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So lebt es sich mit 30.000 € pro Jahr als alleinerziehende Mutter in Berlin

Willkommen bei Money Diaries! Einem Format, in dem wir das allgegenwärtige Tabu Geld angehen. Wir fragen echte Menschen, wie sie ihr hart verdientes Geld sieben Tage lang ausgeben – und verfolgen jeden Cent. Diese Woche: Eine 27-jährige Mutter aus Berlin, die in Teilzeit in der Modebranche arbeitet.
Beruf: Online Branding und Key Client Service bei einer Fashion Brand
Branche: Modebranche
Alter: 27
Ort: Berlin
Jahresgehalt (Brutto): 30.000 Euro
Monatliches Einkommen (Netto): 1.600 Euro
Anzahl deiner Mitbewohner:innen: 1
Pronomen: sie / ihr
Ich arbeite im Sales Team einer Fashion Brand, betreue dort Wholesale-Kunden und bin für das Online Branding verantwortlich. Meine Arbeitswoche umfasst 30 Stunden, aktuell fünf Tage die Woche, bald nur noch vier Tage. Ich arbeite seit acht Jahren in der Modebranche und genieße die Zeit. Es zieht mich aber langsam in die Richtung des Gesundheitssystems. Ich lebe mit meiner zweijährigen Tochter zusammen in einer 1,5-Zimmer-Wohnung in Neukölln.
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Monatliche Ausgaben
Wie viel Miete zahlst du? 
Nach zahlreichen E-Mails mit meiner Hausverwaltung und viel Internetrecherche konnte ich meine Staffelmiete auf beständige 650 Euro monatliche Warmmiete runterbringen. Angefangen hatte ich bei 700 Euro warm und jedes Jahr zwei Prozent Aufschlag. Dazu kommen 70 Euro pro Monat für Strom und 35 Euro für sehr schlechtes WLAN.
Zahlst du einen monatlichen Kredit oder Ähnliches ab?
Nein.
Hast du etwas gespart, wenn ja, wie viel hast du auf der Seite liegen?
Durch meine Mama, die bei einer Versicherung arbeitet, habe ich, seit ich Einkommen erziele, eine betriebliche und seit fünf Jahren auch eine private Altersvorsorge. Die Kosten werden mir aktuell zu viel, aber da es ihr so wichtig ist, hat sie seit der Geburt meiner Tochter die Kosten für die Lebensversicherung übernommen. Das genaue Vermögen kann ich nicht schätzen. Nebenbei spare ich je nach Möglichkeit und habe auf mehrere Sparkonten verteilt circa 7.000 Euro Vermögen liegen. 
Was gibst du noch an monatlichen Fixkosten aus? 
Ich zahle einen Family-Spotify-Account, ein On-Demand-Work-out-Channel und einen Handy-Vertrag, das macht 48 Euro im Monat. Im Moment überlege ich, auch einem Online-Selbstheilungkreis beizutreten. Die Kosten liegen bei 23 Euro. Ich hadere, weil ich wenig Zeit habe und es nie eine Garantie gibt, ob man reinkommt, da die Plätze begrenzt und die Nachfrage hoch ist. Dabei wäre es die womöglich sinnvollste Ausgabe, die meine Freizeit betrifft.
Hast du studiert? Wenn ja, wie hast du dich in der Zeit finanziert und musstest du etwas für dein Studium zahlen?
Ich habe an einer privaten Modehochschule meinen Abschluss in Form eines dualen Studiums gemacht. Dadurch waren die Kosten von circa 20.000 Euro gedeckelt. On top gab es ein Ausbildungsgehalt von 900 Euro brutto. Meine Miete haben während der Zeit meine Eltern bezahlt. Jetzt strebe ich einen neuen Bildungsweg an und überlege, eine Ausbildung selbst zu finanzieren. Sie wird 3.400 Euro kosten und stellt mich damit vor eine Herausforderung.
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Welche Rolle hat Geld in deiner Kindheit gespielt? Wurde in deiner Familie offen über Geld gesprochen?
Geld war gefühlt immer knapp – oder es wurde nur darüber gesprochen, wenn es knapp war. Ich erinnere mich an Situationen, in denen mein Vater uns vorrechnete, mit wie viel Geld wir den Rest des Monats klarkommen müssten. Oder an die unangenehme Stimmung, nachdem meine Mutter mir und meinen drei Geschwistern neue Winterklamotten gekauft hatte. Ich bin im oberen Mittelstand aufgewachsen. Mir hat es nie an etwas gefehlt. Rückblickend muss ich oft denken, wie reich wir als Familie waren. Die Glaubenssätze, die sich aus der Zeit entwickelt haben, driften nur stark mit der Realität auseinander.
Wann bist du zu Hause ausgezogen?
Ich bin mit 19, direkt nach dem Abitur, ausgezogen. Das ist acht Jahre her. Damals war es eine Flucht, mittlerweile weiß ich, dass es mir in dem Leben, das ich mir aufgebaut habe, viel besser geht, als wenn ich wieder zurückgegangen wäre. Finanziell würde es mich sehr entlasten, aber das ist keine Option.
