siehe Gossip Girl). Die Konsequenz: Das Auslöschen dunkelhäutiger Schwarzer Weiblichkeit befeuert die Vorstellung, hellere Haut stünde für Sanftheit, Schönheit und Zerbrechlichkeit, und verknüpft dunklere Haut mit typisch maskulinen Eigenschaften wie Stärke, Aggression und Arroganz. Klar könnte man es jetzt als Repräsentations-Sieg feiern, wenn überhaupt Schwarze Darsteller:innen gecastet werden, ob nun hell- oder dunkelhäutige; wenn aber doch beim Casting Schwarzer Frauen und Mädchen immer wieder derselbe Schwarze Hautton – nämlich der hellere – dunkleren gegenüber bevorzugt zu werden scheint, kann man das dann wirklich als „Sieg“ bezeichnen? 
Das betrifft übrigens nicht nur das Gossip-Girl-Reboot. Denselben Colorismus sehen wir zum Beispiel im Film In The Heights, der diese Woche in den Kinos anläuft: Dunkelhäutige Schwarze Menschen sucht man hier vergeblich, obwohl die Nachbarschaft, in der der Film spielt, eigentlich voll von ihnen sein sollte. Auch dunkelhäutige Schwarze Teenagerinnen scheint es in keiner beliebten Netflix-Serie zu geben (Ginny & Georgia, Noch nie in meinem Leben…, Outer Banks). In Noch nie in meinem Leben…spielt mit Niecy Nash zwar eine dunkelhäutigere Schwarze Frau mit; ihr Charakter ist aber die stereotypische, mütterliche Rolle der „Schwarzen Therapeutin“, die nur dazu dient, dem:der Protagonist:in zu helfen. Zwar wurde das Colorismus-Problem sogar im Netflix-eigenen Podcast „Okay, Now Listen“ angesprochen, doch spuckt Netflix immer weiter Content aus, in dem dunkelhäutige Schwarze Mädchen und Frauen größtenteils fehlen. 
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Sogar Serien, die dafür gefeiert werden, mit ihrer Darstellung Schwarzer Charaktere veraltete Stereotypen anzufechten (wie zum Beispiel Euphoria oder Black-ish), setzen weiterhin auf Colorismus, und ihre Stars profitieren vom Hellere-Haut-Privileg, das sie in Hollywood genießen. Wir lieben Zendaya dafür, dass sie eine der bekanntesten (und Emmy-preisgekrönten) TV-Schauspielerinnen ihrer Zeit ist, die mit ihrer Darstellung einen jungen, komplexen, Schwarzen, LGBTQ-Charakter zum Leben erweckt. Und obwohl Zendaya ihr coloristisches Privileg selbst schon mehrfach angesprochen hat, sagt es doch eine ganze Menge über Hollywood aus, dass eine für Schwarze Teenager:innen so repräsentative Rolle an eine hellhäutige Schauspielerin ging – und das in einer Serie, in der es keine dunkelhäutigen Schwarzen Mädchen zu geben scheint. 
Versteh uns nicht falsch: Viele der hier erwähnten Schauspielerinnen sind natürlich extrem talentiert. Trotzdem versteckt sich Hollywood schon zu lange hinter der Ausrede, es verteile seine besten Rollen eben einfach an die bestenDarsteller:innen. Obwohl „diversity“ als absolute Priorität angepriesen wird, entscheidet sich Hollywood immer noch zu oft gegen eine komplexe Darstellung aller Schwarzen Nuancen, zugunsten des absoluten Minimums von Inklusion (sprich: die Schwarzen Darsteller:innen, die hell genug sind, damit sich die weißen Filmstudio-Bosse damit noch wohl fühlen). 

Wer diesen Colorismus ignorieren kann, beweist damit Ignoranz und Privilegien – ja, selbst unter Schwarzen Menschen.

