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Wieso Vitamin C bei Skincare-Expert:innen immer unbeliebter wird

Foto: Sarah Harry-Isaacs.
Ob du nun großer Fan einer zehnteiligen Skincare-Routine bist oder eher auf „Skinimalism“ stehst: Vermutlich hast auch du schon mal Vitamin C probiert, auch bekannt als Ascorbinsäure. Dieser Wirkstoff hat nämlich diverse nachgewiesene Wirkungen in der Hautpflege: Er beschützt die Haut vor schädlichen Umwelteinflüssen wie Luftverschmutzung, reduziert Pigmentflecken und kurbelt die Kollagenproduktion an, die mit zunehmenden Alter nachlässt.
Genau diese Wirkungen für strahlende, pralle Haut haben dafür gesorgt, dass Vitamin C in der Welt der Hautpflege ein echter Star geworden ist. Nenne mir eine Skincare-Marke deiner Wahl – und ich verspreche dir, dass auch sie mindestens ein Serum, eine Creme, eine Gesichtsmaske mit Vitamin C als Hauptwirkstoff anbietet. Glaubst du nicht? Dann vertraust du vielleicht eher knallharten Fakten: Die Performance-Marketing-Agentur Foundation hat vor Kurzem enthüllt, dass Vitamin C im Jahr 2023 der meistgesuchte Skincare-Wirkstoff war. Mit durchschnittlich 8.300 Google-Suchanfragen pro Monat hat es das hautverjüngende Retinol und die hydrierende Hyaluronsäure weit hinter sich gelassen. Trotz all des Hypes – und der Begeisterung von Skincare-Fans und -Expert:innen – gibt es aber doch viele Vitamin-C-Kritiker:innen, die ihre Meinung auf Social Media klarstellen.
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In einem Video mit der Caption „Why I hate vitamin C“ machte die Kosmetikerin und Produktentwicklerin Alicia Lartey ganz deutlich, was sie von Vitamin C hält. „Vitamin C ist nicht die effektivste Möglichkeit, um Pigmentflecken zu reduzieren“, meint Lartey. Das gilt vor allem für Menschen mit dunklerer Haut. Je höher die Vitamin-C-Konzentration in den jeweiligen (meist teuren) Produkten, desto größer ist das Potenzial für Hautreizungen – insbesondere, wenn du zu Akne neigst. „In der Theorie klingt Vitamin C erstmal toll. In der Praxis liefert es aber nicht das, was es soll“, sagt sie. Unter Larteys Video sammelten sich daraufhin zahlreiche zustimmende Kommentare an: „Ich hasse es auch!“, schrieb jemand, und jemand anderes kommentierte: „Mir war nicht klar, wie sehr L-Ascorbinsäure [eine Form von Vitamin C] meine Haut reizte, bis ich deswegen bei einer Spezialistin war.“
@alicia.lartey

This is why i hate vitamin c for hyperpigmentation. If you are using vitamin c by itself especially as a black person (or POC with deep skin), you are fighting a losing battle. Theory does not always match up to practical application

♬ original sound - Alicia -Skincare, etc 🌊
Lartey und ihre Follower:innen sind aber nicht die Einzigen, die im Umgang mit Vitamin C eher Vorsicht predigen. Letztes Jahr ging auch der Dermatologe Dr. Mark Strom auf TikTok viral, weil er drei Gründe dafür anführte, wieso man um Vitamin C vielleicht eher einen Bogen machen sollte – vor allem mit empfindlicher Haut oder Rosacea. Vor Kurzem erzählte mir auch eine befreundete Beauty-Redakteurin, dass ihr von ihrem Dermatologen geraten worden sei, das Vitamin-C-Serum aus ihrer Skincare-Routine zu streichen, weil es für sie einfach nichts brachte. Und auch die Refinery29-Redakteurin Megan Decker machte letztens eine schlechte Erfahrung mit einem hochkonzentrierten Vitamin-C-Serum, das ihre sensible Haut stark reizte. Viele meiner Freund:innen verzichten aus diversen Gründen inzwischen auf Vitamin C in der Hautpflege. Deswegen stelle ich mir die Frage: Ist das der Anfang vom Ende für das einst gefeierte Vitamin C? 
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@dermarkologist Reasons why topical Vitamin C might not be a good choose for your skin #vitaminC #antiagingskincare #skincaretips #acnetreatment #dermatologist ♬ Blue Blood - Heinz Kiessling

Braucht meine Haut Vitamin C?

