Falls du es nicht mitbekommen hast: Am 17. Januar wurde eine Studie veröffentlicht, die zu dem Ergebnis gekommen war, dass die Strahlung von UV-Nagellampen die DNA beschädigen und unwiderrufliche Mutationen in den menschlichen Zellen hervorrufen kann – eine Vorstufe vom Hautkrebs. „Als Dermatologin wusste ich schon immer, dass die regelmäßige UV-Einwirkung aus nächster Nähe der Haut nicht guttut und zu Mutationen führen kann“, meint die Dermatologin Dr. Anna Guanche. Das Thema liegt ihr selbst sehr am Herzen – schließlich lässt sich Dr. Guanche alle zwei Wochen Gel- und Acrylnägel machen, für deren Maniküre UV-Lampen verwendet werden. Dabei trägt sie allerdings fingerlose Handschuhe.
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Schon seit Jahren kursiert wieder der Verdacht, UV-Lampen könnten womöglich den Hautzellen schaden. Seriöse wissenschaftliche Untersuchungen gab es aber bisher kaum. Im Jahr 2017 stufte die FDA (die US-amerikanische Food and Drug Administration, die Behörde für Nahrungsmittel, Wirkstoffe, Kosmetika und Medikamente) UV-Lampen hinsichtlich ihres Hautkrebs-Risikos offiziell als „risikoarm“ ein, erklärt mir die Chemikerin und Erfinderin des „Dazzle Dry“-Nagellacks Dr. Vivian Valenty. Aber bedenke: „risikoarm“ heißt nicht „risikofrei“. Das zeigen auch Fälle wie die von zwei Frauen, die sich regelmäßig Gelnägel machen ließen und auf dem Handrücken Melanome entwickelten – schwarzen Hautkrebs. Die Untersuchungen dazu waren jedoch uneindeutig. Es konnte nicht sicher bestätigt werden, dass ihre regelmäßigen Maniküre-Termine für den Krebs verantwortlich gewesen waren.
Weil eben noch kein eindeutiger Zusammenhang zwischen UV-Maniküre und Hautkrebs hergestellt werden konnte, buchen viele Gelnägel-Fans weiterhin ihre Termine, ohne sich große Sorgen zu machen. Diese neue Studie wirft nun allerdings die Frage auf: Wie besorgt sollte man denn sein? Hier kommt nun alles, was du dazu wissen solltest.
Was genau sind UV-Lampen?
Wie viele Maniküre-Fans wissen, sind die Nagellampen Pflicht, um eine gelbasierte Maniküre zu versiegeln. Wenn du also Gel- oder Acrylnägel trägst, kommst du um die UV-Lampe nicht herum. „Es gibt kein ‚sicheres‘ Nagellicht, weil die UV-Strahlen Teil der chemischen Reaktion sind“, meint Dr. Valenty. Dr. Guanche vergleicht die Lampe mit einer „Mini-Sonnenbank“. „UV-Strahlen von der Sonne, in Solarien und in diesen Nagellampen nutzen UV-Strahlen, um in die DNA einzudringen und sie mutieren zu lassen. Diese Mutationen können langfristig zu Hautkrebs führen“, erklärt Dr. Guanche. Dennoch sollten wir hier betonen, dass sich die Wellenlängen der unterschiedlichen UV-Strahlungsarten voneinander unterschreiben (340-395 Nanometer kommen in Nagellampen zum Einsatz, 280-400 Nanometer in Solarien). Viele Studien haben bereits den Zusammenhang zwischen UV-Lampen in Solarien und einem größeren Hautkrebsrisiko erwiesen. Diese neue Studie ist jedoch die erste, die sich mit den womöglich schädlichen Wirkungen von UV-Nagellampen beschäftigt.
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Welche neuen Informationen liefert uns die Studie?