Als sich der Regisseur von In The Heights, John M. Chu, für seine Casting-Entscheidungen verteidigte, erzählte er gegenüber The Root, er habe „Leute [ausgesucht], die die beste Wahl für diese Rollen waren“. Damit wiederholte er aber nur einen weißen Refrain, der eine rassistische Tatsache zu übertünchen versucht: dass helle Hauttöne mit überlegenem Talent gleichgesetzt werden und Schwarze Menschen da nur mithalten können, wenn sie gewissen eurozentrischen Schönheitsidealen entsprechen. Uns wird eingeredet, die talentiertesten Besetzungen für nicht-stereotypische Rollen seien eben bloß zufällig hellhäutig(er); dabei sind die Leute, die die Entscheidungen treffen, in Wahrheit zutiefst voreingenommen und lassen sich von rassistischen Stereotypen einreden, hellere Haut symbolisiere automatisch mehr Können. 
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„[Chos] Antwort bekräftigt wieder mal den Glauben, Schwarze Schauspieler:innen seien weniger talentiert oder fähig als weiße Darsteller:innen, obwohl die Casting-Entscheidungen oft durch persönliche Vorurteile oder verinnerlichte Vorstellungen darüber beeinflusst werden, wer eine Hauptrolle verdient habe… Das spiegelt eine globale Kultur der Anti-Blackness wider“, sagte die Autorin Concepción de León gegenüber der New York Times. Diese Kultur ist auch in TV-Serien zu spüren. Studien des Geena Davis Institute on Gender in Media stellten im März fest, dass fast 80 Prozent der Schwarzen weiblichen Seriencharaktere „helle oder mittelhelle Hauttöne“ hätten. Laut Deadline bemerkte die Studie noch etwas anderes: Mehr als die Hälfte der Schwarzen Hauptdarstellerinnen in beliebten Filmen trage Frisuren, die „europäischen Schönheitsstandards [entsprächen], anstatt von natürlichen Schwarzen Haarstyles“. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen (Issa Rae, Viola Davis, Uzo Aduba und Michaela Coel, zum Beispiel), Fakt ist aber: Hollywood hat noch einen weiten Weg vor sich, um mit seinem ständigen Verlass auf Colorismus aufzuräumen. 
Dunkelhäutige Schwarze Frauen und Mädchen bekommen im TV meist nie komplexe Charaktere gezeigt, die aussehen wie sie selbst. Und wenn doch, schüren diese Darstellungen oft schädliche Stereotypen, die sich auf den realen Alltag dunkelhäutiger Schwarzer Menschen auswirken können – am Arbeitsplatz, in der Schule und im Justizsystem, zum Beispiel. Wer diesen Colorismus ignorieren kann, beweist damit Ignoranz und Privilegien – ja, selbst unter Schwarzen Menschen. Und ich weiß, dass es manchen unangenehm ist, wenn ich hier von Privilegien innerhalb der Schwarzen Community spreche, aber genau deswegen ist es so wichtig, darüber zu reden, und die vom Colorismus besonders Betroffenen ins Rampenlicht zu rücken: nämlich dunkelhäutige Schwarze Frauen. 
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Und daher reiche ich das Mikro nun an einige meiner Kolleginnen vom Unbothered-Team weiter. Hier erzählen sie uns, wie der Colorismus in Hollywood-Produktionen ihre Kindheit beeinflusst hat – und wie es sich für sie anfühlt, ähnliche Anti-Blackness auch 2021 noch mitansehen zu müssen.
Ineye Komonibo, Entertainment-Redakteurin
In den 90ern und frühen 2000ern konnten Schwarze Frauen und Mädchen im TV zu Sitcoms wie Sister, Sister, Moesha und Girlfriends einschalten und bekamen dort ein breites Spektrum Schwarzer Hautfarben präsentiert. Diese realistische Repräsentation ist nur wenige Jahrzehnte her; im heutigen Hollywood scheint es aber unmöglich zu sein, jemandem eine TV-Hauptrolle zu überlassen, der oder die vom Teint her dunkler als eine Papiertüte ist. Ich kann gar nicht glauben, dass wir 2021 immer noch Film- und Fernsehstudios darum anflehen, auch mal dunkelhäutigere Schwarze Darstellerinnen als Protagonistinnen oder „love interest“ (also das Ziel des romantischen Interesses des Hauptcharakters) zu casten. Noch schlimmer: Viele Showrunner schwärmen von der diversity ihrer eigenen Serien, obwohl in ihrem Cast niemand eine dunklere Foundation als Fenty Beauty #360 tragen könnte. (Joshua Safran, Sir, mit allem Respekt, das geht an Sie mit Ihrem Gossip-Girl-Reboot.)

