Ein Artikel, der dir Tipps gibt, wie du am besten einen Orgasmus vortäuschen kannst, wird das hier keinesfalls. Es ist einer, der dir zeigt, warum es vor allem in nichts bringt, dir und deinem Sexpartner etwas vorzumachen.
Stelle dir doch folgendes Szenario vor: Sie liefert ihrem Sexliebsten ein Lustkonzert mit Pauken und Trompeten (bitte an dieser Stelle an Marschmusik denken!), er versucht ihr einen Orgasmus zu schenken (ihr Glückstag, denn an anderen Tagen gibt's den nämlich nicht umsonst), den sie so schnell nicht vergisst (sie vergisst Geschenke nie!) – weil er das möchte (wer möchte schon, dass man seine Geschenke vergisst?). Er möchte, dass es ihr gefällt (klar!) Reinraus, Sexgefühl da, oh, Baby, Baby (okay, über Sex zu schreiben, ist immer eine Herausforderung, aber ihr versteht hoffentlich, um was es hier gehen soll). Bereits im nächsten Augenblick beschleunigt sich ihr Atem heftig, sie stöhnt lauter und hemmungsloser (natürlich fragt sie sich, ob sie viel zu dick aufträgt, aber egal). Er sieht es als Zeichen, ihr mehr zu geben, mehr von sich und ihrem gemeinsamen Sexerlebnis (kann es sein, dass das gerade der unsexyste Satz aller Zeiten war?) Denn er möchte, dass es ihr gefällt (und sie möchte, dass es ihm gefällt, dass es ihr gefällt – wir drehen uns an dieser Stelle gerade im Kreis, weshalb man beim Lesen besser nicht die Augen schließt: Schwindelgefahr!) Sie spielt das Spiel mit (… wir drehen uns weiterhin im Kreis…) Sie sagt: „Ich komme! Baby, ich komme!“ (Sie kommt natürlich nicht, das ist ja das Problem.) Er scheint glücklich zu sein (Hat sie eigentlich schonmal darüber nachgedacht, dass er vielleicht auch seinen Orgasmus vorgetäuscht haben könnte? Immer denkt sie nur an sich!)
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Doch in Wirklichkeit stöhnt sie nur, ohne in den Genuss der orgasmischen Erregung zu kommen. Kommt dir das bekannt vor?
Warum spielen wir Improvisationstheater, wenn es um den Höhepunkt geht?
Verspanntes Auf-den-Orgasmus-Hoffen. Der Wunsch und gleichzeitig der Zwang, in den Orgasmushimmel zu fliegen – „weil der Höhepunkt für die Frau eben zu gutem Sex dazugehört.“
Stress, Zeitmangel, schlechte Stimmung, die Angst vor Enttäuschung oder der Kopf, der sich auch beim Sex nicht ausstellen lässt – wenn der Höhepunkt ausbleibt, kann es viele Gründe haben. Umso verführerischer ist es, dem Partner einen Orgasmus vorzutäuschen, damit wenigstens er seinen Spaß hat. Und das ist der falsche Weg. Einen Höhepunkt vorzuspielen, macht nicht annähernd so viel Spaß wie – spoiler alert! – ein richtiger Orgasmus.
Deshalb hier fünf Tipps für besseren Sex.
1) Hör' auf dich selbst unter Druck zu setzen
Streiche Gedanken wie: „Wenn ich nicht komme, dann denkt er, dass es mir nicht gefallen hat!“ Das wird dir den Druck nehmen, der im Bett nichts zu suchen hat. Deine neue Einstellung gegenüber Orgasmen und Sex kann dich entspannen und dir eventuell einen Höhepunkt schenken, den du nicht vortäuschen musst. (Vorausgesetzt, dass dir das, was dein Partner veranstaltet, auch tatsächlich gefällt.)
2) Sex kann auch ohne Orgasmus „die schönste Nebensache der Welt“ sein
Orgasmen sind etwas Wunderschönes. Sex auch. Trotzdem müssen Sex und Orgasmen für eine Frau nicht zwingend zueinander gehören. Es ist wundervoll, beides genießen zu können – aber es ist nicht immer notwendig. Viele Frauen finden es okay, keinen Orgasmus während des Sex zu haben. Möchtest du zu den Frauen gehören, die an Fake-Höhepunkten verzweifeln oder möchtest du dich auf entspannten Sex einlassen, egal ob mit oder ohne Orgasmus? Das ist eigentlich die einzige Frage, die du dir stellen musst.
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3) Kommunikation ist das Ah und Oh
Tue etwas gegen die Sexsprachlosigkeit: Rede mit deinem Partner oder deiner Partnerin darüber, was dir im Bett besonders gut gefällt. Vertraue ihm*ihr deine Gedanken zum Orgasmus an und lasse dich auf ein Gespräch ein, welches sexuell offen und ehrlich all deine und seine Wünsche berücksichtigt. Gut geführter Sextalk kann euch beiden Türen neuer Möglichkeiten öffnen. Es löst Spannungen und lässt Hemmungen fallen, die fallen sollten. Was erst Überwindung kostet, kann der Schlüssel zum wahren Sexerfolg sein. (Oder in der Katastrophe enden, diese Möglichkeit wollen wir euch nicht verschweigen. Aber einen Versuch ist es unbedingt wert.)
4) Tue nur, was du auch willst
Du solltest nie etwas ausschließlich deshalb tun, weil der oder die andere heiß darauf ist. Dazu gehört auch der Orgasmus. Wenn dein Gegenüber scharf darauf ist, dass du zum Höhepunkt kommst, bringt es nichts, ihm oder ihr ein falsches Spiel zu präsentieren. Konzentriere dich nicht auf eine Orgasmus-Show ohne Orgasmus, sondern lasse dich auf den Sex ein – der Höhepunkt kommt, wenn du entspannst und genießt.
5) Sei ehrlich – mit dir selbst & deinem Gegenüber
Ehrlichkeit, die belohnt wird: Kombiniert man Sex und Aufrichtigkeit, steigt die Chance auf einen Orgasmus. Davon bin ich überzeugt.
Als ich begann, den Orgasmus nicht mehr als Verpflichtung zu sehen, sondern als zusätzliches Geschenk, war er auf einmal da. Auf die Entscheidung, den Höhepunkt nicht mehr vorzuspielen, folgten Nähe, Intimität, Entspannung und die Belohnung: der Orgasmus. Ehrlich zu sich selbst und dem Partner oder der Partnerin zu sein, schafft Vertrauen und Vertrauen schafft Nähe. Also los: „Let's talk about sex baby, let's talk about you and me“, wie das rappende Philosophinnen-Duo Salt-N-Pepa schon vor vielen Jahren wusste. Man kann es ja nicht oft genug wiederholen.
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