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Aktivist:innen brennen aus – und niemand übernimmt Verantwortung

Im Herbst 2020 machte sich Nialah Edari die Haare und spürte eine leere Stelle auf ihrer Kopfhaut. Sie lief zu ihrem Spiegel und griff nach einem zweiten, kleineren Spiegel, um einen genaueren Blick darauf zu werfen. Eine kahle Stelle hatte sich gebildet. Seit Monaten organisierte sie Proteste gegen rassistische Diskriminierung und Polizeibrutalität in New York City. Sie war mit Leidenschaft dabei – die Möglichkeit, etwas zu bewirken, trieb sie an. Aber sie wusste, dass Veränderungen ihren Preis haben: zermürbende Arbeitszeiten und der emotionale Tribut, den die Konfrontation mit unserem rassistischen System fordert, um nur einige zu nennen. Dennoch hatte sie nicht die Absicht, weniger zu tun. Sie hatte eine „Schlafen kannst du, wenn du tot bist-Mentalität. Bis sie körperliche Anzeichen eines Burnouts zeigte, die sie nicht mehr ignorieren konnte.
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Es war nicht nur die kahle Stelle – sie hatte auch eine schmerzhafte, zystische Akne. „Obwohl ich weitermachen wollte, konnte ich nicht gegen meinen Körper ankämpfen“, sagt Edari, eine der Mitbegründer:innen des Freedom March NYC. „Mein Körper schrie förmlich, dass ich Ruhe brauchte.“
Edari merkte bald, dass sie ihre Herangehensweise an den Aktivismus unbedingt ändern musste. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen in Bewegungen für soziale Gerechtigkeit ihre unmittelbaren körperlichen Bedürfnisse für das Allgemeinwohl ignorieren. „Frag irgendwelche Aktivist:innen, wie lange sie sich das Pinkeln verkneifen können“, sagt Laurie Bertram Roberts, Mitbegründerin eines Abtreibungs-Fonds namens Mississippi Reproductive Freedom Fund, in dem sie sich seit einem Jahrzehnt für reproduktive Rechte einsetzt. „Ich meine es ernst, frag sie!“
Den meisten Aktivist:innen liegen die Themen, für die sie sich einsetzen, so sehr am Herzen, dass sie dafür mehr tun, als ihnen lieb ist – manchmal zum Nachteil ihrer selbst, sagt Dr. Paul Gorski, Gründer und Forschungsdirektor des Equity Literacy Institute, das Forschung, Schulungen und Lobbyarbeit betreibt, um Menschen zu helfen, die sich gegen soziale Ungerechtigkeit einsetzen. Diese Überarbeitung kann sich in unterschiedlichem Maße äußern – ein Beispiel aus jüngster Zeit: Das Organizing rund um das Thema Abtreibung nach der Aufhebung des Urteils Roe v. Wade hat dazu beigetragen, die „rote Welle“ der Republikaner bei den US-Zwischenwahlen in Schach zu halten. Aber heute fragen sich immer mehr Menschen, ob es wirklich notwendig ist, sich für eine gute Sache zu verausgaben. „Alle Aktivist:innen stellen die Sache bis zu einem gewissen Grad über ihre Bedürfnisse und Beziehungen“, sagt Dr. Gorski. „Das ist nicht das Problem. Das Problem ist, wenn sie zulassen, dass sich ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden verschlechtern, weil sie so viel tun.“ Auch wenn diese Aufopferung und dieses märtyrerhafte Engagement eine Sache vorübergehend voranbringen, kann es langfristig negative Folgen haben. Wenn zu viele Menschen ausbrennen, kommt es zu einer hohen Fluktuation, die zu einem Verlust an Wissen und Erfahrung über die Sache und im Allgemeinen beiträgt. Bertram Roberts meint dazu: „Burnout ist nicht lustig.“
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Vor allem jüngere Aktivist:innen verspüren den Druck, sich beweisen zu müssen und um jeden Preis Veränderungen für ihre Zukunft zu schaffen. Solange du kein:e erfahrene:r Organizer:in bist, ist es auch schwer, die Anzeichen eines Burnouts zu erkennen, bevor sie so verheerend sind, dass man sie nicht mehr ignorieren kann, wie bei Edari. Die Sache, für die du dich einsetzt, kann dann dein Leben beherrschen und manchmal ernsthafte gesundheitliche Folgen haben.
