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Abnormaler Abstrich? Das erwartet dich bei einer Kolposkopie

Foto: Tayler Smith.
Wir alle wissen, dass wir Pap-Abstriche am besten einmal pro Jahr durchführen lassen sollten. Was passiert aber, wenn dein Befund abnormal ist und du dich deshalb nun einer „Kolposkopie“ unterziehen musst? Wenn du so bist wie ich, wirst du dir sofort ein Glas Nutella schnappen und versuchen, dich damit zu trösten und nicht zu googeln, was passiert, wenn „deine Vagina abfällt“. Tu mir aber bitte einen Gefallen und folge nicht meinem Beispiel. Sei lieber wie mein heutiges Ich, das gerade eine Kolposkopie hinter sich hat und dir sagen kann, dass diese Prozedur – unabhängig davon, was die Leute im Internet sagen – absolut nicht das Ende der Welt bedeutet. Diese Prozedur war sogar so positiv, dass ich sie live in einem Blog festgehalten habe, damit du sie auch lesen kannst (hallo, Papa, übrigens).
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Aber bevor wir in die Tiefen meines Gebärmutterhalses eintauchen, sollten wir uns erst einmal ansehen, was hier eigentlich los ist. Ein abnormaler Abstrich bedeutet nicht, dass deine Vagina kaputt ist und abfallen wird. Er bedeutet auch nicht, dass du an Gebärmutterhalskrebs erkrankt bist. Statistisch gesehen führen etwa fünf Prozent der Abstriche zu auffälligen Ergebnissen. Wenn du bedenkst, wie viele Frauen hierzulande leben, sind die etwa 4.100 Fälle von Gebärmutterhalskrebs pro Jahr eine vergleichsweise geringe Zahl.
Ein abnormaler Befund bedeutet lediglich, dass du einige Zellen hast, die mit der Zeit problematisch werden könnten. Es ist möglich, dass dein Immunsystem sie zerstört. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit minimal, dass sich daraus ein Gebärmutterhalskrebs entwickeln könnte. Wenn du dich mit dem humanen Papillomavirus (HPV) infiziert hast (was bei 80 Prozent der sexuell aktiven Bevölkerung irgendwann im Leben der Fall ist), kann das ebenfalls zu einem auffälligen Pap-Ergebnis führen. Auch Rauchen und Entzündungen im Vaginalbereich können dafür verantwortlich sein. Zudem können auch andere sexuell übertragbare Krankheiten die Ursache sein, weshalb es gut ist, dich regelmäßig untersuchen zu lassen (du weißt schon: Vorbeugen ist besser als Heilen).
Eine Kolposkopie ist also nur ein gründlicherer Abstrich, bei dem überprüft wird, welche abnormen Zellen sich dort unten tummeln. Das war's. Die nächsten Schritte hängen natürlich davon ab, welche Art von Zellen du hast. Vielleicht müssen die Zellen entfernt werden, was eine Narkose erfordert. Möglicherweise wirst du auch einfach nach Hause geschickt, damit dein Immunsystem die Sache in Ordnung bringt. Wie auch immer: Du hast absolut keinen Grund dafür, dich vor einer Kolposkopie zu fürchten. Um einen kühlen Kopf zu bewahren, habe ich einen Live-Blog geschrieben. (Zugegeben, ich habe ihn direkt danach geschrieben und nicht währenddessen. Das wäre unhöflich gewesen.)
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14:00 Uhr
Ich werde aufgerufen, um mich in den Behandlungsraum zu begeben. Die Assistentin, die anonym bleiben möchte, macht mir ein Kompliment: „Ihre Hose gefällt mir sehr gut“, sagt sie. Ich muss ihr zustimmen; ich habe tatsächlich einen wirklich guten Geschmack.
14:02 Uhr
Sie bittet mich darum, die Hose ausziehen, hinter einem Vorhang (nein, sie wollte mir nicht die Kleidung stehlen). Ich würde empfehlen, einen langen Pullover oder ein langes Shirt zu tragen, damit du dich nach dem Ausziehen nicht wie Winnie Puuh fühlst.
14:04 Uhr
Ich mache es mir auf dem Behandlungssitz „gemütlich“, der mit weißem Papier bedeckt ist. Dann sehe ich die Steigbügel, die wir alle aus Filmen kennen, in denen Frauen schreiend Babys zur Welt bringen. Ich habe erst wenig Erfahrung mit Steigbügeln (eine davon dank meines Freundes, der mir zu meinem 28. Geburtstag eine Reitstunde schenkte, bei der alle anderen Kursteilnehmer:innen zehn Jahre alt waren). Zum Glück trage ich einen langen Pulli, denn so kann ich meine Waden auf die Steigbügel positionieren und meine Würde behalten. „Rutschen Sie bitte nach unten und ziehen Sie Ihren Pullover hoch“, sagt meine Gynäkologin. Das war's dann auch mit der Würde. Die Assistentin starrt konzentriert auf einen Bildschirm. Ich frage sie, ob etwas Gutes läuft; mein Witz kommt gut an. In einem anderen Setting hätte ich vielleicht sogar Applaus dafür bekommen.
