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Wie der Coronavirus sich auf meine Krankheitsängste auswirkt

Illustration by Ada Yokota/Getty Images.
Der Coronavirus (Covid-19) breitet sich mit hoher Geschwindigkeit aus. Bislang wurden über 82.000 Menschen infiziert und mehr als 3.000 starben daran. Während die meisten Fälle auf dem chinesischen Festland registriert wurden, hat es sich international auf Länder in Europa und im Nahen Osten ausgebreitet.
In Italien stiegen die Zahlen rasant auf über 3.000 Fälle und 107 davon endeten tödlich. Und auch in Deutschland ist der Virus angekommen. Das Robert-Koch-Institut meldete kürzlich, dass seit Mittwoch Vormittag 109 weitere Menschen infiziert wurden. Damit steigt die Zahl der Infizierten in Deutschland auf 349. Die meisten Fälle gibt es in Nordrhein-Westfalen – insgesamt 175 Menschen wurden dort mit dem Virus diagnostiziert. Das einzige Bundesland, indem noch kein Fall registriert wurde, ist Sachsen-Anhalt.
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Covid-19 ist eine durch das Virus verursachte Atemwegserkrankung, die erstmals im Dezember letzten Jahres in Wuhan, China, festgestellt wurde. Das Virus beginnt mit Fieber, gefolgt von trockenem Husten und Kurzatmigkeit.
Einige Länder haben sogar begonnen ihre Grenzen zu schließen und Einreiseverbote auszuhängen. Die Menschen fangen an sich Vorräte anzuhäufen, was in vielen Supermärkten leere Regale hinterlassen hat.
Durch all die Berichte über Fälle und der Panik in der Gesellschaft, ist es wirklich schwer, selbst einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht von der Angst anderer anstecken zu lassen.
Doch wie sieht die Lage für eine Person aus, die sowieso schon tagtäglich mit Krankheitsängsten zu kämpfen hat? Refinery29 hat mit Maryam Nassif, einer jungen Frau, die an der Krankheitsangst leidet, gesprochen. Die 22-Jährige erzählt uns, wie sie mit dieser Situation umgeht.
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Schon seitdem ich denken kann habe ich Angst krank zu werden.
Irgendwann gewann die Angst überhand und ich suchte mir professionelle Hilfe. Dabei wurde bei mir eine Angststörung diagnostiziert, zu der gehört auch meine Hypochondrie. Seitdem gehe ich zur Therapie und es ging mir wirklich gut – zumindest bis zum Ausbruch des Coronavirus.
Maryam Nassif
Maryam Nassif
Als ich zum ersten Mal vom Coronavirus hörte, hatte ich meine Gedanken noch gut im Griff. Ich sagte mir: Es ist weit weg. Es ist nicht in meiner Nähe und es wird mich nicht erreichen. Ich bin sicher. Der Begriff der Sicherheit ist im Umgang mit der Angst entscheidend. Ich muss mich ständig daran erinnern, dass ich in Sicherheit bin und dass es mir gut geht. Nur so kann ich ruhig bleiben. Aber als sich das Virus ausbreitete, war das mit der Sicherheit vorbei. Ich versuchte mir immer wieder klarzumachen, dass die Grippe mehr Menschen tötet und dass der Virus keine so große Sache ist. Aber “keine so große Sache“ ist im Angstjargon gleichzustellen mit “Alarmstufe: Rot“. Ich fühlte mich immer mehr machtlos.
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Ich habe meine Pläne an die Situation angepasst und meinen Tagesablauf geändert, um meine Angst zu mildern. Ich fahre morgens anderthalb Stunden mit dem Bus zur Arbeit. Nur damit ich nicht 20 Minuten mit der U-Bahn fahren und in den Berufsverkehr geraten muss. Denn da hätte ich viel mehr Kontakt zu kranken Menschen. An den Wochenenden verlasse ich nicht mehr das Haus, auch wenn es bedeutet, dass ich Zeit mit Freund*innen oder die Uni verpasse. Ich habe so viel Geld in antibakterielle Produkte, medizinische Masken, Ingwer-Shots und Vitamine investiert – nur damit mich der Virus nicht kriegt. Und mir ist es egal, wie viel mich das alles kostet, denn ich muss mich einfach sicher fühlen. Ich sprühe jeden Abend meinen Mantel, meine Tasche, meine Schuhe und meine schmutzige Kleidung mit antibakteriellem Spray ein. Ich wasche mir alle 10 Minuten die Hände. Ich berühre nie mein Gesicht... Ich tue so viel und trotzdem können mich Worte wie Virus, tödlich und Pandemie triggern. Und ganz schlimm sind die Menschen, die scherzhaft sagen: „Oh, ich glaube, ich hab mich mit dem Coronavirus angseteckt!“
Irgendwann hab ich alle meine News-Apps auf dem Handy und Laptop auf Stumm geschaltet, aber die Nachrichten erreichen mich eben auf anderen Wegen. Leute posten Artikel in ihren Insta-Storys, die Zeitungen haben die neuen Fälle auf der ersten Seite in großen Zahlen gedruckt – der Virus ist überall.
Für mich hat das ganze schon apokalyptische Züge angenommen. Ich bin es zwar gewohnt Angst vor Krankheiten zu haben, aber dieser Virus gibt mir das Gefühl zu ersticken und hilflos zu sein.
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Ich weiß auch nicht, was mir mehr Angst macht: der Gedanke, mit jemandem in der U-Bahn zu sitzen und angehustet zu werden oder wirklich krank zu sein und in Quarantäne zu müssen. Ich suche immer nach Wegen, um mein Immunsystem zu stärken, denn vielleicht schaff ich es ja so, mich gesund zu halten.
Ich weiß, es ist wichtig, die Öffentlichkeit genügend aufzuklären, aber ich finde all die Berichterstattung auch beängstigend. Es gibt mir ständig das Gefühl, man kann dem Ganzen nicht entkommen. Doch so geht es nicht nur mir, sondern mittlerweile auch den Menschen, die keine Krankheitsängste haben.
Ich wache jeden Tag auf und hoffe, dass alles vorbei ist. Mich durch diese intensiven Emotionen zu führen, entzieht mir jegliche Energie. Ich muss mich daran erinnern, dass es noch gute Dinge gibt, und ich hoffe, dass der Virus bald gebremst wird und niemand mehr daran erkrankt.
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Die Weltgesundheitsorganisation sagt, du kannst dich schützen, indem du dir die Hände wäschst, deinen Mund beim Niesen oder Husten bedeckst (am besten mit einem Taschentuch oder der Armbeuge), es vermeidest, deine Augen, Nase und Mund zu berühren und nicht zu nahe an Menschen herankommst, die husten, niesen oder Fieber haben. Wenn du glaubst, du hast dich mit dem Coronavirus angesteckt, solltest du umgehend deinen Hausarzt oder deine Hausärztin anrufen und zuhause bleiben.

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