Obwohl „Burnout“ keine offizielle medizinische Diagnose ist, wurde es in aktivistischen Gruppen untersucht und es hat sich gezeigt, dass Burnout zu Stress, Angst und Depression führt, sagt Dr. Gorski.
Gesundheitliche Folgen wie Angstzustände und Depressionen können besonders gravierend sein, wenn sich Menschen für eine Sache organisieren, die sie oder ihre Gemeinschaft direkt betrifft – zum Beispiel eine Überlebende eines sexuellen Übergriffs, die sich für Title IX (ein US-Gesetz, das geschlechtsspezifische Diskriminierung in Schulen verbietet) einsetzt, oder ein Schwarzer Aktivist, der sich in seinem Alltag stark für soziale Gerechtigkeit engagiert. Wenn zum Stress des politischen Aktivismus die Erschöpfung hinzukommt, weil man Zielscheibe von Unterdrückung ist, kann das mit der Zeit einen hohen Tribut fordern.
Das ist nicht nur für die Gesundheit der Einzelnen gefährlich, sondern kann auch für die Bewegungen schlecht sein. Wenn Aktivist:innen ausbrennen, besteht die Gefahr, dass sie das Organizing für immer aufgeben. Das passiert bei etwa der Hälfte der Aktivist:innen, die Dr. Gorski in einer Studie untersucht hat. Seine Untersuchungen ergaben vier Hauptursachen für Burnout: emotional-dispositionelle Ursachen („Aktivist:innen sind sich im Allgemeinen der Auswirkungen der Unterdrückung, die sie bekämpfen, so sehr bewusst, dass sie sich oft dafür verantwortlich fühlen, diese Unterdrückung selbst zu beseitigen“, sagt Dr. Gorski. „Manche Menschen kommen damit besser zurecht als andere.“); strukturelle Probleme (gesellschaftliche Bedingungen, Systeme und Strukturen, die darauf ausgelegt sind, Rassismus, Sexismus, Cisgenderismus und Ähnliches aufrechtzuerhalten); Backlash (also Gegenreaktionen wie Verhaftung, Doxxing oder Überwachung); und Spannungen innerhalb der Bewegung (z. B. Meinungsverschiedenheiten darüber, wie man Aktivismus am besten angeht, was die Ziele sein sollten oder wie man ein bestimmtes Thema formuliert). Seine Untersuchungen ergaben auch, dass antirassistische BIPoC-Aktivist:innen häufig ihre Interaktionen mit weißen Aktivist:innen – und die Mikro- und Makro-Aggressionen, die sie von diesen weißen Aktivist:innen erfahren – als Hauptursache für ihr Burnout nannten. „Jede:r Aktivist:in kann ein Burnout erleben, aber in diesem Fall werden weiße Aktivist:innen durch ihr Weißsein geschützt“, sagt Dr. Gorski.