14:06 Uhr
Anscheinend bin immer noch nicht weit genug runtergerutscht. Das liegt möglicherweise daran, dass sich der Kopf meiner Ärztin zwischen meinen Beinen befindet und ich meine Vagina nicht noch näher an ihr Gesicht heranschieben will. Das will niemand. Das braucht niemand. „Es tut mir leid“, sage ich. „Das muss es nicht“, antwortet sie. „Unsere Patient:innen fragen uns immer, warum wir diesen Job machen, aber wir lieben ihn, nicht wahr?“ „Das stimmt", antwortet ihre Assistentin. „Wir mögen unsere Arbeit sehr.“ Ich muss zugeben, dass sie es tatsächlich geschafft haben, mich von der Tatsache abzulenken, dass vor meinen Augen gerade ein Spekulum mit Gleitmittel eingeschmiert wird.
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14:07 Uhr
Eine Kamera in einem mit Gleitgel bedeckten Spekulum wird in meine Vagina eingeführt. Ich schaue nach oben zur Decke, wo ein Bild mit Palmen aufgeklebt ist, was ich für eine nette Idee halte. Ich habe mit vielen Freund:innen ausführlich über das Spekulum gesprochen. Der allgemeine Konsens ist, das es ähnlich ist wie bei Kindern, die du dazu bringen willst, eine Tablette zu schlucken: Sie haben vorher schon viel größere Dinge zu sich genommen, also ist die Angst davor nur eine psychologische Angelegenheit. Spekula sind einfach schmierige Reagenzgläser. Ziemlich dünn. Der Gedanke daran ist so viel schlimmer als die Realität. Stell dir das Instrument als einen durchsichtigen Tampon vor.
14:08 Uhr
Die Kamera macht einige Bilder (Sag Cheeeese, liebe Gebärmutter!). Meine Ärztin lädt mich dazu ein, einen Blick auf meinen eigenen Gebärmutterhals zu werfen. Ich bin ziemlich besorgt über das, was folgen könnte. Ich versuche, entspannt zu bleiben, um meine Vagina nicht zu verkrampfen und so das Spekulum/die Kamera nicht in das Gesicht der Assistentin zurückzuballern, und lehne das – wenn auch verlockende – Angebot ab.
14:10 Uhr
Viel Herumgeschaue. Meine Gynäkologin fragt mich, was ich beruflich mache. Dann erzählt sie mir, dass eine ihrer Töchter sich sehr fürs Schauspielern interessiert. „Wie toll“, sage ich und denke daran, es vielleicht auch mit einer Karriere als Hollywood-Star zu probieren.
14:11 Uhr
Wir plaudern weiter und ich kann mir nicht erklären, was da unten vor sich geht, denn ich spüre nicht wirklich etwas Bedeutendes. Keine Krämpfe. Kein Schmerz. Nur Bewegung. Um ehrlich zu sein, fühlt sich das Ganze wie der schlechteste Dildo der Welt an.
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14:13 Uhr
Dann tut sich da unten noch irgendetwas, was sich so anfühlt, als würde meine Ärztin etwas Schleimiges aus den Tiefen meiner Vagina herausholen. Anscheinend passiert genau das, denn in diesem Moment wird mir gesagt, dass die Prozedur vorbei sei. Erledigt. Kolposkopie beendet. Während ich mich umziehe, wird mir mitgeteilt, dass ich mir eine dicke Binde in den Schlüpfer stecken soll, weil es „zu leichten Blutungen oder bräunlichem Ausfluss kommen kann“. Als ich mich hinsetze und mir die genauen Ergebnisse mitgeteilt werden, bitte ich darum, meinen Gebärmutterhals zu sehen, und ich würde dir dazu raten, das Gleiche zu tun. Die Ärztin zeigt mir die problematischen Stellen und informiert mich darüber, dass ich nun ein Jahr lang warten soll, um zu sehen, ob mein Körper den abnormalen Zellen auch ohne Hilfe von außen den Garaus macht. Sollte das nicht klappen, werde ich mich einer Biopsie unterziehen müssen (worüber ich natürlich auch live bloggen werde).
Und das war's auch schon. Zu keinem Zeitpunkt wollte ich schreien, weinen oder kreischen. Der Trick ist, tief durchzuatmen und dich daran zu erinnern, dass ein Spekulum nur ein schmieriges Reagenzglas ist, das dir jemand reinschiebt, und was sich so anfühlt, als ob du pinkeln müsstest. Aber was auch immer du tust, lies dir bitte keine Kommentare in Internetforen durch, in denen sich Frauen über ihre Kolposkopien austauschen. Obwohl das megaschwer war, ist es mir gelungen. Nach der Prozedur habe ich aber einen Blick in diese Foren geworfen und muss dir ehrlich sagen, dass ich froh bin, dass ich es nicht davor gemacht habe. Das hätte mich sehr beunruhigt. Mach dir also keine Sorgen, atme tief durch und bringt die Kolposkopie hinter dich. Oh, und wenn dein Gynäkologe oder deine Gynäkologin ebenfalls ein Bild mit Palmen an der Decke angebracht hat, richte ihm:ihr bitte schöne Grüße von mir aus.

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