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So geht Multitasking richtig

Foto: Gabby Jones
Wie oft ertappst du dich dabei, dass du multitaskst? Wenn es dir so geht wie mir, macht Multitasking einen großen Teil deines Lebens aus. Bei der Arbeit, wenn du eine E-Mail verfasst, während du einem Kollegen oder einer Kollegin antwortest oder dich um die Anfragen von drei Kund:innen gleichzeitig kümmerst. Zu Hause, wenn du den Abwasch machst und mit deiner Mutter am Telefon sprichst, während du gleichzeitig auch etwas zum Essen zubereitest. Vielleicht multitaskst du auch, während du dir eine Serie ansiehst und dabei ziellos auf deinem Handy durch TikTok scrollst und mit deiner Aufmerksamkeit je nach Lust und Laune zwischen beidem hin- und herspringst. Letzteres wird auch „Media Multitasking“ genannt.
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Das sind natürlich Fälle, in denen ich persönlich multitaske. Gleichzeitig zwei oder mehr Aufgaben zu erledigen – sei es aufgrund von äußerem Druck oder innerer Notwendigkeit –, ist aber ein Verhaltensmuster, das alles andere als selten ist. Multitasking kann sich auch so anfühlen, als ob du mehr aus der Zeit herausholst, die dir zur Verfügung steht, indem du sie mit so vielen Aktivitäten wie möglich füllst. Psycholog:innen behaupten jedoch seit Jahren, dass es sich dabei gar nicht um Multitasking handelt, sondern um einen schnellen Wechsel zwischen unterschiedlichen Aufgaben. Und einige meinen sogar, dass dieser Prozess auslaugt.
Es mag den Anschein haben, als würdest du mehrere Dinge gleichzeitig von deiner To-do-Liste abhaken, aber in Wahrheit wechselst du einfach schnell mal eben deinen Fokus von einer Aufgabe auf eine andere. Du springst also aufmerksamkeitstechnisch hin und her zwischen der E-Mail und deinen Kolleg:innen oder dem Waschbecken, deiner Mutter und dem Herd. Dieses mentale Hin- und Herspringen war Gegenstand zahlreicher Forschungsarbeiten von Kognitionspsycholog:innen, die sich insbesondere mit den Auswirkungen auf unsere Produktivität befasst haben.
Wenn es um Produktivität geht, sprechen viele Untersuchungen gegen Multitasking. Obwohl du vielleicht das Gefühl hast, schneller und effizienter zu arbeiten, deuten einige Studien darauf hin, dass du in Wahrheit langsamer wirst, da sich die Reaktionszeit verlangsamt, wenn du umschaltest. Und das spiegelt sich in den Gehirnmustern wider. In einigen Fällen wird davon ausgegangen, dass du dadurch abgelenkter bist (Forscher:innen sind sich in diesem Punkt jedoch uneinig) und dass sich das Stress-Level erhöhen kann.
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Vor allem Media Multitasking hat einen schlechten Ruf. In einer Studie wurde festgestellt, dass das gleichzeitige Schreiben von Nachrichten, Fernsehen und das Scrollen durch Instagram unsere Aufmerksamkeit stört und somit das Gedächtnis beeinträchtigen kann. Und laut einer anderen Studie aus dem Jahr 2014 geht ein höheres Maß an Media Multitasking mit einer geringeren Dichte der grauen Substanz im anterioren cingulären Kortex einher (der Teil des Gehirns, der mit Empathie, Impulskontrolle, Emotionen und Entscheidungsfindung in Verbindung gebracht wird).
Diese negativen Auswirkungen des Multitaskings entstehen, weil der Akt des Aufgabenwechsels an sich mit einer erhöhten mentalen Anforderung verbunden ist.
Es ist jedoch wichtig, Multitasking im Kontext zu betrachten. So verlockend es auch ist, nach einem eindeutigen Beweis dafür zu suchen, dass etwas als „schlecht“ eingestuft wird, ist das selten der Fall. Wenn wir lernen, uns voll und ganz auf eine Sache zu konzentrieren und einen Flow-Zustand zu erreichen, kann das sehr vorteilhaft sein (vor allem im beruflichen Kontext). Die Dinge, die uns zu einem bestimmten Zeitpunkt in verschiedene Richtungen ziehen, entziehen sich aber oft unserer Kontrolle.
Es gibt sogar Szenarien, in denen das Wechseln zwischen Aufgaben den Verstand nicht hemmt, sondern sogar fördert. Indem du zwischen Aufgaben hin- und herspringst, kannst du ein Problem, das gerade ansteht, lösen, während du dich nicht aktiv darauf konzentrierst. Wenn eine der Aufgaben automatisch erledigt werden kann (z. B. Musikhören beim Laufen oder Kritzeln während einer Vorlesung), kann sich das sogar als motivierend erweisen. Keine der Untersuchungen darüber, wie Multitasking das Leseverständnis beeinflusst, konnten erkennbare Auswirkungen auf diese Fähigkeit nachweisen. Es gibt sogar einige Hinweise darauf, dass gleichzeitiges Erledigen von Aufgaben die geistige Aktivität und damit die Kreativität einer Person steigern kann.
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Beim Multitasking spielt der Kontext eine entscheidende Rolle: Es kann sich um ein strategisches Verhalten handeln, das dir hilft, Aufgaben erfolgreich zu erledigen, oder um gescheiterte Selbstregulierung. So argumentieren die Wissenschaftler:innen Agnieszka Popławska, Ewa Szumowska und Jakub Kuś: „Wir multitasken, um unsere beruflichen und akademischen Ziele (und die Aufgaben, die diesen Zielen dienen) zu erreichen, aber auch, um Langeweile zu vermeiden, das Bedürfnis nach sozialen Kontakten zu befriedigen oder um uns fleißiger zu fühlen.“ Wenn dir das Knüpfen von Freundschaften wichtiger ist als die Bearbeitung von beruflichen E-Mails, wer sagt dann, dass das Chatten mit Kolleg:innen, während du eine E-Mail verfasst, nicht produktiv sein kann?
Die Antwort lautet also: Hüte dich vor den Fallstricken des Multitaskings. Wenn du einen stressigen Tag hast und versuchst, alles auf einmal zu erledigen, sabotierst du dich wahrscheinlich selbst und lässt mental nach, was dich nur noch mehr stressen wird. Wenn du jedoch keine andere Wahl hast, als zwei Dinge gleichzeitig zu tun, wird das wohl kaum den Weltuntergang für dein Gehirn bedeuten.
Am wichtigsten ist es, herauszufinden, warum du überhaupt multitaskst und ob es ein Problem für dich darstellt oder nicht. Dich immer nur auf eine Sache zu konzentrieren, scheint unmöglich – immerhin sind unterschiedliche Faktoren und Deadlines im Spiel, die unser Arbeits- und Sozialleben bestimmen. Wenn du aber herausfindest, warum du multitaskst und wie du dich dabei fühlst (von effizient über benommen bis hin zu außer Kontrolle), kannst du selbst bestimmen, wie du dazu stehst und damit umgehst. Vielleicht hilft es dir, dein Handy zwei Stunden lang in einem anderen Raum liegen zu lassen oder einfach zu akzeptieren, dass du heute zwei Bildschirme auf einmal brauchst.

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