Es gibt eine Neue bei der Berliner Polizei – und zwar im höchsten Amt einer der wichtigsten Behörden im Öffentlichen Dienst. Barbara Slowik ist derzeit noch Referatsleiterin im Bundesinnenministerium, vor zwei Tagen stellte sie sich im Senat aber zum ersten Mal in ihrer neuen beruflichen Position als Polizeipräsidentin der Öffentlichkeit vor. Sie wird künftig die oberste Polizeibehörde in Berlin leiten und damit den bisherigen Polizeipräsidenten Klaus Kandt ablösen. Dieser war zuvor immer wieder in die Kritik geraten, unter anderem wegen etlicher Ermittlungspannen und Versäumnisse im Fall um den Attentäter vom Breitscheidplatz 2016 in Berlin, Anis Amri.
Eine Frau an der Spitze: Ein Novum bei der Berliner Polizei
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Bisher gab es nur männliche Polizeipräsidenten, die die Behörde mit Sitz an dem geschichtsträchtigen Platz der Luftbrücke in Berlin anführten. Logischerweise prangt über dem Eingang des Gebäudes der großformatige Schriftzug „Polizeipräsident von Berlin“. Die Bezeichnung des Amtes ist nicht nur an dem Bürogebäude zu finden, sie findet sich im Prinzip auf jedem Polizeiwagen, jedem Briefbogen, auf jedem Knöllchen.
Barbara Slowik ist noch nicht einmal offiziell im Amt, und schon wurde eine hitzige Genderdebatte darüber entfacht, ob der Schriftzug und alle anderen offiziellen Papiere demnächst mit der Unterschrift der „Polizeipräsidentin von Berlin“ versehen werden müssen. Klingt erst einmal einleuchtend, denn immerhin wird dieses Amt ja nun von einer Frau bekleidet. Die Berliner Polizei selbst hatte mit einem Tweet, in dem sie die neue Chefin begrüßte, zur Aufregung beigetragen und eine korrekt ge-genderte Version vorgeschlagen – natürlich war der Tweet eher mit einem gewissen Augenzwinkern zu verstehen.
Unsere neue Chefin ist da.
— Polizei Berlin (@polizeiberlin) 10. April 2018
Willkommen in der Polizeifamilie ?
^tsm pic.twitter.com/idovNComA9
Sprache schafft neue Realitäten
Die Politik sprang jedoch sofort auf die Idee an. Die Linke beispielsweise plädiert dafür, dass die Behörde künftig „Polizeipräsidium von Berlin“ heißt, womit zumindest eine geschlechtsneutrale Ansprache gewährleistet wäre. Auch die SPD sowie die Grünen schließen sich dem Vorschlag der Berliner Polizei und der Linken an, weil er ihrer Meinung nach absolut zukunftsweisend sei. Die CDU hingegen mahnte, dass mit einer Umbenennung erhebliche Kosten verbunden seien, die schlussendlich auf den Steuerzahler*innen lasten würden. Eine Abgeordnete der AfD hingegen bezeichnete die Idee als „überflüssiges Gender-Gaga“.
Ja, mit jeder Erneuerung, jedem Fortschritt sind zunächst einmal Aufwand, Umgewöhnung und manchmal auch Kosten verbunden. Aber: Ohne diese Mühen wären wir nicht da, wo wir heute schon sind. Wenn wir uns weiterentwickeln wollen, Gleichberechtigung geschlechtsunabhängig leben wollen, dann sollten wir diesen humoristischen Tweet versuchen ernst nehmen. Denn Sprache schafft neue Realität(en).
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Und was sagt Barbara Slowik selbst dazu? Ihrer Meinung nach gäbe es jetzt erst einmal Wichtigeres zu tun. Es bleibt also zunächst einmal abzuwarten, ob es zu einer Umbenennung der Behörde kommen wird.
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