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Muss ich mich mit meiner offenen Beziehung „outen“?

Foto: Natalia Mantini.
Offene Beziehungen können so einzigartig sein wie die daran beteiligten Partner:innen – und obwohl es natürlich am wichtigsten ist, dass sich alle Beteiligten mit den Grenzen dieser Beziehung wohl fühlen, fragst du dich in einer offenen Beziehung vielleicht trotzdem, was Außenstehende wohl von eurer „nicht-traditionellen“ Beziehungsstruktur halten. Aber gehen die intimsten Details deines bzw. eures Liebeslebens überhaupt irgendwen außer euch etwas an?
„Eine ähnliche Frage stellen sich auch Menschen, die zum ersten Mal ihre Sexualität hinterfragen: Muss ich bestimmten Leuten davon erzählen?“, sagt die queere Psychotherapeutin Kristy LaRocca. „Wenn du etwas verheimlichst oder Informationen zurückhältst, können dadurch manchmal Barrieren zwischen dir und deinem Umfeld entstehen. Das spüren meist beide Beteiligten – und darunter kann eure Beziehung leiden.“
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Solche „Mauern“ können negative Konsequenzen haben, insbesondere in sehr engen Beziehungen – wie denen zwischen Freund:innen oder Verwandten. „Wenn ein junger Mensch von einem Elternteil abhängig ist, zum Beispiel in finanzieller Hinsicht, glaubt er womöglich, ein solches Geheimnis für sich behalten zu müssen“, erklärt LaRocca. „Vielleicht hat dein Familienmitglied auch einen ganz anderen religiösen Glauben als du.“ Daher willst du dieser Person vielleicht lieber verheimlichen, dass du nicht heterosexuell bist – oder eben in einer offenen Beziehung. „Eventuell setzt dich dein:e Partner:in auch unter Druck, dich zu ‚outen‘, obwohl du dich dazu noch nicht bereit fühlst.“
Letztlich ist es absolut deine Entscheidung, einer außenstehenden Person – also jemandem, der oder die nicht zu deinen sexuellen oder romantischen Partner:innen gehört – von deiner offenen Beziehung zu erzählen. „Ich finde, das geht prinzipiell niemanden etwas an. Es sei denn, es gibt einen konkreten Grund dafür, warum die Person davon wissen sollte“, meint LaRocca.
Der psychiatrische Leiter Eric Yarbrough vom New Yorker Callen-Lorde Community Center sieht das ähnlich. „Ich bin der Meinung, es gibt nur einen Grund dafür, diese Information zu teilen: wenn das Risiko besteht, ‚erwischt‘ zu werden“, sagt er. „Wenn dich deine Freund:innen oder Familienmitglieder zufällig mit jemandem außerhalb deiner Beziehung sehen könnten – oder du vielleicht jemanden zu einer Veranstaltung mitnehmen möchtest, der oder die nicht dein:e ‚primäre:r‘ Partner:in ist –, solltest du die entsprechenden Personen darüber informieren, dass du in einer offenen Beziehung bist.“ Wenn dich dein:e Partner:in also zum Beispiel nicht zu einer Hochzeit begleiten kann, du aber jemand anderen mitbringen möchtest, kann es sinnvoll sein, andere „vorzuwarnen“.
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Wichtig ist dabei, dich auf die Möglichkeit vorzubereiten, dass die Reaktion darauf womöglich nicht positiv ausfällt. Das hat dann aber mehr mit deinem Gegenüber als mit dir zu tun. „Eine negative Reaktion ergibt sich meist dann, wenn sich dein Gegenüber um dich sorgt und befürchtet, du könntest dabei verletzt werden“, erklärt Yarbrough. „Dasselbe gilt, wenn diese Person daraufhin ihre eigene Beziehung hinterfragt. Monogame Menschen reagieren manchmal genervt oder frustriert auf eine offene Beziehung, weil sie vielleicht selbst schon über eine nicht-traditionelle Beziehung nachgedacht haben, sich selbst aber nicht ehrlich eingestehen, ob sie das gern ausprobieren würden.“ Die Person, der du von deiner offenen Beziehung erzählst, hat eventuell auch einen religiösen Hintergrund, der für die negative Reaktion auf deine Neuigkeit verantwortlich ist. Auch das hat allerdings nichts mit dir zu tun.
(Natürlich kann es auch sein, dass deine Freund:innen und Verwandten auf dein „Coming-out“ positiv reagieren und sich für dich freuen, weil du eine Beziehungsstruktur gefunden hast, die für dich funktioniert. All das sind nur Worst-Case-Szenarien!)
Wenn du dich dazu entscheidest, jemandem von deiner offenen Beziehung zu erzählen, empfiehlt LaRocca, dabei verständnisvoll zu bleiben. „Erkläre dieser Person, dass du gern etwas mit ihr teilen würdest und sie bitte im Hinterkopf behalten sollte, dass du das deswegen tust, weil sie dir wichtig ist und du gern ehrlich mit ihr sein möchtest“, sagt sie. „Wenn du das Gespräch so positiv hältst wie möglich und erklärst, inwiefern du und dein:e Partner:in von diesem Arrangement profitiert, ist eine positive Reaktion umso wahrscheinlicher.“ Eine Partnerschaft, die alle Parteien glücklich machst, ist überhaupt nichts, wofür man sich schämen sollte. Solange das gegeben ist, sollte auch niemand anderes das Recht haben, dir deswegen ein schlechtes Gefühl einzureden. Letztlich geht es in deiner Beziehung ja auch nur um dich und deine:n Partner:in:nen – und die Meinungen anderer Leute sind bloß Hintergrundrauschen.
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