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„Das, was mich am meisten aufregt, ist das Reden über Rassismus“, fügt Bertram Roberts hinzu. „Erklären zu müssen, warum etwas rassistisch ist. Ich muss ein Weiße-Leute-Flüsterer sein und das Einmaleins des Rassismus lehren.“ Deshalb bemühen sie sich beim Abtreibungs-Fonds, den sie leitet, aktiv darum, dass ihr Team so divers wie möglich ist. „Wir sitzen nicht hier und halten Händchen, weil wir bei all der Arbeit, die wir zu tun haben, keine Zeit dafür haben.“
Dr. Gorski sagt, dass er viele Mitglieder von marginalisierten Gruppen über zusätzliche Belastungen befragt hat, die zu Burnout führen können, darunter Personen aus der LGBTQ+ Community, Aktivist:innen mit niedrigem Einkommen oder Frauen. „Wenn sich jemand im eigenen Alltag ausgegrenzt fühlt“, erklärt er, „kann sich das noch verschlimmern, wenn diese Person in einen Raum von Aktivist:innen kommt, in dem sie sich vielleicht sicherer fühlen sollte, aber auch dort ausgegrenzt wird.“
Das gilt auch für Ableismus in Bewegungen, sagt Bertram Roberts. Da bei vielen Organisationen, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen, ein Großteil der Ressourcen in die Sache fließt, gibt es in einigen Räumen keine behindertengerechte Ausstattung – und darüber hinaus hat man das Gefühl, dass „die meisten Organisationen, ob groß oder klein, gar nicht daran denken, diese Ausstattung bereitzustellen“, sagt Bertram Roberts. „Wir sind ein Nebengedanke.“
„Die Leute sagen ständig – nicht direkt, aber in verschlüsselter Sprache –, dass ich keine Führungsposition übernehmen sollte, weil ich nicht auf die gleiche Weise an Veranstaltungen und Demonstrationen teilnehmen kann“, fährt Bertram Roberts fort. „Und das kann dich sehr belasten und das Burnout noch verstärken, das du ohnehin schon verspürst… Wenn du diese Arbeit machst und arm, queer oder trans bist, mit einer Behinderung lebst, ohne Papiere im Land bist oder dich an einer Schnittstelle von Unterdrückungen befindest, wird es noch schwieriger, das durchzuhalten.“
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Thandiwe Abdullah hat 2015 im Alter von nur 13 Jahren die Black Lives Matter Youth Vanguard mit ins Leben gerufen. „Ich habe drei Jahre meiner Kindheit damit verbracht, unermüdlich gegen Erwachsene zu kämpfen, um willkürliche Durchsuchungen an den Schulen in Los Angeles zu verhindern – das haben wir geschafft, aber es war anstrengend“, sagt Abdullah. Nach Jahren des Organizing wurde jedoch klar, dass die psychischen Qualen des Protestes Abdullah dazu zwangen, einen großen Schritt zurückzutreten. Nach rassistischen Berichten und Gegenreaktionen wurde sein:ihr Haus mehrmals von der Polizei „geswatcht“. Das bedeutet, dass eine Gruppe oder Einzelperson fälschlicherweise Notfälle meldete, um ein großes Polizeiaufgebot an den Ort zu locken. Swatting kann gefährlich sein – solche Vorfälle haben sich in der Vergangenheit als tödlich erwiesen. (Ein Sprecher des Los Angeles Police Department hat gegenüber der Los Angeles Times bestätigt, dass die Polizei auf die Anrufe reagiert hat. Beamte des Departments verteidigten das Vorgehen ihrer Kolleg:innen, indem sie sagten, sie hätten sich an die Protokolle gehalten, obwohl eine Klage wegen eines Swatting-Vorfalls in Abdullahs Haus im August 2020 eingereicht wurde. Das LAPD hat auf die Anfrage von Refinery29 nach einem Kommentar nicht geantwortet).
„Meine persönlichen Daten wurden im Darknet verkauft, das war verrückt“, erzählt Abdullah. „Ich sollte mit der Uni anfangen, aber ich musste meine Sachen packen und umziehen und auf Sofas von Bekannten oder in ihren Gästezimmern schlafen. Gleichzeitig gab es eine Pandemie und einen großen Protest gegen Rassismus.“ Inmitten all dieser Ereignisse setzte sich Abdullah so lange unter Druck, bis seine:ihre psychische Gesundheit es nicht mehr aushielt. Die Reaktionen im Internet und in der Öffentlichkeit, Rassismus und andere Faktoren führten dazu, dass Abdullah sich für eine Weile aus der Bewegung zurückzog und sich nur noch am Rande engagierte, bis er:sie während des Studiums wieder Feuer fing.
