Was Haarpflege und -stylingtipps angeht, ist TikTok die Quelle schlechthin. In diesem Jahr haben wir dort bisher nicht bloß erfahren, wie wir hitzefreie Locken hinbekommen, sondern auch, dass Seitenscheitel jetzt scheinbar vorbei sind. Und während uns Corona im vergangenen Jahr weitestgehend dazu gezwungen hat, uns komplett alleine um unsere Haare zu kümmern, ist es wohl kaum verwunderlich, dass TikTok-Haar-Hacks boomen wie nie zuvor. In letzter Zeit taucht vor allem ein Tipp in unheimlich vielen Videos auf, der angeblich trockenes Haar und empfindliche Kopfhaut retten soll: DIY-Aloe-Vera-Haarmasken.
Aloe Vera ist schnell besorgt: In jeder Drogerie, in jedem Bioladen findest du Tiegel und Tuben mit Aloe-Vera-Gel, das meist bei Sonnenbrand und trockener Haut zum Einsatz kommt. Der TikTok-Trend ist aber etwas rustikaler: Hierbei wird die Pflanze selbst aufgeschnitten, das Gel im Inneren „geerntet“ und in eine natürliche Haarmaske verwandelt. Auf die Kopfhaut und das Haar aufgetragen soll es angeblich gegen juckende Haut wirken, trockenes Haar pflegen und stärken und sogar das Haarwachstum beschleunigen.
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♬ Ashes - Stellar
Zugegeben: Das Ganze wirkte auf mich erstmal wie eine ziemliche Sauerei. Manche TikToker pürieren das Gel zum Beispiel in einem Mixer, damit es schön durchgeschlagen wird. Glaubt man den Tausenden Kommentaren und Likes zu den Videos, scheint das aber super zu klappen. Und natürlich musste ich es dann auch mal ausprobieren.
Wie macht man eine DIY-Haarmaske aus Aloe Vera?
Ich schnappte mir dafür einen langen Stiel einer Aloe-Vera-Pflanze, die schon seit einer Weile bei mir wohnt. Ich muss gestehen, dass ich nicht die beste Pflanzenmama bin – aber genau deswegen ist die Aloe Vera, die wenig Pflege braucht, perfekt für mich. Den Stiel schnitt ich in vier kleinere Teile, um leichter an das Gel zu kommen, und zertrennte dann mit einem scharfen Messer noch die Blätter. Als das erledigt war, überlegte ich, wie ich ohne Mixer das Gel aus den Blättern bekommen und in eine gleichmäßige Masse verwandeln sollte – mit einem Mörser? Dann kam ich aber auf die Idee, mir einfach die Blätter übers Haar zu reiben, um das Gel in meinen Strähnen zu verteilen.
Die Schleimigkeit des Ganzen störte mich dabei kaum; der Geruch aber sehr wohl. Ich habe schon pure Aloe-Vera-Gel-Produkte benutzt, aber die haben nie so gerochen – der Duft war sehr penetrant, wie rohe Zwiebeln. Ich weiß nicht, ob das an meiner Pflanze lag oder ob natürliche Aloe Vera von vornherein so riecht, aber der Geruch war nicht sehr angenehm und füllte mein ganzes Badezimmer. Obwohl es mich daher viel Überwindung kostete, ließ ich mich von den Videos motivieren und rieb das Gel über meine trockene Kopfhaut und Haare. Die Anleitungen sprachen davon, die Maske 30 Minuten lang einwirken zu lassen und dann das Haar ganz normal zu waschen. So weit, so simpel. Ich würde aber dazu raten, die Blätter von allem Weißen fernzuhalten – denn dank des hellgrünen Schleims haben meine neuen, flauschigen Handtücher jetzt Flecken.
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♬ Papi Chulo - Octavian & Skepta
Was bringt eine Aloe-Vera-Maske und lässt sie die Haare wirklich schneller wachsen?
Als ich die Maske ausspülte, verschwand zum Glück auch der Duft – und meine Haaren fühlten sich supersauber an, als hätte ich gerade ein Detox-Shampoo benutzt. Aus Angst, sie könnten davon ausgetrocknet sein, wusch ich sie mir direkt im Anschluss mit meinem Pureology Hydrate Sheer Shampoo (18,01 €) und meinem Hair Biology Anti-Frizz & Illuminate Conditioner (4,95 €). Danach fühlten sich meine Haare doppelt so dick an – und viel stärker als sonst. Äußerlich erkannte ich nicht sofort einen Unterschied, aber wenn ich mir die Vorher-Nachher-Bilder von hinten mal anschaue, wirkt mein Haar nach der Maske doch ein bisschen glänzender. Und sogar länger – aber ich glaube, das ist nur der Winkel. Mein Haar wird ja wohl kaum in 30 Minuten gewachsen sein, oder?
Interessanterweise wirkte sich die Maske aber am meisten auf meine Kopfhaut aus. Die ist etwas empfindlich und schuppt gerne mal, wenn kaltes Wetter, Heizungsluft und komplizierte Haarpflege-Routinen aufeinandertreffen. Das Gel half wirklich, meine Haut zu beruhigen, und ich hatte danach weniger Schuppen im Haar. Noch dazu kam ein schöner Kühlungseffekt.
Was das Haarwachstum angeht, bleibe ich skeptisch. Als Beauty-Redakteurin habe ich mich schon mit vielen Haar-Expert:innen unterhalten und weiß daher, dass nur ein Stoff wirklich das Haarwachstum beschleunigen kann – und das ist Minoxidil, das auch in Mitteln gegen Haarausfall zum Einsatz kommt.
Insgesamt war die DIY-Aloe-Vera-Maske kein Flop, wie ich anfangs gedacht hatte. Diesen Geruch kann ich allerdings nicht vergessen, weswegen ich auf die Maske in Zukunft lieber verzichte, um meine Kopfhaut und Haare zu pflegen. Dafür schwöre ich auf andere Produkte. Aktuell liebe ich die Garnier Fructis Aloe Vera Hair Food 3in1 Haarmaske (4,95 €), die mein Haar superweich macht und die Briogeo Scalp Revival Charcoal + Tea Tree Cooling Hydration Scalp Mask (ca. 35 €), die meine empfindliche Kopfhaut beruhigt. Beide Produkte enthalten Aloe-Vera-Extrakt und andere feuchtigkeitsspendende Stoffe wie Glycerin und Kokosöl.
Wenn du überzeugter Aloe-Vera-Fan bist, dir aber lieber die Sauerei (und den Gestank) des rohen Gels ersparst, kannst du auch industriell gewonnenes Aloe-Vera-Gel in deine anderen Haarpflegeprodukte mischen – zum Beispiel das Aloe 99% Soothing Gel von Holika Holika (derzeit 7,39 €) oder das Aloe Vera Gel Pur von Santaverde (10,99 €). Diese Produkte sind nicht ganz so schleimig wie das rohe Zeug – und duften auch gleich viel besser!
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