Die Expert:innen, mit denen ich für diesen Artikel gesprochen habe, sind sich darin einig, dass Vitamin C durchaus gut für die Haut sein kann – abhängig von deinem Hauttyp und den Ergebnissen, die du dir erhoffst. „Für die aufhellende, kollagenstärkende und schützende Wirkung von Vitamin C gibt es tatsächlich wissenschaftliche Beweise“, bestätigt mir die Dermatologin Dr. Justine Hextall. „Es schützt aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften vor allem vor den negativen Auswirkungen von UV-Strahlen und Luftverschmutzung.“ Und tatsächlich gibt es Studien, die belegen, dass das Auftragen von Vitamin C vor Sonnencreme die Haut zusätzlich vor schädlichen Umwelteinflüssen schützt, die zu einem allmählichen Zerfall der DNA führen und die Hautzellen langfristig beschädigen. Trotzdem ist nicht jede Haut für Vitamin C geeignet.
„Ich habe viele Patient:innen mit empfindlicher und/oder zu Pickeln neigender Haut oder Rosacea“, erzählt Dr. Hextall. „Auf Vitamin C verzichte ich bei deren Behandlung erstmal, bis ich mir sicher bin, dass ich ihre Hautschutzbarriere so gut wie möglich ausgeglichen habe“, ergänzt sie. „Ich weiß, dass das Auftragen einer sauren Vitamin-C-Lösung bei jemandem mit superempfindlicher, stark gereizter Haut ein stechendes, brennendes Gefühl auslösen kann.“ Im Fall der R29-Redakteurin Megan Decker lag der Fehler bei ihr selbst: Die 25-prozentige Konzentration des Vitamin-C-Serums war zu viel für ihre sensible Haut und führte zu geschwollenen Augenlidern und perioraler Dermatitis (ein weißer, unebener Ausschlag rund um den Mund). Die Dermatologin Dr. Shereene Idriss erklärte ihr daraufhin, dass alles mit einer Vitamin-C-Konzentration über zehn Prozent sensible Haut reizen könne.
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Diese empfindliche Haut ist ein typisches Symptom von Rosacea, einer oft undiagnostizierten entzündlichen Hautkrankheit, die zu Rötungen, Juckreiz, Brennen und Trockenheit führen kann. „Bei Vitamin C denken alle immer, je höher die Konzentration, desto besser“, meint Lartey. Die „Mehr ist mehr“-Theorie kann aber eben sehr aggressive Konsequenzen haben, wenn du unter einer chronischen entzündlichen Hauterkrankung leidest – und das gilt auch für Akne oder Schuppenflechte. Bei aktiver Akne werden dir die meisten Dermatolog:innen empfehlen, ganz auf Vitamin C zu verzichten (vor allem in hohen Konzentrationen), weil die Säure bestehende Akne verschlimmern oder neue Pickel auslösen kann.
Vielleicht klingt es jetzt eher kontraintuitiv, Vitamin C in der Behandlung von Pigmentflecken zu verwenden, die schließlich oft das Resultat von Pickeln und Akne sind. Einerseits ist Dr. Hextall der Meinung, dass die antioxidativen Eigenschaften des Vitamins der Haut im Schutz gegen UV-Strahlung und Luftverschmutzung helfen, die ebenfalls Pigmentflecken auslösen können; wenn du aber versuchst, bestehende Pigmentflecken zu reduzieren, solltest du dazu vielleicht eher auf alternative Optionen umsteigen. „Theoretisch eignet sich Vitamin C sehr gut als Tyrosinase-Hemmer [und verhindert damit, dass das Enzym Tyrosinase in der Haut überschüssige Pigmentansammlungen bewirkt]“, erklärt Lartey. „In Wahrheit ist Vitamin C aber eine der schlechtesten Behandlungsformen für Menschen mit schwerer Hyperpigmentierung oder dunkler Haut. Vitamin C gilt quasi als Wundermittel für den Schutz der Haut vor freien Radikalen und gegen Pigmentflecken“, erzählt sie weiter. „Und obwohl ich zwar darin zustimme, dass es die Haut wirklich gut vor Umwelteinflüssen schützt, kannst du es gegen Pigmentflecken vergessen.“
Dazu setzt Lartey lieber auf Produkte, die einen der folgenden Wirkstoffe enthalten: Azelainsäure, die den Teint verbessert und Entzündungen reduziert; Kojisäure, die die Produktion von überschüssigem Melanin hemmt und die Haut somit aufhellt; Glykolsäure, eine Alphahydroxysäure (AHA), die die Haut chemisch peelt; Milchsäure, eine sanfte AHA, die die obere Hautschicht peelt; und Retinaldehyd, das deutlich schneller wirkt als Retinol, indem es die Erneuerung von Hautzellen beschleunigt. Dr. Hextall fügt hinzu, dass in der Behandlung von Pigmentflecken auch Tranexamsäure, Arbutin, Niacinamid und Retinoide helfen können.
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Bei einer Diskussion während eines Instagram-Livestreams meinte auch die Dermatologin Dr. Anjali Mahto letztens, sie könnte „ruhig auf Vitamin C verzichten“. Wie auch Dr. Hextall erwähnte sie dabei, dass es zwar solide wissenschaftliche Daten zur Wirksamkeit von Vitamin C gebe, sie aber persönlich nicht gern viele Produkte auf ihrem Gesicht übereinander aufträgt. „Das gefällt mir auch bei meinen Patient:innen nicht“, sagt sie. „Je mehr Variablen ein Behandlungsplan enthält, desto eher kommt es zu schuppiger, gereizter, sensibler Haut. Ich verwende lieber weniger, dafür umso effektivere Produkte.“

