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Was Heartbreak High im Umgang mit Autismus richtig macht

Foto: bereitgestellt von Netflix.
Chloe Hayden.
Achtung: Kleine Spoiler zur ersten Staffel von Netflix’ Heartbreak High direkt voraus!
Obwohl es inzwischen viele Filme und Serien gibt, die Charaktere mit Autismus darstellen, leisten sich die meisten von ihnen dabei enorme Fehltritte: Die Bedienung von Stereotypen, fehlende Recherche und die Besetzung nicht-autistischer Schauspieler:innen in autistischen Rollen ergeben nicht gerade die beste Form von Repräsentation. Im Netflix-Reboot der australischen Serie Heartbreak High wird der komplexe Alltag eines jungen Menschen mit Autismus aber nicht bloß respektvoll, sondern auch authentisch dargestellt, meint Chloe Hayden, eine der Hauptdarsteller:innen.
Die 25-jährige Schauspielerin – die schon mit 13 die Diagnose Autismus und ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung) bekam – spielt in der Serie die Rolle der Quinni, einer lebhaften Teenagerin mit Autismus und einer Vorliebe für Fantasy-Romane, farbenfrohes Make-up, Crocs und Schulwettbewerbe.
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Während sich Quinni im Laufe der Serie weiterentwickelt, macht auch das Verständnis des Publikums einen Wandel durch – davon, vor welchen Herausforderungen junge Autist:innen, und insbesondere Frauen, meist stehen.
Eine Szene, die das besonders gut widerspiegelt, zeigt Quinni im Gespräch mit Sasha (Gemma Chua-Tran). Quinni erzählt Sasha von ihrem Autismus, woraufhin Sasha sehr überrascht reagiert und nachfragt, wieso sie das bisher nicht wusste. „Ich habe schon andere Leute mit Autismus getroffen“, sagt sie. Quinni antwortet, sie sei eben „gut darin, es zu verbergen“. 
Innerhalb dieses kurzen Gesprächs vermittelt die Serie schon einen guten Eindruck von den Stereotypen und Vorurteilen gegenüber Menschen mit Autismus, die in der Gesellschaft immer noch weit verbreitet sind – und zeigt ganz klar, dass sich insbesondere betroffene Frauen häufig dazu gezwungen fühlen, ihr wahres Ich zu verstecken.
„Diese Szene hat es in die Serie geschafft, weil ich viel mit den Drehbuchautor:innen gesprochen habe“, erzählt Hayden im Interview mit Refinery29. „Sie fragten mich: ‚Was passiert, wenn du anderen von deinem Autismus erzählst?‘ Ich meinte dazu: ‚Sie glauben mir erstmal nicht, weil ich nicht wie Sheldon Cooper [aus The Big Bang Theory], Shaun Murphy [aus The Good Doctor] oder Rain Man aussehe.‘“
Foto: bereitgestellt von Netflix.
Ayesha Madon, James Majoos und Chloe Hayden in „Heartbreak High“.
Hayden zufolge schadet die Filmindustrie der Autismus-Community sogar dadurch, dass sie keine Menschen mit gelebten Erfahrungen mit Autismus castet. Repräsentation geht anders, meint sie. „Das Ding ist: Die Medien haben einen enormen Einfluss darauf, was wir für real halten. Wenn die Leute im TV also Menschen mit Autismus sehen, die aber von nicht-autistischen Menschen gespielt werden, denken sie: ‚So sieht also Autismus aus‘“, sagt sie.
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„Dann sehen sie mich und meinen: ‚Du bist eine junge Frau, die gut sprechen und Augenkontakt halten kann und generell gut klarkommt. Du kannst gar keinen Autismus haben. Du entsprichst nicht meiner Vorstellung von Autismus, also kannst du nicht autistisch sein.‘“
Die Schauspielerin und Aktivistin erzählt, dass sie mit diesen Erfahrungen nicht allein ist. Und genau deswegen liegt ihr diese eine Szene in Heartbreak High so sehr am Herzen. „Ich wollte das in der Serie unbedingt zeigen, weil das keine persönliche, individuelle Erfahrung ist. Ich kenne keinen einzigen Menschen mit Autismus, dem nicht schon mal gesagt wurde: ‚Aber du siehst gar nicht autistisch aus‘“, erklärt sie.
„Das zu zeigen, wie es von einem Mädchen ausgesprochen wird, in das Quinni verknallt ist, ist also total wichtig. Das ist die Realität, und das ist das erste Mal, dass wir eine reale autistische Erfahrung zeigen – weil sie von einem Menschen mit Autismus gespielt wird, anstatt von jemandem, der oder die sich auf YouTube ein 20-Minuten-Video zum Thema ‚Was ist Autismus?‘ angeguckt hat.“

Dann sehen sie mich und meinen: ‚Du bist eine junge Frau, die gut sprechen und Augenkontakt halten kann und generell gut klarkommt. Du kannst gar keinen Autismus haben. Du entsprichst nicht meiner Vorstellung von Autismus, also kannst du nicht autistisch sein.‘

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In Heartbreak High ist Quinni eine der Außenseiter:innen an der Hartley High School, die sich gemeinsam mit Darren (James Majoos) mit der Protagonistin Amerie (Ayesha Madon) anfreundet.
Die Serie dreht sich um das von Amerie ausgelöste Chaos, nachdem ihre geheime Karte zu allen sexuellen Aktivitäten ihrer Mitschüler:innen öffentlich wird. Als die Schulleitung daraufhin wegen der „hypersexuellen“ Schüler:innen in Panik gerät, werden sie alle zu einem Sexualpädagogikprogramm gezwungen – das die Teenies liebevoll als „Sexgefängnis“ bezeichnen (ja, die Sex-Education-Vibes sind deutlich zu spüren).
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Die Enthüllung der Sexkarte sorgt außerdem für einen mysteriösen und sehr öffentlichen Streit zwischen Amerie und ihrer BFF Harper (Asher Yasbincek). Amerie versucht daraufhin – gemeinsam mit ihren neuen Freund:innen –, ihren guten Ruf wiederherzustellen.
Als das Original von Heartbreak High 1994 zum ersten Mal über australische Fernseher flimmerte, galt die Serie durch ihren kulturell diversen Cast als bahnbrechend. Das Reboot setzt auf ähnliche Repräsentation – und packt zusätzlich noch diverse LGBTQ+-Storylines obendrauf. Netflix scheint es mit der Repräsentation inzwischen wirklich ernst zu meinen… und wir lieben es.
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