Wie bereits erwähnt, ergab die Studie, dass die UV-Strahlung der Nagellampen für Zellentod und DNA-Mutationen sorgen kann. Trotz dieser aufschlussreichen Erkenntnis sollte bedacht werden, dass die Studie in vitro (in Petrischalen) und nicht an Menschen („in vivo“) durchgeführt wurde. „Nur so ließ sich eine Veränderung untersuchen, ohne echte Menschen der Strahlung auszusetzen oder Biopsien vornehmen zu müssen“, erklärt der plastische Chirurg Dr. Amir Karam. In diesem Fall kamen menschliche und aus Mäusen gewonnene Zellen zum Einsatz (um herauszufinden, ob die Strahlung auch auf tierische Zellen denselben Effekt hatte). Die Forschenden beobachteten, dass nach 20 Minuten schon 20 bis 30 Prozent der Zellen abgestorben waren. Nach drei aufeinanderfolgenden 20-Minuten-Sessions waren 65 bis 70 Prozent der Zellen tot. In anderen Worten: Je häufiger die Lampe verwendet wurde, desto mehr Zellen starben ab. „Diese neue Studie hat uns gezeigt, dass es [unter UV-Licht] zu Veränderungen kommt, die die Zelle abtöten. Das ist aber vermutlich nicht das größte Problem. Wenn eine Zelle stirbt, ist sie einfach tot – besorgniserregender ist die [krebsauslösende] Mutation, die das Licht auslöst“, erklärt Dr. Karam.
Was bedeutet das für die Nagelindustrie?
Diese Studie arbeitete mit einer bis drei 20-minütigen UV-Licht-Einwirken pro Tag. Das ist (selbst wenn du dir monatlich eine Maniküre gönnst) deutlich mehr Zeit, als du im Salon unter der Lampe verbringen würdest. Ungefähr „3000-mal so viel“, schätzt Dr. Valenty. „Obwohl die Ergebnisse darauf hinweisen, dass die UV-Aussetzung ein gesteigertes Hautkrebsrisiko bedeuten kann, ist die Einwirkungsstärke [in der Studie] deutlich höher als die zulässige tägliche Menge“, betont Dr. Valenty. Obwohl das Resultat der Studie von einer extremen UV-Menge ausgeht, ist es dennoch beunruhigend. „Ich glaube nicht, dass die Leute deswegen komplett auf UV-Maniküren verzichten. Trotzdem denke ich, dass das Interesse an alternativen Methoden steigen wird, weil sich immer mehr Menschen Möglichkeiten wünschen werden, diesen Look auf sicherere, gesündere Art zu erzielen“, meint die Maniküristin Deborah Lippmann.
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Was kannst du stattdessen tun?
Wenn du weiterhin UV-Lampen verwenden möchtest, empfehlen die Profis zwei mögliche Optionen: das Auftragen von Sonnenschutz auf die Hände vor dem Termin oder fingerlose Handschuhe. „Du kannst LSF 30 oder höher verwenden, aber manche Nail Artists haben das Gefühl, die Sonnencreme könnte dafür sorgen, dass das Gel nicht so glatt ist oder schlechter hält“, meint Dr. Guanche. „Um die UV-Aussetzung auf dem Handrücken und an den Fingern zu reduzieren, kannst du Handschuhe ohne Fingerspitzen tragen“, ergänzt Dr. Karam. Lippmann hingegen rät dazu, ganz auf Gel-Maniküren zu verzichten. „Ich persönlich bevorzuge normalen Nagellack“, sagt sie und warnt, dass Gel-Maniküren auch potenziell dem Nagelbett schaden können – vor allem bei der Entfernung.
Das Fazit
Es besteht kein Zweifel daran, dass die chronische Verwendung von Nagellampen menschliche Zellen beschädigen kann. Dennoch: „Es erfordert noch viel Arbeit, um die Ergebnisse dieser Studie zu überprüfen und Schlussfolgerungen für die Realität zu ziehen“, meint Dr. Valenty. „Ich bin der Meinung, die Risiken seien klar zu erkennen. Aber wie groß sind sie wirklich? Das wissen wir derzeit noch nicht genau“, fügt Dr. Karam hinzu. Die Profis betonen allesamt, es sei entscheidend, dieselben Tests auch an echten Menschen durchzuführen, bevor wir daraus definitive Schlüsse zum Hautkrebsrisiko von UV-Lampen ziehen können. Doch das bedeutet zeitintensive Untersuchungen, weil Krebs nicht über Nacht entsteht. „Oft entwickelt er sich erst fünf, zehn oder 15 Jahre nach der UV-Einwirkung. Die Studienergebnisse lassen sich also erst in zehn, vielleicht sogar 20 Jahren auf uns übertragen“, erklärt Dr. Karam. Letztlich ist es daher deine persönliche Entscheidung, ob du in Zukunft vielleicht lieber auf Gel-Maniküren verzichtest, um alle eventuellen Risiken auszuschließen.
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