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Junge Aktivist:innen wie Abdullah stehen im Kampf gegen das Burnout vor allen möglichen zusätzlichen Herausforderungen, vor denen Erwachsene nicht stehen. Während sie heranwachsen, kämpfen sie oft für Themen, über die sie noch nicht einmal selbst abstimmen können – und sie haben nicht die gleichen Ressourcen wie Führerscheine oder Kreditkarten, um Protestausrüstung zu kaufen, angefangen bei Gasmasken bis hin zu Glitzerkleber für Schilder. Ältere Menschen nehmen jüngere Aktivist:innen außerdem oft nicht ernst, was eine weitere große Hürde darstellt.
„Viele Eltern halten es für gefährlich, wenn ihre Kinder etwas organisieren, und bis man seinen Abschluss gemacht hat und einigermaßen unabhängig ist, hat man nicht die Autonomie, den Eltern zu sagen, dass man das Abendessen wegen einer Demonstration früher verlassen muss“, sagt Abdullah. „Ältere Erwachsene können auch herablassend sein. Sie sagen zum Beispiel, dass junge Menschen nicht in der Lage sind, Pläne zu machen… Aber ich habe immer festgestellt, dass auf jede:n Erwachsenen, der:die uns ein Nein sagte, fünf weitere kamen, die uns sagten, dass wir das Richtige tun.“
Ein weiteres, besonders heikles Thema unter jungen Aktivist:innen sind die sozialen Medien. Edari fand, dass die sozialen Medien ihr dabei halfen, ihre Plattform aufzubauen, ihre Leute zu finden und über bevorstehende große Proteste zu informieren. Für sie war es eine kleine Menge an Informationen und Daten. Aber andere sagen, dass es selbst zum Burnout beiträgt.
Abdullah sagt zum Beispiel, dass einige Aktivist:innen so sehr von der Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Medien und dem begehrten blauen Häkchen auf Instagram eingenommen sind, dass sie die eigentliche Bedeutung ihrer Arbeit aus den Augen verlieren können. „Es gibt eine Korporatisierung der Jugendbewegungen und sie ist zu einem riesigen Teil unserer Bewegung geworden“, sagen Abdullah. „Ich war 14 und alle versuchten, Girlboss zu sein – und mich auch dazu zu machen. Das war eine Menge. Ich glaube, dass sich das Organisieren auf die Themen und Gemeinschaften konzentrieren sollte und nicht auf Follower und Events.“ Auch wenn die sozialen Medien eine Möglichkeit sind, Menschen zu erreichen, können sie schnell zu einem Hindernis werden. „Wir sehen so viele Menschen, die Aktivismus als Mittel zum Geldverdienen nutzen“, sagt Abdullah. „Die Leute bekommen Markendeals für ihr Engagement. Der Kapitalismus macht es möglich, dass Menschen vom Leid entrechteter Gruppen profitieren können.“
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Sich in Likes und Views zu verlieren, sei die Antithese zu Abdullahs Aktivismus, sagt Abdullah selbst. Er:sie hat auch gesehen, dass es für die Organizer:innen schwieriger ist, mit den Trollen und dem Stress durch die sozialen Medien umzugehen und gleichzeitig die Arbeit vor Ort zu organisieren. „Der Kapitalismus kann bei unserer Arbeit eine unheimliche, böse Kraft sein“, sagen sie. Er:sie ist der Meinung, dass die sozialen Medien am besten als Instrument für Bildung und Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden sollten, wobei der Schwerpunkt auf Transparenz liegt, während der Hauptteil der Arbeit im Aufbau von Gemeinschaften und der Gestaltung von Veränderungen liegen sollte.
