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Ich bin Mutter von 4 Kindern – jetzt bin aber ich endlich mal dran

Vier Kinder mit Fieber. Ein Ehemann, der 1.000 Kilometer weit weg auf Geschäftsreise ist. Ich: trage um 16 Uhr immer noch meinen Schlafanzug. Ich glaube, ich habe mir die Zähne geputzt. Meine Haare sind definitiv nicht gebürstet. Keine Chance, dass ich Zeit für den einstündigen Yogakurs finde, den ich schon lange machen wollte. Am Ende esse ich eine Tüte Reis aus der Mikrowelle zum Abendessen und dusche schließlich gegen neun Uhr, nur um festzustellen, dass mir das Shampoo ausgegangen ist. Und trotzdem ist der heutige Tag ein großer Fortschritt im Vergleich zu dem, was ich vor Monaten erlebt habe. Immerhin bin ich gesund.
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Vor fast einem Jahr hatte ich mich selbst in die Notaufnahme gefahren, weil ich überzeugt war, einen Herzinfarkt zu haben. Ich hatte die beunruhigenden Symptome monatelang ignoriert: Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen. Als sich diese Beschwerden häuften (und ein beängstigendes neues Schmerzgefühl in meinem linken Arm auftrat), ließ ich alles stehen und liegen und setzte mich ins Auto. „Ich fahre ins Krankenhaus“, sagte ich zu meinem Mann und gab mein Bestes, um ruhig zu bleiben und die Kinder nicht zu verängstigen.
In der Notaufnahme führte ein freundlicher Assistent sofort ein EKG durch, das zum Glück normal war. Ich hatte zwar keinen Herzinfarkt, aber irgendetwas stimmte definitiv nicht. Während ich auf den Arzt wartete, fragte ich mich: Wie konnte ich es zulassen, dass ich zu einem warnenden Exempel wurde? Plötzlich war ich die Mutter, die ihre grundlegende Selbstpflege so weit zurückgestellt hatte, dass ich in eine Krise geraten war. Ich würde nie zulassen, dass meine Kinder einen Check-up verpassen – aber ich war seit zwei Jahren nicht mehr beim Zahnarzt gewesen.
Es war nicht nur meine Gesundheit, die ich vernachlässigt hatte. Ich habe auch noch andere Abstriche gemacht. Als ich mit meinen Kindern vor Schulbeginn ins Einkaufszentrum ging, stellte ich zum Beispiel die Sachen zurück, die ich für mich selbst ausgesucht hatte, damit ich ihnen die neuesten Trends kaufen konnte. Am ersten Schultag trug meine älteste Tochter eine nagelneue „Mom-Jeans“ (ironischerweise), die 75 Euro gekostet hatte, und dazu ein Neckholder-Top aus einem Laden, in dem „alle shoppen“. Ich trug eine abgewetzte Yogahose und ein abgetragenes Tanktop, das ich vor 14 Jahren gekauft hatte.
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Ich war eine überragende Mutter. Ich war diejenige, die dafür sorgte, dass meine Kinder frisch gebadet, gesund und modebewusst waren – und das alles neben einem makellosen Haus, einer voll ausgestatteten Küche, selbst gekochten Mahlzeiten, Motto-Geburtstagsparties, spontanen Spieltreffen und Übernachtungen sowie perfekt geplanten Urlauben. Die Mutter, die bis spät in die Nacht aufblieb, um sich die (wirklich erschreckenden) Geschichten von gemeinen Mädchen aus der Mittelstufe anzuhören. Die Mutter, die um 4 Uhr morgens die verzweifelten Rufe eines Vorschulkindes nach Wasser beantwortete. Die Mutter, die ein zappelndes Baby stillte und einem Viertklässler bei den Hausaufgaben half, während sie drei verschiedene Abendessen zubereitete, um den verschiedenen kulinarischen Vorlieben gerecht zu werden. Die Mutter, die auseinanderfiel, während sie ihre blühende Familie zusammenhielt. Ich habe es versäumt, mich in jeder Hinsicht um mich selbst zu kümmern. Sei es, dass ich eine längst überfällige Mammographie aufgeschoben habe oder meine Beauty-Routine so vernachlässigt habe, dass das Auftragen von Feuchtigkeitscreme ein Erfolg war.
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich an diesem Abend von der Notaufnahme nach Hause gefahren wäre und sofort angefangen hätte, mein Wohlbefinden über das meiner Kinder zu stellen – ohne zurückzublicken. Aber ich habe diese Arzttermine angesetzt – und sie nicht einmal abgesagt oder verschoben, was bedeutete, dass ich die Kontrolle über das Haus und die Kinder abgab. Bei einem anschließenden Besuch bei meiner Internistin stellte sich heraus, dass ich unter niedrigem Blutzucker und niedrigem Blutdruck leide, was vieles von dem erklärte, was ich bis zu meinem Besuch in der Notaufnahme empfunden hatte. Die Sorge um diese mysteriösen Symptome führte wahrscheinlich zu extremer Angst, die ich fälschlicherweise für einen Herzinfarkt gehalten hatte. Ich war auch beim Zahnarzt, habe eine Mammographie machen lassen, mir ein paar neue Klamotten gekauft und sogar etwas Make-up, um das abgelaufene zu ersetzen. Ich bin zwar nicht gerade eine neue Frau, aber ich fühle mich besser, vor allem nach den 20-minütigen morgendlichen Yogasitzungen, die zu meiner Routine gehören, egal ob die Kinder hohes Fieber haben oder nicht.
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Außerdem habe ich eine neue Theorie: Es ist kein Märtyrertum, Outfits zurückzulegen und meine Arzttermine zu verschieben. Diese Handlungen signalisieren meinen Kindern, dass ich mich selbst nicht wertschätze. Es geht aber um mehr als das. Meine Familie verdient die beste Version von mir – aber ich tue das auch. Es ist schwierig, meine Denkweise so anzupassen, dass sie meine Bedürfnisse berücksichtigt, und ich arbeite jeden Tag, jede Stunde, jede Minute daran, mich wichtig zu nehmen. Sich selbst wichtig zu sein ist eine Praxis, so wie Yoga eine ist und wenn du auf der Matte aus dem Gleichgewicht kommst, sagen dir die meisten Lehrer:innen, dass du über dich selbst lachen und einfach weitermachen sollst, bis du deinen Flow gefunden hast – mit deinem Atem, deinen Körperbewegungen und deiner Motivation. Nach einer Weile macht man dann Fortschritte.
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