Bist du finanziell unabhängig? Und wenn ja, seit wann?
In der Zeit zwischen Studium und Geburt meiner Tochter war ich finanziell hauptsächlich unabhängig. Meine Eltern haben mir gelegentlich bei großen Ausgaben wie Kaution, Kühlschrank oder Waschmaschinenkauf unterstützt. Seit drei Jahren habe ich eine Tochter, die ich ohne finanzielle Unterstützung und alleine großziehe. Seitdem bin ich wieder auf finanzielle Hilfe angewiesen.
Gibt es jemanden, zum Beispiel aus deiner Familie oder eine:n Partner:in, der:die in irgendeiner Weise Geld für dich auslegt?
Ich – beziehungsweise meine Tochter – werde von meinen Eltern und meiner Schwägerin finanziell unterstützt. Glücklich bin ich damit nicht, aber es wäre auch keine Option für mich, wieder Vollzeit zu arbeiten, um mich etwas freier von der Abhängigkeit zu machen und gleichzeitig Zeit mit meiner Tochter einzubüßen. Ich erhoffe mir eine Entlastung, sollte ich demnächst mit meinem neuen Partner zusammenziehen und die Wohnkosten teilen können.
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Was war dein erster Job und wie hast du ihn bekommen?
Mein erster Job war in einer Bücherei. In den Sommerferien brauchten sie Hilfe bei der Schulbuchausleihe. Meine Eltern hatten mir die Idee geliefert und ich sprach die Buchhändlerin im Laden darauf an. Fünf Jahre lang half ich jeden Sommer dort aus.
Machst du dir aktuell Geldsorgen?
Ich möchte wieder finanziell unabhängig sein. Ich möchte ein gutes Verhältnis zu Geld haben, mich frei vom Geiz machen, liquide genug sein, um stressfrei zu leben. An diesem Punkt bin ich noch nicht. Ich lebe gut, doch Geld ist nicht mein Freund. Deswegen setze ich mich mit Geld in Projekten wie diesem auseinander.
Hast du etwas geerbt oder erzielst du passives Einkommen?
Nein.
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Montag
Der Tag beginnt schleppend. Das Wochenende war aufregend und ich habe den Montagsblues. Ich frühstücke Müsli auf der Arbeit und trinke dort wie üblich auch meinen Kaffee, für den ich nichts bezahle. 
14:04 Uhr: Mittags esse ich für 14 € Salat, für einen Lunch ist das überdurchschnittlich, doch ich sehne mich nach Abwechslung von den immer gleichen Restaurants in Office-Nähe und teste etwas Neues aus. 
Am Nachmittag hole ich meine Tochter schnell von der Kita ab, zu Hause heißt es schnell umziehen und von dort geht es direkt zum Sportplatz, Runden laufen.
17:30 Uhr: Auf dem Heimweg hole ich schnell Brot, Öl, Melone und Saft im Bioladen – für insgesamt 14,20 €. Dinge, die ich beim Wochenendeinkauf am Samstag vergessen hatte. Unter der Woche wird wenig gekocht, dafür mittags warm gegessen.
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Tagesfazit: 28,20 €
Dienstag
Am Vormittag bereitet meine Kollegin Smoothies aus dem Obst zu, das uns auf der Arbeit gestellt wird. Mittags haben wir einen Kundentermin mit einem der Kunden, die ich betreue. Zum Lunch essen wir beim Japaner, die Firma bezahlt. Anschließend gibt es noch einen Schokoriegel im Office als Nachtisch. Den Nachmittag verbringe ich mit meiner Tochter auf dem Spielplatz.
17:30 Uhr: Für den Sommerurlaub auf Kos buche ich online drei Flüge und Gepäck für insgesamt 614,01 €. Die Unterkunft zahlt fürs Erste mein Partner. Abgerechnet wird später. Danach gibt es Abendessen, Butterbrot und Rohkost. Gurken mit Hummus sind gerade hoch im Kurs bei meiner Tochter. Sie hat aktuell viel Hunger, also koche ich später am Abend noch mal Couscous mit Paprika und Tofu. So ist auch der Lunch gesichert für den nächsten Tag und ich muss mit keinen weiteren Ausgaben rechnen. 
Tagesfazit: 614,01 €
Mittwoch:
Am Morgen mache ich nur meiner Tochter ein Frühstück, mir ist noch nicht nach Essen. Wie immer fahren wir mit dem Fahrrad zur Kita und ich nach dem Drop-off weiter zum Büro. Mittags warte ich im Hinterhof des Büros auf meine Kolleg:innen mit meiner Brotdose. Den Couscous von gestern habe ich mitgebracht.
Gegen 16:00 gehe ich mit meiner Tochter ins Freibad, der Eintritt kostet 5,50 €. Statt Pommes vom Imbiss haben wir Cracker und Bananen dabei. Wir übernachten bei meinem Partner. Schnelles Abendbrot und direkt in die Kiste.
