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„Martin hat nur mich im Leben“: Warum Patrik einen Junkie bei sich wohnen lässt

Wenn Patrik schläft, begibt sich Martin auf Streifzüge durch die Unterwelt. Nicht selten gerät er dabei in brenzlige Situationen, die Patrik ausbaden muss. Martin ist der Neue in der Stufe. Genau wie Patrik, der eine Klasse wiederholen muss. In der Raucherecke stellen gemeinsame Freunde die Beiden einander vor, die Chemie stimmt auf Anhieb. Martin hat ein Händchen dafür, Menschen für sich zu begeistern. Er hat Charisma und kann gut reden. Martin und Patrik freunden sich an. Dem Unterricht bleiben sie größtenteils fern, um bei irgendwem zuhause zu kiffen. Während sie zusammen kiffen, reden sie viel. Patrik erfährt, dass Martin von seiner letzten Schule geflogen ist, weil er “Schwierigkeiten hatte, sich anzupassen“.
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Regeln, sagt Martin, seien einfach nicht sein Ding

Patrik gefällt Martins anarchistische Einstellung. Außerhalb der Schule blüht Martin auf. Er redet wie ein Wasserfall und saugt alles auf, was Menschen ihm erzählen. Er kann besonders gut zuhören und ist sehr loyal. Das schätzen Andere an ihm. Patrik und Martin unterhalten sich oft über “die ungerechte Gesellschaft” in der sie leben. Sie sind der Ansicht, dass die Gesellschaft keinen Platz für Außenseiter wie sie hat. Ihrem Ärger machen sie Luft, indem sie in der Öffentlichkeit randalieren und im Supermarkt klauen. Dafür feiern sie sich als Antihelden ihrer Generation. Martin ist der Chefstratege ihrer ausufernden Aktionen.
Lange fällt es nicht auf, dass die Zerstörungswut, die sie hegen, bei Martin auch nach innen gerichtet ist.

Martin bleibt auf den Drogen hängen

Wie für viele ihrer Altersgenossen, markiert das junge Erwachsenendasein für Martin und Patrik eine Zeit, in der sie Grenzerfahrungen machen. Zusammen probieren sie eine Reihe von Drogen aus.
Für Patrik bleibt es bei gelegentlichen Einnahmen, für Martin nicht.
Als die jugendliche Hochphase der Grenzerfahrungen langsam abebbt – es geht aufs Abitur zu – nimmt sie bei Martin erst Fahrt auf. Bald erfährt Patrik, dass Martin inzwischen regelmäßig harte Drogen konsumiert. Mehrmals redet er Martin ins Gewissen. Erfolglos. Obwohl Martins Drogenkonsum offensichtlich ist, spricht ihn niemand außer Patrik darauf an. Für alle Anderen ist Martin der extrovertierte Sonderling, mit dem man gut abhängen kann.

Patrik beurteilt Menschen nach dem Herzen

Mit dem Studium beginnt für Patrik ein neues Leben. Er zieht in eine Großstadt, lernt neue Menschen kennen. An den Wochenenden fährt er in die Heimat, zu Martin. Er erzählt ihm vom Großstadtleben und von den vielen neuen Eindrücken aus dem Studium.
Martin freut sich für seinen Freund. Er hört lieber zu, als von sich zu erzählen. Patrik ärgert sich darüber, dass sich seine Kommilitonen nur über ihre Leistungen definieren. Martin sagt, dass erPatrik dafür schätzt, Menschen nach Herz und nicht nach ihrer Leistung zu beurteilen.
Die Treffen mit Martin holen Patrik immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Heute sagt Patrik: “Niemand hat mich so positiv beeinflusst wie Martin.“
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Mit dem Tod seiner Mutter bricht eine Welt für Martin zusammen