Paxton Smith kennt diesen Spagat nur zu gut und hat sich aus den sozialen Medien und der Lobbyarbeit zurückgezogen, zum Teil wegen der Gegenreaktionenen innerhalb ihrer eigenen Gruppe. Im Jahr 2021 erreichte sie in den sozialen Medien große Bekanntheit, weil sie ihre Schulabschlussrede nutzte, um sich gegen das fast vollständige Verbot von Abtreibungen in ihrem Bundesstaat Texas auszusprechen. Diese Rede führte dazu, dass sie Demonstrationen auf der ganzen Welt organisierte und auf ihnen sprach – und sie nutzte ihre Plattform, um aufklärende TikTok-Videos zu Themen wie selbstbestimmter Abtreibung und reproduktiver Gerechtigkeit zu drehen. Schon bald sah sie sich jedoch bösen Kommentaren und Vergeltungsmaßnahmen im Internet ausgesetzt, und zwar nicht nur von Abtreibungsgegner:innen. „Ein Großteil der Gegenreaktionen kam von Leuten, die nicht vollständig über das Thema informiert waren, was sie dazu veranlasste, dreiste Aussagen über die Qualität und den Wahrheitsgehalt der Informationen zu machen, die ich teilte“, sagt Smith. „Es kam auch vor, dass informierte Personen meine Videos kritisierten und sagten, ich hätte einige Dinge nicht erklärt. Das hat mich an der Plattform TikTok gestört. Ich musste sehr kurze Videos machen, um Informationen zu teilen, was es aber schwierig machte, umfassend zu informieren.“ Besonders beunruhigt hat sie ein gewisser Streit innerhalb der Bewegung über Formulierungen und Semantik – all das war zwar wichtig, lenkte aber auch von der Sache ab und führte dazu, dass Menschen, darunter auch sie selbst, Angst hatten, das Falsche zu sagen. Dr. Gorski sagt, dies sei ein häufiges Beispiel für die Ursachen des Burnouts innerhalb verschiedenster Bewegungen. „Ich habe erlebt, wie Aktivist:innen in bösartige, persönliche, fast schon handgreifliche Auseinandersetzungen über die richtige Wortwahl geraten sind“, sagt er. Sie streiten sich zum Beispiel darüber, ob sie den Begriff „Gleichheit“ oder „Gerechtigkeit“ oder „Anti-Unterdrückung“ verwenden sollen.
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Auch wenn Smith zustimmt, dass effektive Kommunikation das A und O ist und Fehlinformationen gefährlich sind, merkt sie an, dass der Druck, immer genau das Richtige zu sagen, ihr zu schaffen machte – vor allem, wenn verschiedene Leute innerhalb ihrer Bewegung leicht unterschiedliche Botschaften verwendeten. Es gab Zeiten, in denen sie das Gefühl hatte, nicht gewinnen zu können. „Du kannst dir über alles im Klaren sein, was in der Bewegung vor sich geht, aber du wirst nie alles genau richtig ausdrücken können, wenn es nach den Maßstäben aller geht“, sagt sie. „Das macht dir so viel Angst, dass du gar nichts sagst.“ Smith, die auch Sängerin ist, hat sich nach den schwierigen Monaten nach der Aufhebung des Urteils in der Debatte um Roe v. Wade vorerst von dieser Art von Arbeit zurückgezogen. „Es kann sehr anstrengend sein, den ganzen Tag über das Thema Abtreibung nachzudenken und vor allem darüber nachzudenken, wie man anderen die Tragweite der Situation vermitteln kann“, sagt sie. Im Moment konzentriert sich Smith ganz auf ihre Musik und die Schule.
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Obwohl diese Art von Burnout schwer zu vermeiden ist, sagen Edari, Abdullah, Bertram Roberts und Gorski, dass es Dinge gibt, die Aktivist:innen und Organisationen tun können, um Burnout zu bekämpfen. Besonders wichtig ist es, sich auf Menschen zu stützen, die „es verstehen“. Andere Aktivist:innen, denen du vertraust, können dir als Ansprechpartner:innen dienen, dir helfen, wenn du eine Pause brauchst, und dich daran erinnern, dich auszuruhen – oder hör einfach auf, durch die Kommentare unter deinem neuesten TikTok zu scrollen. Abdullah sagt, dass der Trost der Gemeinschaft das Einzige war, was ihn:sie nach dem Burnout wieder zum Aktivismus gebracht hat. „Es ist beängstigend, wenn du den Kontakt zu deinen Leuten verlierst“, sagt er:sie.
