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Vergiss „natürlich“: Nach dem Lockdown trage ich nur noch auffälliges Make-up

Design: Anna Jay
Sobald der Lockdown vorbei ist, werde ich mich total neu erfinden. Damit meine ich nicht, dass ich vor Sonnenaufgang aufstehe, um eine Yoga-Session einzulegen, oder mich mit einem Fallschirm aus dem nächsten Flugzeug schmeiße – das wäre alles ein bisschen zu viel. Nein, ich meine damit, dass ich so viel Make-up tragen werde, wie mein Gesicht ertragen kann, und das jeden Tag
Im Laufe der Pandemie ist meine tägliche Make-up-Routine auf der Prioritätenliste immer weiter nach unten gerutscht. Damit bin ich nicht allein; wenn ich mich in meinem Freundeskreis umhöre, erzählen mir viele, dass sie sich – wenn überhaupt – deutlich seltener schminken. Unser Fokus verlagert sich dabei immer mehr auf Haut- und Haarpflege, und ganz ehrlich: Im ersten Lockdown fühlte ich mich so faul und kraftlos, dass mir auch einfach die Energie für den perfekten Lidstrich oder Kussmund fehlte. Plötzlich hatte ich auch so viel Zeit zum Nachdenken – und fragte mich immer öfter, für wen ich eigentlich Make-up trage.
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Im letzten Sommer beschloss ich dann sogar, nach den Corona-Beschränkungen ganz auf „schweres“ Make-up zu verzichten. Für mich als Beauty-Junkie wollte das schon echt was heißen; ich hatte aber begriffen, dass ich gleichzeitig natürlich aussehen und mich in meiner Haut noch wohlfühlen kann. Ich lernte langsam, meine zu Unreinheiten neigende Haut nicht nur zu pflegen, sondern sie zu akzeptieren, und bemerkte, dass es absolut niemanden störte, wenn ich mir für einen Zoom-Call nicht die Augenbrauen nachgemalt hatte. 
Inzwischen sage ich mir aber eine ganz andere Make-up-Zukunft voraus.
Das Ding ist: Ich habe in den letzten Monaten nicht nur auf Make-up, sondern auch auf „richtige“ Klamotten verzichtet. Jeans sind schließlich kaum mehr als moderne Fußschellen – und von BHs will ich gar nicht erst anfangen. Es wäre immerhin albern (und extrem unbequem) gewesen, mich normal anzuziehen, nur um dann im Schneidersitz mit meinem Laptop im Schoß den ganzen Tag auf dem Boden rumzusitzen. Ähnlich ging es mir auch mit meinem Make-up – jetzt, im circa hundertsten Lockdown, fühlt sich mein Make-up aber eher wie ein kleiner Fluchtweg aus dem Alltag an. Und wenn ich mich so mit meinen Freund:innen unterhalte, bin ich nicht die Einzige, die den Eindruck hat, die Pandemie habe uns ein bisschen was von unserer Identität, von unserer Persönlichkeit geraubt. Die hätte ich aber gerne wieder. Dazu ist das Make-up ein guter Anfang; immerhin ist es die einfachste (und unterhaltsamste) Art des Selbstausdrucks. Und deswegen werde ich mein Make-up nutzen, um mich selbst neu zu entdecken.
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Unter meinem Bett steht eine Kiste, die bis zum Rand mit kunterbunten Lidschatten-Paletten, Goth-Lippenstiften und Glitter-Tiegeln gefüllt ist – alles unbenutzt. Seit Jahren horte ich dieses Zeug dort, immer mit dem guten Vorsatz, es alles mal zu verwenden – vielleicht an Silvester oder so. Wenn mich die Pandemie aber eins gelehrt hat, dann das: Es ist idiotisch, alles für später aufzuheben.