Als Martins Mutter stirbt, bricht Martins angeknackste Welt vollkommen zusammen. Patrik fährt zu seinem Freund, will ihm Trost spenden. Doch Martin will sich nicht trösten lassen. Mit Zynismus versucht er, den Tod seiner Mutter zu überspielen, macht Witze darüber. Das Tor zu Martins Seelenleben ist nun mit einem Schloss versehen.
Patrik macht sich wieder Sorgen um seinen Freund, der bei jedem Treffen verbitterter wirkt. Er versucht, Martin mit sportlichen Aktivitäten aus seinem Loch zu holen. Sie gehen ein paar Mal zusammen Squash spielen. Über den Tod von Martins Mutter verlieren sie dabei kein Wort. Als Patrik Martin eines Tages zum Squash spielen abholen will, nimmt ihn sein Vater zur Seite. Er sagt, dass er sich freut, dass Patrik Acht auf Martin gibt. Er selbst kann schon lange nicht mehr zu Martin durchdringen.
Die Lage zuhause spitzt sich zu. Als Martins Vater seinen Sohn infolge eines Streits vor die Tür setzt, taucht dieser plötzlich vor Patriks Tür auf. Er sagt: „Ich habe nur Dich in meinem Leben.“
Patrik lässt ihn ein paar Tage bei sich auf der Couch wohnen. Aus ein paar Tagen werden Wochen, Monate. Bis Martin eines Tages plötzlich verschwindet, um dann nach einiger Zeit wieder vor Patriks Haustür zu stehen. Patrik hat sich mittlerweile daran gewöhnt. Trotzdem schmerzt es ihn, dass der Zustand seines Freundes von Mal zu Mal desolater wird. Wenn Martin da ist, führen die beiden Freunde tiefgründige Gespräche, machen sich Gedanken über philosophische Fragen der Menschheit. Sie haben viel Spaß zusammen. Anfangs hatte Patrik gehofft, dass er Martin durch diese Nähe helfen kann. Er gibt Martin Tipps, wie man Bewerbungen schreibt, nennt ihm Internetseiten, auf denen WG-Zimmer angeboten werden. Patrik versucht, dies nicht mit “erhobenem Zeigefinger“ zu tun. Ihm ist es wichtig, Martin weiterhin auf Augenhöhe zu begegnen. Wenn er ihm Tipps gibt, dann so wie Freunde sich Tipps geben. Er will Martin nicht das Gefühl geben, bemitleidet zu werden. Martin versucht sich für Patriks Hilfe zu revanchieren, indem er im Haushalt hilft. Er putzt und geht einkaufen, von Patriks Geld.
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Martin will clean werden – für Patrik

Ab und an erzählt Martin, er wolle clean werden. Patrik glaubt ihm das, auch wenn Martin dabei zugedröhnt auf der Couch liegt. Er weiß, dass er mit seiner Drogensucht kämpft. Patriks Umfeld reagiert gespalten auf seinen immer-mal-wieder-Mitbewohner. Einige meinen, dass er Martin einfach rausschmeißen soll. Patrik fragt diese Menschen dann, ob sie ihre besten Freunde in der Not einfach so auf die Straße setzen würden. Ein paar Mal passiert es wirklich, dass Patrik Martin im Streit rausschmeißt. Danach raufen sich die beiden wieder zusammen. An Martin schätzt Patrik besonders seine Menschenkenntnis. Wenn er Stress auf der Arbeit hat, ist Martin die erste Anlaufstelle für seine Sorgen. Dass Patrik Martins Rat in Anspruch nimmt, gibt dem wiederum das Gefühl gebraucht zu werden. Patrik ist der einzige Mensch in Martins Freundeskreis, der noch den Menschen und nicht den Junkie in ihm sieht.

Martins Eskapaden werden zur Zerreißprobe

Wenn Patrik schläft, begibt sich Martin auf Streifzüge durch die Unterwelt. Nicht selten gerät er dabei in brenzlige Situationen, die Patrik ausbaden muss. Als ein Drogendeal schief geht, belästigt der Dealer Patrik mit Anrufen. Martin hatte ihm seine Nummer gegeben. Selbst als Martin sich im Drogenrausch mit Patriks Freundin anlegt, vergibt er ihm. Das Band zwischen Patrik und Martin ist stark. Es besteht aus Loyalität und Vertrautheit, die nur aus einer langjährigen Freundschaft entspringen kann. Patrik weiß, dass er Martin nicht ändern kann. Das will er auch nicht. Er hat inzwischen gelernt, dass Martin selbst den Entschluss fassen muss, sich von seiner Drogensucht zu lösen.
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Um die Freundschaft zu schützen, hat Patrik für sich beschlossen, dass das einzige, was er für Martin tun kann ist, ihn bei sich wohnen zu lassen. Bei Patrik ist Martin vor der Ablehnung sicher, die ihm sonst im öffentlichen Raum widerfährt. Patrik meint, dass die Menschen ein Recht darauf haben müssen, Fehler zu machen. Als Freund sieht er sich in der Verantwortung Martin zu helfen, anstatt ihn zu verurteilen. Eines Tages steht Martin vollkommen durchnässt und ohne T-Shirt bei Patrik vor der Tür und klingelt Sturm. Er brüllt und schlägt dabei um sich. Die Nachbarn rufen die Polizei. Martin war nach einem Streit mit seinem Dealer in einen See gestoßen worden.
Wieder nimmt ihn Patrik bei sich auf. Wieder verspricht Martin, clean zu werden.

Freundschaft bedeutet, den anderen zu nehmen, wie er ist

Wenn Patrik über Martin redet, ist er die meiste Zeit trotzdem euphorisch. Er sagt, dass Martin ihn zu dem Menschen gemacht hat, der er heute ist. Er habe durch Martin gelernt, Menschen unabhängig ihres sozialen Status’ auf Augenhöhe zu begegnen. Jeder Mensch besitze das Recht, respektiert, ernst genommen und gehört zu werden. Man solle nicht die Taten des Menschen verurteilen, sondern den Ursprung des Verhaltens ergründen. Freundschaft, sagt Patrik, bedeute das Gute im Anderen hervorzuheben und ihn so akzeptieren, wie er ist.
*Patrik möchte nicht, dass sein Freund durch diesen Text benachteiligt wird, daher haben wir den Namen geändert.
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