Irgendwann muss auch mal Schluss sein – und wenn ihr nicht Schluss macht, tun wir’s eben. Wenn ihr uns nicht sehen wollt, sehen wir uns halt eure Produktionen nicht mehr an.

ineye komonibo
Hollywood merkt das vielleicht selbst nicht, aber Fakt ist: Wenn sie sich weiter weigern, dunkelhäutigere Schwarze Frauen in wichtigen, nuancierten Rollen (oder überhaupt) zu casten, ist das eine weitere Facette von „misogynoir“, der Mischung aus Rassismus und Gender-Unterdrückung. Colorismus treibt das Ganze noch auf die Spitze, indem Frauen, die nicht den oft rassistischen Schönheitsidealen entsprechen, die Chance abgesprochen wird, als feminin betrachtet zu werden. Für Schwarze Frauen, deren Hautton ins Dunklere geht, ist diese Missachtung etwas Persönliches. Wenn du nie zeigen darfst, dass du mehr als der lustige Nebencharakter oder ein anonymes Gesicht in der Masse sein kannst, vermittelt dir das eine klare Message: Du wirst niemals die Hauptrolle in einer Geschichte spielen – nicht im Fernsehen, und nicht im wahren Leben. Obwohl es zwar zahlreiche Shows gibt, die – bewusst oder auch nicht – die Geschichten dunkelhäutiger Schwarzer Frauen in den Fokus rücken (Hi, Insecure, I May Destroy Youund Run the World!), spitzt sich die generelle Tendenz der Filmindustrie, dunkelhäutigere Schwarze Frauen zu ignorieren, immer weiter zu. Irgendwann muss auch mal Schluss sein – und wenn ihr nicht Schluss macht, tun wir’s eben. Wenn ihr uns nicht sehen wollt, sehen wir uns halt eure Produktionen nicht mehr an. Viel Glück mit den Einschaltquoten!
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Sandy Pierre, Branded-Content-Redakteurin
Als Kind waren für mich Brandy aus Moesha und Kellie Williams aus Alle unter einem Dach die einzigen zwei Menschen im TV, die aussahen wie ich. In jeder anderen Serie ging es um ein hellhäutiges Mädchen, auf das alle Jungs standen, während sich alle über die dunkelhäutigen Mädchen lustig machten. Für mich spiegelte das meinen Alltag wider. Es war nicht leicht, das dunkelhäutige Mädchen zu sein. Sprüche wie „Du bist hübsch für eine Dunkelhäutige“ vergisst du nie. Heute bin ich älter, und es ist mir umso wichtiger, dieses Narrativ zu verändern.

Es war nicht leicht, das dunkelhäutige Mädchen zu sein. Sprüche wie „Du bist hübsch für eine Dunkelhäutige“ vergisst du nie.

