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Unser Sexleben war fantastisch – & dann kam die Zeit der Selbst-Isolation

Illustrated by Naomi Blundell Meyer
Willkommen zu Love Lockdown, einer Kolumne, die zeigt, welche Auswirkungen die Selbst-Isolation auf romantische Beziehungen hat.
Vor etwa zwei Wochen saßen mein Phil und ich auf dem Sofa, aßen Rhabarber-Crumble mit Vanilleeis und schauten uns die Rede von Boris Johnson an. Als der Lockdown offiziell angekündigt wurde, schielte ich zu meinem Mann rüber, um seine Reaktion zu sehen. Irgendwie lag was in der Luft… es fühlte sich kribbelig an. Fast schon sexy?!
Als wir begriffen, was das Ganze für uns bedeuten würde, freute ich mich irgendwie auf die Selbst-Isolation – endlich konnten Phil und ich wieder etwas Quality-Time miteinander verbringen! Normalerweise muss er ständig auf Businesstrips gehen, so dass wir nur wenig Zeit zusammen haben. Aber wir stehen die Arbeitswochen gut durch, indem wir uns romantische Nachrichten schicken, bei FaceTime-Anrufen miteinander flirten und leidenschaftliche Wiedersehenstreffen haben. Obwohl wir schon seit Jahren zusammen sind, können wir immer noch nicht die Hände voneinander lassen und ich habe immer noch Schmetterlinge im Bauch, wenn ich ihn sehe.
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Mein Kopf war direkt voller Ideen. Könnte das nicht die beste Ausrede für einen zweiten Honeymoon sein? Wer braucht schon ein Luxushotel an einem exotischen Ort, wenn man 24/7 romantische Picknicks auf dem Wohnzimmerteppich, gemeinsame Bäder bei Kerzenlicht oder heiße Rumknutsch-Sessions in der Abstellkammer haben kann? Für mich klang das Ganze nach dem perfekten Plan. Und realistisch noch dazu, denn die Romantik in unserer Beziehung ist noch lange nicht tot. Seit wir vor zweieinhalb Jahren unser Haus gekauft haben, macht Phil jeden Morgen Frühstück für mich (entweder Omelett oder stellt verschiedene Müslisorten und frisch geschnittenes Obst auf dem Tresen für mich bereit), weil er weiß, dass ich vor 9 Uhr einfach nichts gebacken bekomme. Du kannst dir also vorstellen, warum ich dachte, unsere Selbst-Isolation würde wie in ein Nicolas-Sparks-Film werden.
Aber die Sache ist die: Vor Corona haben wir uns normalerweise nur morgens und abends gesehen. Aber diese Routine gibt es jetzt natürlich nicht mehr. Jetzt, wo wir von zuhause aus zu arbeiten und das Haus nur für einen kurzen täglichen Spaziergang verlassen, fällt auf, wie unterschiedlich unsere Schlaf- und Essmuster sind. Ich gehe jetzt später ins Bett und schlafe auch länger, Phil steht so zeitig aufsteht wie immer. Und während wir es uns in Prä-Corona-Zeiten abends oft kuschelnd auf dem Sofa lagen und gemütlich einen Film schauten, sehen wir uns jetzt die neusten Pandemie-Update an – und fühlen uns anschließend überwältigt, hilflos und erschöpft.
Irgendwie hatte ich gedacht, dass sich an unserem Sexleben sicher nichts ändern würde. Dass wir sogar mehr Sex haben würden als sonst, weil wir ja auch mehr Zeit zusammen haben. Aber da habe ich mich gewaltig geirrt. Wir machen beide oft Überstunden und snacken den ganzen Tag. Nach Feierabend und am Wochenende gehen wir einkaufen, machen YouTube-Work-outs, skypen mit Freund*innen oder schauen uns noch mehr COVID-19-News an. Und was das Thema “sexy fühlen“ angeht: Ich habe mich noch nie so unsexy gefühlt. Weil ich nicht mehr täglich ins Büro gehe und mich auch nicht mehr zum Dinner mit Freund*innen verabrede, sehen meine Haare jetzt von früh bis spät ziemlich wild aus, meine Make-up-Routine habe ich auf ein absolutes Minimum runtergefahren und bis 14 Uhr laufe ich im Pyjama durch die Wohnung.
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Nach ein paar Tagen haben wir festgestellt: Obwohl wir im 24/7 zusammen sind, verbringen wir nicht genügend Zeit miteinander. Ich war gerade dabei, in der Küche einen virtuellen Zumbakurs zu machen als mich Phil zu sich ins Schlafzimmer rief. Ich schwitzte übertrieben und war so komplett aus der Puste wegen des Tanztrainings, dass ihm noch nicht mal eine verbale Absage hätten verpassen können. In diesem Moment wurde uns klar, dass meine und seine Lust auf Sex auch nicht mehr im Einklang waren. Und das war früher auf jeden Fall anders. Also beschlossen wir, uns wieder mehr Zeit füreinander zu nehmen – und zwar ohne irgendwelche Ablenkungen. Prä-COVID-19 haben wir viel Zeit und Energie in unsere Ehe gesteckt und das darf sich jetzt nicht ändern, wenn wir weiter so glücklich miteinander sein wollen. Im Gegenteil.
Positiv zu denken und dankbar zu sein für das, was wir haben, hat uns geholfen, wieder zurück zu einem gesünderen Mindset zu finden. Und wir versuchen auch, nicht mehr stündlich auf Twitter und Co. nach neuen Corona-Updates Ausschau zu halten.
Was mich persönlich angeht: Ich habe gelernt, wie wichtig Self-Care jetzt gerade ist. Ich versuche, zurück zu meiner alten Hautpflegeroutine zu gehen und verwöhne mich öfter mit Gesichtsmasken und anderen Beauty-Treatments. Ich habe sogar angefangen, mich wieder jeden Morgen mit meinem Lieblingsparfüm einzusprühen, damit ich mich wieder mehr wie ich selbst fühle. Auf meine eigene mentale Gesundheit zu achten hilft uns beiden in dieser unsicheren, beängstigenden Zeit. Genauso wie der Fakt, dass wir uns beide wieder priorisieren.
Ob ihr euch nun gerade erst kennengelernt habt oder seit Jahren glücklich verheiratet seid, die Selbst-Isolation ist eine neue Herausforderung für alle Paare. Mein Rat ist: Versuche, zu akzeptieren, dass sich die Welt in temporären Trauerphase befindet. Bestimmt sehnst du dich nach Normalität – sei es in Bezug auf dein Sexleben oder dein Lieblingshobby, dem du gerade nicht nachgehen kannst. Aber damit bist du nicht allein. Wir versuchen alle, uns so gut es geht an diese neue Normalität zu gewöhnen. Das ist nicht immer einfach. Und das ist okay, also sei nicht zu hart zu dir oder deiner Beziehung.

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