Wenn du jemals darum bangen musstest, wo dein nächstes Gehalt herkommt, weißt du sicher, wie finanzielle Sorgen auf die Psyche schlagen können.
Eine depressive Erkrankung ist extrem komplex, denn in den wenigsten Fällen gibt es bloß einen Auslöser – finanzielle Sorgen können jedoch einer davon sein. In den vergangenen Jahren fanden immer mehr Studien eine direkte Verbindung zwischen Geldsorgen und gesundheitlichen Problemen –speziell Depressionen – heraus.
Eine 2012 durchgeführte Umfrage des Marktforschungsinsituts Gallup stellte beispielsweise eine höhere Depressionsrate unter US-Amerikaner*innen fest, die in Armut lebten. Ganze 31 Prozent gaben an, an einer Depression zu leiden, während oberhalb der Armutsgrenze nur etwa die Hälfte diese Angabe machten. 2016 fanden Forscher*innen der Duke Universität heraus, dass ein niedriger sozioökonomischer Status sogar die DNA eines Menschen verändern und somit die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, erhöhen kann. Bei Teenagern aus wirtschaftlich benachteiligten Familien würde dem Bericht zufolge der Teil des Gehirns aktiver, der für die „Flucht-oder-Kampf“-Reaktion verantwortlich ist, was wiederum die Entstehung einer Depression begünstigt.
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Geld allein macht nicht glücklich, doch es kann ein angenehmes Gefühl von Sicherheit verleihen. Das bestätigen auch die Ergebnisse eines Tests, durchgeführt von der Princeton Universität im Jahr 2016: Forscher*innen schenkten Familien in Kenya Bargeld in Höhe von 700 US-Dollar und beobachteten einen Rückgang von Depressionen. Außerdem wurden die Teilnehmenden ganzheitlich zufriedener.
Dr. Debra Kissen, Mitglied der Anxiety and Depression Association of America, erklärt, dass lange anhaltender Stress, einer der Haupttrigger für mentale Erkrankungen, immer dann entsteht, wenn man um seine Sicherheit besorgt ist. „Hat man chronischen Stress, weil man täglich dieselben Sorgen hat, hat das langfristig Konsequenzen für das Gehirn und den Körper.“
Das „Paycheck-to-Paycheck“-Modell kann auf Dauer krank machen
Das gilt übrigens auch für Menschen, die knapp oberhalb der Armutsgrenze leben, mehrere geringfügige Jobs haben oder nach dem „Paycheck-to-Paycheck“-Modell leben müssen – alle, die keine Rücklagen oder Erspartes haben, tun ihrer Psyche damit nichts Gutes. Denn wenn man einen Großteil seiner Energie in den Beruf stecken muss, lange Arbeitszeiten hat, um möglichst viel zu verdienen und wenig Zeit und Geld für Hobbies oder Urlaub hat, wirkt sich das negativ auf die mentale Gesundheit aus. Hinzu kommt die Angst, plötzlich arbeitslos zu werden und nicht weiterzuwissen.
In diesem Zyklus gefangen zu sein, kann extrem entmutigend und der Weg heraus sehr beschwerlich sein. Therapieplätze sind beschränkt, doch Dr. Kissen weiß, dass regelmäßiger Sport, ein gutes soziales Umfeld sowie der Besuch von kostenfreien Selbsthilfegruppen durchaus helfen kann. „Immer dann, wenn man aus dem Gewohnten ausbricht und über sich hinauswächst, erreicht man eine andere Perspektive auf seine eigene Situation und kann so womöglich neue Lösungsansätze finden“, meint Dr. Kissen.
Informationen zu Anlaufstellen, Hilfegruppen, Kliniken sowie alle wichtigen Telefonnummern und Hilfsangebote für Menschen, die an Depressionen leiden, findest du unter anderen bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
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