sandy pierre
Ich wünschte, es gäbe keinen Colorismus, aber leider ist er immer noch Realität – und wir erleben ihn im Film und Fernsehen immer weiter mit. Den hellhäutigen Frauen scheint es da immer besser zu ergehen als den dunkelhäutigen. Gerade erst habe ich die Serie Run the World gebingt, und ich war überhaupt nicht überrascht, dass darin die beiden hellhäutigen Schwarzen Frauen aus dem Vierer-Freundeskreis deutlich erfolgreicher waren als die anderen zwei: Eine heiratet und hat einen tollen Job; die andere ist in einer schönen, gesunden Beziehung. Von den beiden anderen, dunkelhäutigeren Frauen macht hingegen eine gerade eine Scheidung durch und die andere leidet in ihrem beschissenen Job, nachdem sie schon eine schlimme Trennung hinter sich hat. Inzwischen bin ich an sowas gewöhnt und es wirkt auf mich normal (was scheiße ist), aber als dunkelhäutigere Frau würde ich mich freuen, mehr von uns in Film und TV zu sehen, die Erfolg haben und glücklich sind. Wir sollten dieselbe Repräsentation bekommen wie jede Schwarze Frau. 
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Maiya Carmichael, Social-Koordinatorin
Als Erwachsene schaue ich nicht mehr so viel TV, aber früher schon. Damals waren mir die Klassiker „hellhäutige Ehefrau/dunkelhäutiger Ehemann“ oder „hellhäutige Freundin mit ‚hässlicher‘ dunkelhäutiger Freundin“ gar nicht so bewusst; rückblickend sind die kaum zu übersehen. Damals hatte das keinen direkten Einfluss auf mich, weil meine Mama immer sicherstellte, dass ich wusste: Ich bin was Besonderes. Es beeinflusste aber doch, wie mich andere (inklusive Erwachsene) behandelten. Ich weiß zum Beispiel noch, wie ich für Jungs immer die Vermittlerin zwischen ihnen und meinen hellhäutigeren Freundinnen war. Ich fühlte mich unsichtbar und unbegehrenswert. Rückblickend weiß ich nicht, auf wen ich dabei eher sauer bin: auf die TV-Serie, die diese Message vermittelten, oder auf die Leute in meinem Leben, die sie befolgten, obwohl sie selbst manchmal dunkler waren als ich. 

Ich weiß noch, wie ich für Jungs immer die Vermittlerin zwischen ihnen und meinen hellhäutigeren Freundinnen war. Ich fühlte mich unsichtbar und unbegehrenswert.

Maiya Carmichael
Heute gehe ich schon automatisch davon aus, dass Serien und Filme ins Stereotypische, Enttäuschende und Eindimensionale abdriften, wenn es darum geht, die Leben Schwarzer Menschen darzustellen und zu casten. Ich sage nicht, dass die hellhäutigeren Darsteller:innen das nicht verdienen – es sagt aber viel aus, dass Hollywood die Schwarze Community gezielt mit hellhäutigen Menschen darstellt. Ich habe auch kapiert, dass diese „diversen“ Casting-Entscheidungen nicht getroffen wurden, um mich zu repräsentieren, sondern um „leicht verdauliches“ Fernsehen für weiße Menschen zu produzieren, das ihnen falsche Einblicke ins Leben Schwarzer Menschen gewährt. Es scheint viel leichter zu sein, eine Story zu verkaufen, wenn der Hauptcharakter nicht „ganz Schwarz“ oder „ganz weiß“ ist. Und genau deswegen schaue ich heute kaum noch Serien. Die Storys entsprechen meist nicht dem, was ich selbst erlebt habe oder noch erleben werde, und wenn sie es doch mal einigermaßen richtig machen, ist das immer mit Schwarzem Trauma verbunden. Ironischerweise spielen in Trauma-fokussierten Serien (wie Them) und Filmen (wie Queen & Slim) oft dunkelhäutigere Menschen die Hauptrolle. Alles bloß Zufall? Glaube ich nicht.
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Christa Eduafo, Social-Content-Strategin
Als melaninreiches Mädel, das in der sehr weißen Gegend von Dayton, Ohio in den USA aufgewachsen ist, bin ich dankbar dafür, dass ich während meiner Kindheit einige dunkelhäutige Charaktere im TV zu sehen bekam – Brandy in Moesha, Angela in Das Leben und Ich und Vanessa Huxtable in Die Bill Cosby Show zum Beispiel. Sie auf dem Bildschirm zu sehen, spielte eine große Rolle für mein Selbstbild und Selbstbewusstsein als junges, Schwarzes Mädchen. Seitdem geht es mit der Repräsentation von Frauen und Mädchen, die aussehen wie ich, aber stetig bergab. Wieso landen dunkelhäutige Schwarze Schauspielerinnen jetzt dauernd in Nebenrollen, wenn sie überhaupt mitspielen – und oft auch scheinbar nur, weil andere Serien für ihre fehlende diversity kritisiert wurden? Wieso kostet es dunkelhäutige Schwarze Darstellerinnen oft Blut, Schweiß und Tränen, mal eine Hauptrolle zu bekommen (Beispiel: Issa Rae in Insecure, Michaela Coel in I May Destroy You)? Wir sind hier! Wir haben Talent! Lasst uns damit glänzen! HELFT uns dabei!