Welche Nachteile hat Vitamin C in der Hautpflege?

Vitamin C ist ein komplizierter Wirkstoff: Skincare-Marken präsentieren ihn uns oft in ganz diversen Versionen (L-Ascorbinsäure, Ethylascorbinsäure, Ascorbylglucosid – um nur mal ein paar zu nennen), alle in verschiedenen Konzentrationen von fünf bis hin zu dramatischen 30 Prozent. Dann wäre da noch die Frage, wie viel Vitamin C du verwenden solltest, und wann, ganz zu schweigen davon, mit welchen anderen Skincare-Produkten sich das Vitamin C kombinieren lässt (wie Sonnencreme) und mit welchen auf keinen Fall (zum Beispiel mit Retinol oder peelenden Säuren).
Kein Wunder, dass Vitamin C daher oft für Verwirrung sorgt. Das verstehen sogar die Expert:innen: „Ich bin Dermatologin und habe trotzdem so meine Schwierigkeiten mit den Konzentrationen und diversen Zusammensetzungen von Vitamin C“, gesteht Dr. Hextall. Die aktivste Form von Vitamin C ist L-Ascorbinsäure, das du auf den Verpackungen zahlreicher Produkte lesen kannst; gleichzeitig ist diese Form aber auch die instabilste, meint Dr. Hextall. Das heißt: Es hat nur eine kurze Haltbarkeit. Wenn du selbst mal ein Vitamin-C-Serum hattest, das nach ein paar Wochen eine merkwürdige orange Farbe annahm, ist das ein Zeichen dafür, dass es Licht, Luft oder Wärme ausgesetzt war. Dann wird das Vitamin nämlich weniger stabil und verliert an Wirksamkeit. Aus diesem Grund sucht Dr. Hextall lieber nach Formulierungen, die L-Ascorbinsäure mit anderen Antioxidantien (wie Vitamin E) kombinieren. Das steigert nämlich nicht nur die Wirksamkeit des Produkts, sondern hilft zusätzlich dabei, seine Zusammensetzung zu stabilisieren, sagt sie.
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Wieso ist Vitamin C so teuer? 