Ganz oben auf diesem Make-up-Berg thront die Urban Decay Naked Wild West Eyeshadow Palette (50,95 €), schon jetzt ein Favorit von Make-up-Artists und Beauty-Fans. Diese Woche griff ich zu den beiden auffälligsten der 12 Nuancen: ein mattes Grün-Cyan und ein glitzerndes Türkis. Ich halte mich sonst von Farben eigentlich immer fern (was erwartest du auch sonst von einem ehemaligen Emo-Teenie?) und setze normalerweise auf schwarzen Eyeliner. Diese hochpigmentierten Töne lagen also meilenweit außerhalb meiner Komfortzone – sie zu tragen, gab mir aber das Gefühl, dem vergangenen, trist-grauen Jahr mal so richtig den bunten Mittelfinger zu zeigen. 
Die Make-up-Artist Gabriella Floyd ist auf Instagram für ihre auffälligen Looks bekannt. Wie ich denkt auch sie, dass viele von uns nach dem Lockdown zu farbenfroherem Make-up greifen werden, um das düstere Corona-Jahr zu „übermalen“. „Viele von uns haben im Lockdown den make-up-freien Pyjama-Look gerockt. Kein Wunder also, dass wir uns schon darauf freuen, uns toll zu fühlen – und auch so auszusehen“, sagt sie. „Ich habe mir früher nie viel Zeit genommen, um mich morgens zu schminken. Heute stehe ich für den ‚Self-Glam‘ extra etwas früher auf.“ Und wie sieht der aus? Klassische Gold-, Braun- und Schwarztöne werden uns wohl weiterhin begleiten, aber Gabriella vermutet, dass wir in Zukunft vor allem zu leuchtenden Nuancen (wie dem Shimmer Skinstick von Fenty Beauty, 24,95 €) und deckenden Pastelltönen wie Flieder greifen werden. Da wir mit Sicherheit noch eine ganze Weile mit Maske durch die Gegend rennen werden, geht es dabei natürlich vor allem um die Augen. „Ich weiß, dass viele zu Hause ihren Lidstrich geübt haben. Ich denke also, nach dem Lockdown werden wir da viele mutige Looks zu sehen bekommen“, meint Gabriella.
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Wenn ich mich so durch Instagram scrolle, fällt mir auf, dass auch berühmte Make-up-Artists wie Katie Jane Hughes, May und Nikita Baffour in letzter Zeit besonders mutige Statement-Looks präsentieren – komplizierter Eyeliner, zweifarbige Lippen und intensives Rouge sind plötzlich überall. Auf TikTok ist das nicht anders; die mit beeindruckenden 16 Millionen Followern eindeutige TikTok-Make-up-Königin Abby Roberts postet zum Beispiel Eyeshadow-als-Lippenstift-Looks und klebt sich glitzernde Flammen-Sticker rund um die Augen. Es scheint, als seien der Kreativität im Lockdown keine Grenzen gesetzt, und ich habe den Eindruck, dass viele diese dramatischen Looks als greifbaren Protest gegen Langeweile und Monotonie empfinden. 
Dass wir uns in schwierigen Zeiten in buntere Beauty flüchten, ist dabei natürlich keine neue Entwicklung, sondern der sogenannte „Lippenstift-Effekt“: Selbst wenn das Geld in einer Rezession knapp wird, steigen die Verkaufszahlen von Kosmetik; schließlich gilt Make-up noch als ein vergleichsweise erschwingliches Luxusprodukt. Die Psychologie dahinter: Make-up hilft vielen von uns nicht nur dabei, uns selbst in einer Krise ein wenig „normaler“ zu fühlen, sondern wirkt sich auch direkt auf unser Selbstbewusstsein und unsere Ausstrahlung aus. Natürlich muss ich jetzt nicht extra betonen, dass die Vorstellung, nur mit Make-up sei man „präsentabel“, total veraltet ist – Fakt ist aber: Mir schenkt es Optimismus. 
Natürlich habe ich nicht dieselben Skills wie die talentierten Make-up-Artists, die ich hier erwähnt habe (und für den Eyeliner-Look habe ich ganze 40 Minuten gebraucht). Trotzdem habe ich mir versprochen, mein auffälliges Make-up nicht mehr für große Events aufzuheben. Wenn alles nach Plan läuft, erblickt die Kiste unter meinem Bett ab dem Sommer endlich das Licht der Welt. Und von da an wird jeder meiner Looks meine wiederentdeckte Freiheit widerspiegeln.
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