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Hilft Kokosöl wirklich bei Scheidenpilz?

Foto: Diana Kulenyuk/Unsplash.
Kokospalmen werden manchmal „Baum des Lebens“ genannt, weil sie – und ihre Früchte – so viele Verwendungsmöglichkeiten haben. Das Öl allein kommt schon seit Jahrhunderten beim Kochen, in der Kosmetik und Medizin im südost- und südasiatischen Raum sowie auf den Pazifikinseln zum Einsatz. In den letzten Jahren ist es auch hierzulande in all diesen Bereichen angekommen; vielleicht hast du daher auch schon mal gehört, mit der glitschigen Masse ließe sich sogar Scheidenpilz behandeln. Diese Behauptung lässt viele Ärzt:innen aber erstmal stutzen.
In einer Hinsicht macht das durchaus Sinn: Kokosöl hat tatsächlich antimykotische Eigenschaften – sprich, es wirkt gegen Pilze. Und Candida albicans, für die meisten Vaginalpilze verantwortlich, ist eben ein Pilz; ein Hefepilz, um genau zu sein. Ganz oberflächlich betrachtet klingt das Kokosöl-Gerücht also logisch. Die Realität ist aber nicht ganz so simpel.
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„Ich glaube nicht, dass Kokosöl bei Scheidenpilz viel anrichten kann“, meint die Gynäkologin Dr. Mary Jane Minkin von der Yale School of Medicine. Zwar räumt sie ein, dass das Öl womöglich bei der pilzbedingten Hauttrockenheit helfen könnte, doch sind seine antimykotischen Eigenschaften vermutlich nicht stark genug, um einer solchen Erkrankung wirklich den Garaus zu machen. Noch dazu sind weitere Studien nötig, um zu gewährleisten, dass die Anwendung von Kokosöl in diesem Kontext überhaupt sicher ist. (Zwar lässt sich Kokosöl als Gleitmittel verwenden – auch das hat aber ein paar Nachteile.)
Konkret gesagt: Im besten Fall bewirkt das Kokosöl überhaupt nichts, was dein Pilz-Leiden nur noch unnötig in die Länge ziehen würde, wenn du es nicht anderweitig behandelst. Dr. Minkin warnt außerdem davor, dass das Kokosöl deinen Scheidenpilz eventuell sogar noch verschlimmert. Wieso? Lass uns mal kurz wissenschaftlich werden: Wie dieser gynäkologische Blogpost erklärt, kann Kokosöl in deiner Vagina einen sogenannten Biofilm entstehen lassen. Das ist quasi eine Schutzschicht, die Pilzsporen und Bakterien davor beschützt, weggespült zu werden. Gleichzeitig kann das Öl deinen vaginalen pH-Wert und dein Mikrobiom verändern und dich damit anfälliger für zukünftige Infektionen machen. 
Dr. Minkin rät dazu, dich bei der Behandlung von Vaginalpilz erstmal auf rezeptfreie Antimykotika zu verlassen, zum Beispiel Kadefungin, Canesten Gyn oder Antifungol. Wenn davon nichts anschlägt, kannst du dich noch immer an deine:n Gynäkolog:in wenden, um dir etwas Stärkeres verschreiben zu lassen.
Kokosöl ist natürlich nicht das erste vermeintlich „natürliche“ Hausmittel gegen Scheidenpilz, von dem man immer wieder hört. Griechischer Joghurt, ätherische Öle, Essig, sogar Knoblauch wurden alle schon als angebliche „Heilmittel“ angepriesen – und prinzipiell sind Ärzt:innen von alldem wirklich keine Fans. „Was ‚natürliche‘ Mittel angeht, habe ich bisher keine Studien gefunden, die deren Effektivität bei der Scheidenpilz-Behandlung belegen würden“, betont auch die Gynäkologin Dr. Angela Jones. „Bedenke: Im Zusammenhang mit Vulva und Vagina ist weniger immer mehr.“
Auch sie setzt bei der Behandlung zuerst auf rezeptfreie Mittel, die du in der Apotheke bekommst. Ihr bester Rat: Prävention ist alles. Einem Scheidenpilz beugst du zum Beispiel dadurch vor, indem du direkt nach dem Sport die durchgeschwitzten Klamotten ausziehst und bei der Intimpflege auf parfüm- und duftstoffhaltige Produkte verzichtest. 
Prinzipiell gilt: Was nicht explizit dafür gedacht ist (wie zum Beispiel Tampons), solltest du dir niemals in die Vagina stecken oder schmieren. 

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