Trotz der zimperlichen Art von Vitamin C sind Seren, die den Wirkstoff enthalten, oft ziemlich teuer. Das SkinCeuticals C E Ferulic – ein Favorit von Dr. Hextall und ganze 173 Euro teuer – ist in der ganzen Branche beliebt; das gilt auch für das Dr. Barbara Sturm The Good C Vitamin C Serum (125,00 €) sowie das Drunk Elephant C-Firma™ Fresh Day Serum (79,00 €). Generell hängt der Preis eines Produkts aber vom Marketing ab, oder davon, wie viel Forschung darin steckt, erklärt Lartey. Viele Marken setzen auch auf Ascorbinsäure, die reinste Form von Vitamin C. Die instabile Natur des Wirkstoffs erfordert meist außerdem eine ganz bestimmte Verpackung – wie luftdichte Behälter und dunkle Glasflaschen, die weniger Licht durchlassen.
Weil unsere Lebenshaltungskosten aber immer weiter in die Höhe schießen, wollen viele von uns inzwischen weniger Geld für Skincare ausgeben. Komplizierte Routinen sind da nicht immer drin. Ist es da also wirklich ein Wunder, dass Vitamin C derzeit aus so vielen Badezimmerschränken fliegt? Der hohe Preis lässt sich schließlich nur schwer rechtfertigen, wenn das Produkt nicht mal lange hält. „Jede Brand behauptet, eine ganz eigene Formulierung von stabilisiertem Vitamin C zu haben, das quasi wirkt wie ein Wundermittel“, meint Lartey. „Als jemand, die in der Forschung und Entwicklung aber hinter den Kulissen arbeitet, weiß ich, dass einige dieser Preise wirklich völlig unbegründet und unerklärlich sind“, verrät sie. Tatsächlich ist Lartey der Meinung, der Preis sei lediglich der Versuch der jeweiligen Marken, sich eine ganz bestimmte Zielgruppe aufzubauen. Noch dazu glaubt sie, du brauchst vermutlich kein eigenständiges Vitamin-C-Serum, wenn du den Wirkstoff gern in deine Routine aufnehmen würdest. Wie auch Hyaluronsäure taucht nämlich auch Vitamin C in einigen Cremes oder auch Sonnenschutzprodukten auf – es lohnt sich also, dir die Inhaltsstoffe mal genauer durchzulesen.
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Wo ist der Unterschied zwischen teurem und billigem Vitamin C?

Wenn du noch nicht dazu bereit bist, ganz auf dein Vitamin-C-Serum zu verzichten, fragst du dich jetzt vielleicht, ob nicht zumindest der Umstieg auf eine günstigere Variante möglich wäre. „Meiner Meinung nach bekommst du meistens doch das, wofür du zahlst“, sagt Dr. Hextall dazu. „Wenn du nach einem effektiven, stabilen Vitamin-C-Serum suchst, das eine starke antioxidative Wirkung liefert, wird das nicht billig sein.“ Sie selbst empfiehlt ihren Patient:innen, wofür sie durchaus mal mehr Geld ausgeben können, und wo sie sich das teurere Produkt sparen können. Weil UV-Strahlung und Luftverschmutzung die schädlichsten Umwelteinflüsse für die Haut (und für etwa 80 Prozent der sichtbaren Schäden und Hautalterung verantwortlich) sind, sind starke Antioxidantien wie Vitamin C sowie Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor unheimlich wichtig und auch eine größere Investition wert, meint Dr. Hextall. Ihrer Erfahrung nach stellen sich viele günstige Vitamin-C-Serum als wirkungsschwach heraus und enthalten oft unnötig hohe Konzentrationen, die sauer und hautreizend sind. Diese Produkte werden wegen dieser unerwünschten Nebenwirkungen deswegen häufiger weggeworfen, bevor sie leer sind – und das ist dann wirklich verschwendetes Geld.
Natürlich sind aber nicht alle Produkte gleich, und es gibt sehr wohl eine Handvoll effektiver, günstiger Vitamin-C-Seren. Als jemand mit Akne, deren Haut die meisten Vitamin-C-Seren nicht toleriert, habe ich schon gute Erfahrungen mit der The Ordinary Ascorbyl Glucoside Solution 12% gemacht. Ascorbylglucosid wird aus Vitamin C gewonnen, ist aber weniger stark. Die Dermatologin Dr. Anita Sturnham hat mir mal gesagt: „Es ist das einzige Derivat von Vitamin C, das in der Haut zu Ascorbinsäure umgewandelt wird. Dadurch bekommst du all die Vorteile von Ascorbinsäure ohne die negative Reaktion.“ Mir gefallen auch das Lumene Nordic-C Glow Boost Essence Serum, das die Haut sanft aufhellt, und das L’Oréal Paris Revitalift Clinical Pures 12% Vitamin C Serum.
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Letztlich gilt: Das beste Skincare-Produkt – oder die beste Hautpflegeroutine – ist das, das für dich funktioniert, sowohl in Sachen Wirksamkeit als auch hinsichtlich des Preises. Wenn Vitamin C deine Haut verwandelt hat, ist das toll. Dr. Hextall ist schließlich auch der Meinung, dass eine Kombi aus der richtigen Anwendung einer effektiven Vitamin-C-Formulierung mit einem guten Sonnenschutz der Haut tatsächlich einen schönen Glow verleihen kann. Wenn du aber auch super ohne Vitamin C auskommst, musst du dich wirklich nicht von Hochglanz-Marketing oder der ganzen Lobhudelei auf Social Media zum Kauf überreden lassen.
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