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„Es muss um die Gemeinschaft gehen, nicht nur um die Selfcare“, fügt Bertram Roberts hinzu. „Es war nie Selfcare, was mich durch die härtesten Zeiten gebracht hat. Es war immer die Community, die mich durchgebracht hat.“
Dr. Gorski stimmt zu, dass Gemeinschaft – und gute Führung – zwei wichtige Faktoren sind, um Burnout zu verhindern oder zu bekämpfen. Die besten Führungskräfte hören zu, erinnern ihre Leute daran, Pausen zu machen, und schaffen ein Umfeld, das Veränderungen fördert, ohne eine Sache über diejenigen Menschen zu stellen, die für sie kämpfen. „Ein Großteil der Gespräche über das Vermeiden von Burnout dreht sich um die Idee von Selfcare“, sagt Dr. Gorski. „Vieles dreht sich um die Frage: Was tun die Menschen in diesen Bewegungen, um diese Umstände zu überleben? Aber eigentlich sollten die Menschen darüber reden, wie sie diese Bedingungen selbst institutionell angehen können. Wie können Führungskräfte das tun? Wie können sie sich besser um die Community kümmern? Wie können wir uns um das Wohlergehen der anderen und gleichzeitig um die Sache selbst kümmern?“
Einige Antworten auf seine rhetorischen Fragen: Einige Führungspersonen in den Bewegungen bringen ihre Aktivist:innen mit psychosozialer Unterstützung zusammen, z. B. mit diskriminierungssensiblen Therapeut:innen. Einige Menschen, die in gemeinnützigen Organisationen arbeiten, schließen sich gewerkschaftlich zusammen, darunter in letzter Zeit die Organisationen für reproduktive Gerechtigkeit The Guttmacher Institute und Planned Parenthood. Gegenseitige Hilfe, bei der sich Communitys zusammentun, um sich gegenseitig in einem gemeinsamen Kampf zu unterstützen, ist ebenfalls eine Option, vor allem für Freiwillige, die vielleicht noch Hilfe für Essen und Rechnungen brauchen. Auch Wellness-Retreats sind für manche eine Option, sagt Edari, die ein solches Retreat für ausgebrannte Aktivist:innen wie sie selbst organisiert hat. Es gibt auch andere Hilfsmittel, die speziell für Aktivist:innen entwickelt wurden, die mit Burnout kämpfen. Dr. Gorski empfiehlt The Wellbeing ProjectThe Activist Handbook, The Commons Social Change Library und seine eigenen Hilfsmittel beim Equity Literacy Institute. Edari empfiehlt auch The Nap Ministry, das sich für Ruhe als Mittel zur Befreiung und zum Widerstand einsetzt. Die Organisation hat ihr geholfen, einen notwendigen Mentalitätswechsel zu vollziehen und sie ermutigt andere, Wege zu finden, ihren Geist für eine solche Veränderungen zu öffnen, die helfen kann, Burnout zu vertreiben.
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„Diese Organisation half mir zu erkennen: Wir loben Schwarze Menschen dafür, dass sie so hart arbeiten und lernen, bis sie in der Bibliothek einschlafen“, sagt Edari. „Aber das hat mir geholfen, die Perspektive zu ändern. Wir sollten auch das Ausruhen würdigen.“
Wenn du selbst an Burnout, einer Angststörung oder Depression leidest oder aber eine Person kennst, die Hilfe brauchen könnte, kannst du die Hotline der TelefonSeelsorge unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 anrufen oder den Chat der TelefonSeelsorge nutzen.
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