Ich komme ausUK, bin 23 Jahre alt und ein Newcomermodel, das zum ersten Mal die Fashion Weeks in New York, London, Mailand und Paris mitmacht. Vor einem Jahr habe ich mit dem Modeln angefangen. Das war zu einer Zeit, in der Diversität und Fürsorge für Models immer wichtiger geworden sind. Beides spricht dafür, dass die Mode immer offener wird und mehr Personen unterschiedlicher Herkunft einbezieht.
Die Modebranche ist vielleicht noch nicht da, wo sie sein könnte; trotzdem ist es für mich ein riesiges Privileg dabei zu sein. Model zu sein ist eine wirklich aufregender Job, wenn es gut läuft. Doch wenn es schlecht läuft, dann kann es mental und physisch erschöpfend sein. Es ist ein Job, bei dem erwartet wird, dass du 24/7 erreichbar bist. Es gibt keine klassischen Start- oder Endzeiten. Call-Zeiten variieren je nach Location, Marke und Job.
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Die New York Fashion Week ist die wichtigste Woche, denn sie entscheidet darüber, wie es für den Rest des Modemonats läuft. Als neues Gesicht ist meine Programm besonders abwechslungsreich. Ich musste alle wichtigen Castingdirektoren schon eine Woche früher treffen und wurde dann erneut für die Showcastings eingeladen. Sobald ich in New York gelandet war, warnte mich meine Agentin, dass es direkt losgeht. Also bin ich direkt durch Manhattan gestürmt, um die Castinglocations anzusteuern. Die Tage können langweilig werden. Oft steht man ewig mit anderen Models in der Schlange. Dann bekommt man eine Email, dass man noch mal vorbeischauen soll oder direkt zum Fitting kommt oder am besten gleich zur Show. Der härteste Teil ist natürlich die Ablehnung.
Mein erster Laufstegjob war für Tom Ford. Das war wirklich überwältigend. Ich war so inspiriert vom Engagement des Teams, das meinen Paillettenanzug gestaltete. James Scully war für das vielfältige Casting der Models verantwortlich. Ebenso abwechslungsreich waren Styling und Make-Up der Models. Es war eine Ehre für mich diesen Moment mit anderen farbigen Models zu teilen. Genauso wichtig waren aber auch das ganze Team, das hinter den Kulissen gearbeitet hat.
Seit der Horizont der Branche sich erweitert, habe ich neue Freundinnen mit ganz verschiedenen Hintergründen kennengelernt. Dadurch wird meine Sicht auf die Welt immer vielfältiger. Ich respektiere besonders die farbigen Models, die ihre Karriere gestartet haben, als es noch nicht so war wie heute. Sie haben sich jahrelang hart durchgebissen und sehen jetzt, wie sich die Industrie endlich verändert. Diese Frauen haben mir die besten Ratschläge gegeben und meine Perspektive auf die Welt verändert. Nebenbei durfte ich auch in New York oder Paris bei ihnen schlafen und habe so einiges an Miete gespart.
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Die Modebranche wird immer wieder als oberflächlich abgestempelt und das ist sie sicher auch an gewissen Stellen. Trotzdem gibt es zwischen vielen Menschen aufrichtige Freundschaften, die alles andere als leichtfüßig sind.
Bei dieser New York Fashion Week gab es außerdem zum ersten Mal private Umkleidebereiche für Models. So stellt sich die Branche auch ihren Problemen der #MeToo-Bewegung. Neben Tom Ford bin ich für Sies Marjan und Derek Lam gelaufen. Bei jeder Show gab es separate Umkleidebereiche und Bademäntel für die Models. Doch das war nicht bei jeder Show der Fall. Eine meiner Freundinnen hatte eine komplett andere Erfahrung in der Woche. Von acht Shows hatten drei keine privaten Umkleidekabinen. Für meine Freundin war es dann schon genug, wenn nicht gerade ein Fotograf in der Nähe war. Mittlerweile gibt es zwar neue Regeln, aber die gelten leider noch nicht überall. Das muss sich ändern.
Meine Agentur IMG hat alle Newcomer auf die Höhe- und Tiefpunkte der Modewoche vorbereitet. Es gab einen Ernährungskurs mit einem Koch und ein Gespräch mit Castingdirektorin Ashley Brokaw, die Shows wie Calvin Klein verantwortet. Der Abend hat mich daran erinnert, das jedes neue Gesicht in einer ähnlichen Position ist. Dadurch ist auch Kameradschaft entstanden.
Die Vorbereitungen auf die Modewoche, wie ich sie erfahren habe, sind relativ neu in der Industrie und noch nicht überall zu finden. Es ist immer noch die Aufgabe der Firma zu entscheiden, ob sie diese Kurse anbietet.
Ich bin optimistisch, dass die Modebranche weiterhin Models schützen wird und auf mehr Vielfalt setzt. Schon jetzt gibt es so viele positive Entwicklungen, die auch von Scully und Brokaw angeführt werden. Die nächsten Schritte sind nicht verhandelbar, um neue Standards für alle in der Branche zu schaffen. Selbst in der privilegierten Postion des Models sollten sie nicht nur erwartet werden, sondern einfach normal sein.
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