Soll es einen muslimischen Feiertag geben? Deutschland diskutiert heftig über die Frage, die Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) thematisiert hatte. Nur von den Muslimen hört man - mal abgesehen vom immer rührigen Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, nichts.
Die HuffPost hat einige von ihnen gefragt. Das sind ihre Antworten.
Kenan Firat, Masterstudent im Wirtschaftsingenieurwesen: "Meiner Meinung nach ist die Diskussion überflüssig"
"Meiner Meinung nach ist die Diskussion über die Einführung muslimischer Feiertage in Deutschland überflüssig. Die islamische Religionsgemeinde ist ein kleiner Bevölkerungsanteil der deutschen Gesellschaft. Die dominierende Religion Deutschlands ist das Christentum und dementsprechend sollten die Feiertage auch stattfinden.
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Zudem befeuert diese Diskussion die politische Situation, indem sie den Populisten mehr Zündstoff zur Argumentation liefert."
Nermin Filiz, Friseurmeisterin: "Ich weiß nicht, woher so eine Schnapsidee kommt"
"Ich weiß nicht, woher so eine Schnapsidee kommt. Kein Muslim, den ich kenne, hat jemals den Wunsch nach einem offiziellen Feiertag geäußert. Ich auch nicht.
Ich finde es auch ganz skurril, dass gerade Thomas de Maizière das äußert. Er, der keine Gelegenheit auslässt, den Muslimen klarzumachen, dass sie hier fehl am Platz sind.
Das Gegenargument, dass man sich an christlichen Werten orientieren müsse, finde ich witzig. Da würde ich mir mal die alljährigen Umfragen anhören, wie viele Deutsche Bescheid wissen, warum man Weihnachten feiert."
Engin Sanli, Anwalt: "Was wir brauchen: Wertschätzung von Religionen und deren Anhängern"
"Schulfrei, Urlaub, Schichtwechsel unter Kollegen, Feiern oder Gedenken an islamischen Feiertagen ist längst möglich - auch ohne gesetzlichen Feiertag.
Was wir brauchen ist: Wertschätzung von Religionen und deren Anhängern, dadurch höhere Identifikation mit dem Land und dadurch stärkere Zugehörigkeit zum Land."
Oguzhan Ince, Wirtschaftspsychologiestudent: "Man müsste etwas zum Kompensieren einführen"
"Grundsätzlich habe ich in der Schule an hohe muslimischen Feiertagen auch immer frei gemacht. Aber unfair war es gegenüber den nicht-muslimischen Mitschülern schon.
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Gleichzeitig bestand ein Nachteil für Muslime, da der versäumte Stoff wieder nachgeholt werden musste. Man müsste, denke ich, etwas zum Kompensieren einführen."
Selim Özdemir, Einzelhandelskaufmann bei Edeka: "Es schadet niemandem, wenn ein Muslim den für ihn wichtigen Feiertag mit der Familie feiert."
"Jeder hat die Freiheit, seine Religion auszuleben, und dazu gehört auch das Recht auf religiöse Feiertage.
Es gibt sehr viele Muslime in Deutschland, daher darf man diese nicht unbeachtet lassen. Und es schadet niemandem, wenn ein Muslim an dem für ihn wichtigen Feiertag nicht arbeitet und ihn zuhause mit der Familie feiert."
Sinan Firat, Werkstattinhaber: "Es wäre an der Zeit, Taten folgen zu lassen"
"Nachdem vor einigen Jahren die Parole, der Islam gehöre zu Deutschland, an höchster Stelle zu hören war, wäre es an der Zeit, Taten folgen zu lassen.
1731 wurde die erste Moschee von Friedrich Wilhelm I. in Deutschland errichtet. Seitdem tut sich nicht viel in diese Richtung.
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In der Grundschule wurden die muslimischen Kinder von unserem Rektor, der fünf Jahre in der Türkei unterrichtet hatte, an Feiertagen vom Unterricht befreit. Mitschüler waren neidisch. Sie hätten sich über zusätzliche Feiertage ebenfalls gefreut.
Integration funktioniert nur, wenn beide Seiten sie leben. Muslime in Deutschland werden sich immer benachteiligt fühlen, solange sie nicht akzeptiert und gewürdigt werden."
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