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Meine Kollegin mobbt mich – was soll ich tun?

Foto: Franey Miller.
Moira ist 26 Jahre alt und hat eine Kollegin, die in ihrer Firma quasi denselben Rang hat wie sie. Mit der hat sie allerdings große Probleme. „Sie gibt meine Ideen immer als ihre aus, schleimt sich bei unseren Vorgesetzten ein und macht mich andauernd schlecht. Ich glaube, das könnte daran liegen, dass sie gerne meinen Job hätte (der kreativer ist als ihrer), obwohl ich mir da nicht sicher bin.“
„Wir haben ein kleines HR-Team. Weil sie ja aber nie explizit irgendwas falsch gemacht hat, will ich mich nicht offiziell über sie beschweren und die Situation eskalieren lassen. Gleichzeitig will ich aber auch nicht kündigen. Ich habe sehr hart für meinen Job gearbeitet und weiß trotz allem, dass meine Arbeit hier geschätzt wird. Plus: Ich habe bisher keine guten Alternativen gefunden. Trotzdem fühle ich mich total machtlos. Was kann ich dagegen machen?“
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Dr. Sheri Jacobson, eine pensionierte Psychotherapeutin mit über 17 Jahren Berufserfahrung, kann hier weiterhelfen.
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Dr. Sheri Jacobson: Zuallererst möchte ich betonen, dass das ein weitverbreitetes Problem ist – und sehr entmutigend sein kann. Sowas ist eine echte Herausforderung. Ein Teil der Schwierigkeit liegt darin zu verstehen, dass deine Situation sowohl normal als auch inakzeptabel ist. Daher solltest du ganz aufmerksam auf Anzeichen für Mobbing achten: Sind das noch milde Neckereien, mit denen du umgehen kannst, indem du deine Reaktion darauf bewusst anpasst? Oder ist das hier ein ernsteres Problem, in das man von außen eingreifen sollte?
Den Unterschied zu erkennen, kann ganz schön schwierig sein. Manchmal musst du dich dazu mit einer außenstehenden Person unterhalten, um dir objektive Klarheit zu verschaffen. Manche Verhaltensweisen sind extrem genug, um ganz deutlich als Belästigung und Beleidigung erkannt zu werden. Dann gibt es aber auch Verhaltensweisen, die mehr in einer Grauzone liegen. Da ist es dann entscheidend, dir eine unabhängige Person zur Seite zu holen, die du um ihre Meinung dazu bitten kannst. Das kann zum Beispiel ein:e Freund:in oder ein:e Therapeut:in sein. Wenn du nach diesem Gespräch glaubst, es könnte sich um Mobbing handeln, solltest du dich damit womöglich an eine Ansprechperson innerhalb deiner Firma wenden.
Abhängig von deinem Arbeitsumfeld hast du womöglich das Gefühl, keine solche Person zur Verfügung zu haben. Es ist trotzdem immer einen Versuch wert! Es könnte dich überraschen, wie viele Menschen deine Sorgen doch ernst nehmen. Heutzutage ist es für eine Personalabteilung auch sehr wichtig, deine Probleme zu respektieren – alles andere könnte negative Konsequenzen für sie haben –, und daher haben sie gute Gründe dafür, dir zu helfen (selbst wenn du ihnen vielleicht nicht persönlich am Herzen liegst).
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Abgesehen davon, dem Management von deinem Problem zu berichten, kannst du dir vor allem dadurch selbst helfen, indem du an deiner inneren Reaktion auf solche Situationen arbeitest – und daran, wie du herabwürdigende oder unangebrachte Kommentare aufnimmst. Ich habe zum Beispiel bei meinen Patient:innen festgestellt, dass diejenigen, die leichtherzig, sogar humorvoll auf solche Provokationen reagierten, darauf meist die positivste Antwort bekamen. Dein erster Instinkt rät dir vielleicht dazu, direkt in die Offensive zu gehen – vielleicht auch mit aggressiven Worten –, doch kann das schnell zur Eskalation führen. Natürlich kann sich nicht jede:r mit Cleverness und Humor verteidigen (und es ist auch sicher nicht jede:r dazu bereit, das unangebrachte Verhalten anderer Leute unkommentiert zu lassen), doch solltest du dir diese Option immer offen halten.
Du hast auch andere Möglichkeiten, wie du mit Menschen umgehen kannst, die dir das Leben schwer machen – vor allem, wenn du ihnen schlecht aus dem Weg gehen kannst. Hier verbirgt sich viel Potenzial für innere Arbeit: Vielleicht erkennst du beim Nachdenken über deine Situation zum Beispiel, dass dich das Verhalten deines Kollegen oder deiner Kollegin daran erinnert, wie deine Eltern dich früher behandelt haben oder wie jemand in der Schule mit dir umging. Womöglich stammt deine starke Reaktion daher. Dann kannst du daran arbeiten, deine innere Stärke aufzubauen und die verzerrte Perspektive geradezurücken, die dir deine Situation gerade aufzwingt.
Wenn du dir also beispielsweise einredest: „Das wird nie enden, ich kann damit nicht umgehen, das ist zu viel für mich“, kannst du diesen Gedanken umlenken: „Das ist ätzend, aber natürlich komme ich damit klar.“ Oder: „Ich bin intelligent genug, um notfalls clever zu kontern.“ Diese Art von innerem Monolog ist sehr wichtig, weil wir oft zu der Annahme neigen, alle seien gegen uns, obwohl es eigentlich nur eine Person ist – oder dass der Job absolut unerträglich sei, bloß weil uns ein:e Mitarbeiter:in nervt. Trotzdem kann dieser Instinkt natürlich manchmal stimmen. Wenn deine Situation so ernst ist, ist es unbedingt nötig, damit zur Personalabteilung oder deinen Vorgesetzten zu gehen.
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Besonders kompliziert wird es, wenn die Person, die dir das Leben schwer macht, dein:e Chef:in ist. Schließlich können Menschen in Machtpositionen Entscheidungen treffen, die deine Karriere beeinflussen; wenn du dich also gegen ihr Verhalten wehrst, könnte es passieren, dass du dafür bestraft wirst. Das sollte dich aber nicht davon abhalten, für dich selbst einzutreten – selbst wenn das Unannehmlichkeiten wie Kritik, eine Degradierung oder, im schlimmsten Fall, sogar eine Entlassung bedeutet (vorausgesetzt, du kannst dir Letzteres leisten). Letztlich ist all das besser, als dich einem Menschen zu unterwerfen, dessen Verhalten du nicht tolerieren solltest. Hab keine Angst davor, die Dinge zu nehmen, wie sie kommen.
Langfristig finde ich, du solltest dir deine Ziele und Werte genau ansehen und dich dementsprechend verhalten. Manchen Leute ist es wichtiger, die Karriereleiter hochzuklettern, als die Art, wie man mit ihnen umgeht – was es ihnen vielleicht erleichtert, solche Situationen zu tolerieren. Andere hingegen legen viel mehr Wert darauf, sich selbst zu schützen – notfalls auch auf Kosten einer Beförderung. Und so etwas kann sich im Laufe der Zeit verändern! Höre immer auf dich selbst. Letzten Endes geht es hierbei immer um deine persönlichen Vorlieben und deine langfristigen Ziele.
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