Tagesfazit: 5,50 €
Donnerstag 
Morgens trinke ich Kaffee bei meinem Partner, er macht uns allen Müsli mit frischen Früchten. Später gibt es kostenlosen Eiskaffee im Büro.
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In den Orderphasen ist täglich ein Kunde im Büro und wieder werde ich zum Mittagessen eingeladen. Es werden Gemüsebowls bestellt und wir essen mit dem ganzen Team.
Danach ist mir nach etwas Süßem. Ich laufe allein zur Eisdiele und kaufe mir eine Kugel Eis für 1,90 €.
Am Abend treffen die Kleine und ich eine Freundin, die ihr Date mitbringt. Nach langer Zeit essen wir zusammen wieder Pizza – und läuten damit das Revival unseres Pizza-Instagram-Accounts ein. Zur Pizza gibt es Drinks, ich zahle 22 €. Später schlendern wir zur Eisdiele, ich zahle 3,60 € für das Eis meiner Tocher und mir.
Tagesfazit: 27,50 €
Freitag
Auf Arbeit ist heute der Tag, an dem wir unsere Deadlines einhalten müssen. Nachdem ich die Kleine für den Tag fertig gemacht habe, rausche ich ohne Frühstück ins Büro. Ich esse ein Müsli am Platz und trinke mehrere Cappuccini und Eiskaffees. 
Zum Mittag gehe ich mit den Kolleg:innen aus dem Creative Department zum Italiener. Ich mache eine Ausnahme und esse Pasta, obwohl mir die für mittags eigentlich zu schwer ist. Dazu gönne ich mir meine Lieblingslimonade, denn es ist sehr heiß. Für Pasta und Lemon Soda zahle ich 14 €.
Nachmittags hole ich meine Tochter von der Kita ab und wir fahren direkt wieder ins Büro. Kollegen veranstalten einen Screenprinting-Workshop. Es gibt Drinks auf Kosten der Firma und zum Abendessen übrig gebliebene Speisen von den Kundenterminen. 
Tagesfazit:  14 €
Samstag
Die Kleine ist früher wach als mein Partner, also schnappe ich sie und wir erledigen den Einkauf für das Wochenende. Es ist ein sonniger Morgen und schon warm. Mit der Zeit hat es sich zum Ritual entwickelt, dass wir am frühen Samstagmorgen durch die noch leeren Straßen von Neukölln schlendern und schon vor dem eigentlichen Frühstück schweigend ein Croissant essen. Ich gebe 11 € in der Bäckerei aus, bei Bio Company bezahle ich 31,25 € und in einem anderen Bioladen noch mal 23 €.
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Ich bin total k. o. von der Woche und esse nur schnell ein Brötchen zum Mittagessen, das vom Frühstück übrig geblieben ist. Dann fahren wir zum Wasserspielplatz und treffen im Anschluss meinen Partner in der Markthalle. Er will Gazpacho für uns kochen und bezahlt die Zutaten. Meine Tochter möchte nachmittags ein Eis haben, ich habe allerdings zu viel Eis gegessen in letzter Zeit. Ich kaufe nur eine Kugel für sie (1,40 €).
Eine Freundin von uns hat Geburtstag und lädt am Abend in eine Bar ein. Auf dem Nachhauseweg sehen wir aber, dass um 21 Uhr noch niemand da ist. Wir entscheiden uns deshalb, zu Hause zu bleiben.
Tagesfazit: 66,65 €
Sonntag
Morgens gehe ich mit einer Freundin laufen, während mein Partner den Weg zum Bäcker macht. Nach dem Run trinken wir Limonade und Wasser, sie lädt mich ein, ich habe kein Geld mitgenommen. Auf dem Heimweg bemerke ich den platten Reifen an meinem Fahrrad und schiebe es nach Hause, vorfreudig auf das späte Sonntagsfrühstück.
Gegen 14:00 Uhr machen wir uns auf den Weg zu meinem Freund, er hat einen Schlauch für mein Rad, den ich ihm bei Gelegenheit ersetzen werde. Er zahlt unterwegs ein Eis, wir kaufen außerdem vier Donuts für später (11,50 €). Ansonsten habe ich an dem Tag keine Ausgaben mehr. 
Tagesfazit: 11,50 €
Zusammenfassung:
Essen & Trinken / Gastronomie: 147,85 €
Entertainment: 5,50 €
Kleidung & Kosmetik: keine
Urlaubskosten: 614,01 €
Kosten insgesamt: 767,36 €
Mein Fazit:
Wow, Essen kostet viel. Gutes und genussvolles Essen noch viel mehr. Meine Vorstellung, was ich für Verpflegung ausgebe, driftet extrem mit der Realität auseinander. Die Ausgaben für Entertainment dürfen dafür gerne höher sein. Mir kommt der Spaß manchmal zu kurz.
Die Flüge sind natürlich eine Sonderausgabe. So ein Urlaub ist einmalig im Jahr für mich.

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