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Können wir bitte damit aufhören, uns für unsere Periode zu entschuldigen?

Foto: Megan Madden.
Wenn wir hier über die Periode schreiben, müssen wir diese Artikel natürlich auch bebildern. Die Bilder, die wir dazu auswählen, sind dann vielleicht Illustrationen, oder künstlerische Symbolbilder, oder vielleicht auch etwas realistischere Fotos. Ganz egal, wie viele Artikel und Artikelfotos wir aber zu dem Thema veröffentlichen: Ich werde immer wieder daran erinnert, wie stark die Menstruation immer noch stigmatisiert wird.
Ich habe schon Mails bekommen, in denen sich die Leute darüber auslassen, dass dieses oder jenes Foto zur Periode „ekelhaft“ sei. Ich habe schon Kommentare gelesen, in denen Leute ihre Verärgerung ausdrücken oder mir erklären wollen, warum solche Bilder unangebracht seien. (Und um’s mal klarzustellen: Nein, ein Foto von Periodenblut ist nicht dasselbe wie ein Foto von Fäkalien.) Gleichzeitig bekomme ich aber auch tolle, positive Kommentare von Menschen, die die Gefahren des Perioden-Stigmas verstehen und all denen dankbar sind, die dagegen ankämpfen.
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Dass sich so viele Leute an menstruationsbezogenen Bildern zu stören scheinen, zeigt, wie viele Menschen immer noch ein Problem mit dem öffentlichen Umgang mit der Periode haben. Dabei ist es aber nicht nur nervig oder frustrierend, nicht offen über die Menstruation und die damit einhergehenden Beschwerden sprechen zu können – sondern kann uns sogar schaden. Das liegt daran, dass dieses Periodenstigma nicht nur im sozialen Kontext zu spüren ist, sondern auch in Arztpraxen. 
Olivia Culpo weiß das nur zu gut. Die Fashion-Influencerin und Schauspielerin hat auf Instagram offen über ihre Endometriose-Diagnose und der darauffolgenden Operation gesprochen; als sie ihre Ärzt:innen auf ihre eigenen Periodensymptome ansprach, stieß sie damit auf taube Ohren.
Im Interview mit Refinery29 erzählt Olivia, ihre Ärzt:innen hätten ihr daraufhin gesagt, diese Symptome seien ganz normal – und Olivia schämte sich daraufhin für ihre Klagen. Bis sie schließlich die Endometriose-Diagnose bekam, verging viel Zeit. „Meine Symptome hatte ich schon, seit ich 12 oder 13 war, und sie waren echt schlimm. Trotzdem sagte man immer wieder, das sei alles normal. Wenn ich drüber nachdenke, ist das echt irre: Meine Symptome wurden nicht nur nicht ernst genommen, sondern komplett ignoriert“, erzählt sie. „Ich wollte nicht weiter nachfragen, weil mir ja so schon Scham- und Schuldgefühle eingeredet worden waren.“
Zu hören, Schmerzen oder andere Symptome seien „normal“ – vor allem von einem Arzt oder einer Ärztin –, kann schnell dafür sorgen, dass sich jemand für die eigenen Beschwerden selbst verantwortlich macht. Anstatt sich Hilfe zu suchen, versuchen viele dann, selbst damit klarzukommen. „Jedes Mal, wenn eine normale Körperfunktion nicht so klappt, wie sie soll, fühlen wir uns unwohl damit, das zuzugeben. Wer die eigenen Klamotten durchblutet oder von unerträglichen Krämpfen gequält wird, die Schule oder Arbeit unmöglich machen, reden ungern darüber, wie sich diese Probleme auf den Alltag auswirken“, erklärt die Gynäkologin Dr. Heather Bartos.
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Insbesondere im Zusammenhang mit der Endometriose können Scham- und Schuldgefühle dafür sorgen, dass eine Diagnose „Monate oder Jahre zu spät kommt. Die durchschnittliche Endometriose-Diagnose braucht über zehn Jahre. Es kommt auch oft vor, dass Frauen zu lange warten und sich die Endometriose dann auf die Fruchtbarkeit auswirkt“, betont Olivia. 
Die Influencerin erinnert sich heute daran, wie oft sie sich für ihre Periode entschuldigte – zum Beispiel, wenn ihre Endometriose-Symptome zu schlimm waren, um Verabredungen einzuhalten. „Auch bei meinen Ärzt:innen entschuldigte ich mich viel und oft, wenn ich mir in der Praxis die Augen ausheulte“, sagt sie.
Olivia ist sich aber sicher, dass es helfen kann, das offene Gespräch rund um die Menstruation zu suchen – ihr ging es so. Sie weiß noch, wie unangenehm es ihr erst war, ihrer Mutter von ihren Periodensymptomen zu erzählen. „Es war ja nicht so, als wäre das meiner Mom egal – aber sie war eben nicht in einer Welt aufgewachsen, in der es als normal akzeptiert wurde, über die Periode zu sprechen. Das ist nicht ihre Schuld“, meint Olivia. Ihre ältere Schwester war es, die das ganze Thema dann in der Familie normalisierte. „Dafür muss ich ihr echt danken. Ich erinnere mich noch daran, dass sie durchs ganze Haus brüllte: ‚Kann mir mal jemand einen Tampon bringen!‘“, erzählt sie. Ihre eigene Periode wurde irgendwann so schmerzhaft, dass sie darüber sprechen musste – und je öfter sie das tat, desto leichter fielen ihr diese Gespräche.
Sie hofft, durch ihren eigenen Umgang damit zu demonstrieren: Es ist okay, mit deinem Umfeld über deine Periode und die damit verbundenen Symptome zu sprechen – mit deiner Familie, deinem:deiner Partner:in, deinen Freund:innen. Und obwohl Olivia einige ihrer Symptome lieber (noch) nicht auf Instagram erwähnt, ist sie davon überzeugt, dass jedes Gespräch über die Menstruation einen Unterschied machen kann.
Und genau aus diesem Grund werden wir auch nicht aufhören, unsere Artikel mit solchen Fotos zu bebildern. Für viele Menschen gehört die Menstruation fest zum Leben dazu. Sie mit blumigen Umschreibungen oder Bildern zu beschönigen oder so zu tun, als würde sie nicht existieren, sorgt nur für noch mehr Scham, die eventuell manche Menschen davon abhalten könnte, sich Hilfe zu suchen. Wenn dich die Bilder stören, beiß halt die Zähne zusammen; das Gefühl ist gleich wieder weg. Aber das Periodenstigma kann andere Leute jahrelang quälen.

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