Ich bin so dankbar für alle Issas und Michaelas da draußen, die hartnäckig unter Beweis stellen, dass es in Hollywood eben doch jede Menge Platz für dunkelhäutige Frauen gibt.

Christa Eduafo
In einem anderen Leben arbeitete ich als Assistentin in der TV-Abteilung einer Talentagentur, wo ich dabei zusah, wie meine Chefin (die einzige Schwarze Frau in der Abteilung) dafür kämpfen musste, ihren dunkelhäutigeren Klientinnen Rollen klarzumachen, die die Casting-Agenturen meist an hellhäutigere Schauspielerinnen vergaben. Und obwohl sie darin oft Erfolg hatte, war es doch enttäuschend, so aus erster Hand mitzuerleben, wie wenig die Industrie an dunkleren Talenten interessiert war. Die Entscheidungsträger:innen in Hollywood sind größtenteils weiß, und ihre Präferenzen haben weitreichende Folgen. Ich bin so dankbar für alle Issas und Michaelas da draußen, die hartnäckig unter Beweis stellen, dass es in Hollywood eben doch jede Menge Platz für dunkelhäutige Frauen gibt. Trotzdem freue ich mich schon auf den Tag, an dem dunkelhäutige Frauen nicht unfassbar hart arbeiten müssen, um die Chancen zu bekommen, die sie (wir) verdienen.
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Venesa Coger, Social-Content-Strategin
Der Colorismus ist das, was die Popkultur am Laufen hält. Die Entertainment-Branche weiß, dass es Shitstorms und Social-Media-Diskussionen hagelt, wenn ein Cast größtenteils weiß ist; ich glaube, deswegen gehört der Colorismus schon zur PR-Taktik. Ich hasse es, das zu sagen, aber es ist wahr: Von Blockbustern bis hin zu TV-Serien und sogar in der Musik sind es immer dieselben hellhäutigen Frauen, die ins Rampenlicht gerückt werden. Ich zucke dann oft mit den Schultern, verdrehe die Augen und frage: Und wo sind die dunkelhäutigen Frauen? Als dunkelhäutige Frau macht mich das traurig, und ich erinnere mich dann immer daran zurück, wie ich für meinen Hautton gemobbt wurde und deswegen als Jugendliche meinen eigenen Wert infrage stellte.

Schwarze Frauen und Mädchen gibt es natürlich in Wahrheit in allen möglichen Nuancen, und das muss sich auch in den Medien widerspiegeln.

Venesa Coger
Die Schwarzen Frauen in beliebten TV-Serien sehen alle gleich aus – und es ist, als sei das der einzige Look Schwarzer Mädchen und Frauen, den Hollywood akzeptieren will. Dabei gibt es Schwarze Frauen und Mädchen natürlich in Wahrheit in allen möglichen Nuancen, und das muss sich auch in den Medien widerspiegeln. Ansonsten verkauft uns Hollywood nur weiterhin die Lüge, dass ihnen unsere Inklusion am Herzen liegt. 

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