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Von wegen beziehungsunfähig: Millennials sind besser als ihr Ruf

Illustration: Guijarro Castillo
Lass uns das locker halten. Ich suche nicht nach etwas Festem. Ich bin kein Beziehungstyp! – Oh, wir kennen sie alle, die Ausflüchte, um sich nicht auf eine Beziehung einzulassen. Schon oft gehört. Unsere Generation wird ja sogar pauschal als beziehungsunfähig abgestempelt. Das Stigma hat sich 2016 eingebürgert, nachdem Michael Nast seinen Bestseller „Generation beziehungsunfähig“ rausbrachte. Seitdem verstecken sich so einige auch gern mal hinter dem Label vor der Liebe. Und jetzt kommt der Witz daran: Statistiken beweisen, dass sich die Beziehungsrate in den letzten 50 Jahren nicht verändert hat. „Tatsächlich ist es so, dass die Menschen nicht weniger beziehungsfähig sind, aber unser gesellschaftliches Korsett ist loser geworden ist. Früher sind eben viele Menschen, die eigentlich nicht beziehungsfähig waren, in Ehen verschwunden und haben sich aufgrund der gesellschaftlichen Normen auch nicht scheiden lassen“, sagt Stefanie Stahl, Psychologin und ausgewiesene Expertin für Bindungsangst. „Die Ansprüche an die Beziehungsqualität sind gestiegen, deswegen trennt man sich heutzutage häufiger und das ist auch in Ordnung so. Ich erlebe, dass viele junge Leute sich früh binden und auch eine gefühlte Ewigkeit zusammen bleiben. Das hat es früher so nicht gegeben. Ich möchte an die 1960er-Jahre erinnern, da lautete der Slogan: Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment. Das ging damals auch schon ganz ohne Internet. Menschen mit Beziehungsängsten gab es schon immer – und nur, weil man ein Leben lang zusammen ist, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass man beziehungsfähiger wäre als jemand, der allein lebt.“
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An häufig geäußerten Vermutung, dass früher alles besser gewesen sei, ist also mal wieder nichts dran? Was ist zum Beispiel mit Datingportalen? Dort sollen sich ja all die Beziehungsunfähigen tummeln und wild durch die Gegend „daten“. Aber wirken sich diese Apps wirklich signifikant auf unsere Beziehungsfähigkeit aus? Nur weil man sich polyamorös austoben kann, muss man es ja nicht tun: „Apps wie Tinder machen es nur leichter. Früher musste man halt in eine Kneipe gehen, um jemanden aufzureißen. Aber diese Apps haben keinen direkten Einfluss auf die Beziehungsfähigkeit von Menschen. Beziehungsfähigkeit lernen wir im Elternhaus und nicht im Internet. Wenn man durch die Eltern eine gute Grundlage bekommen hat, dann ändert auch kein Internet etwas daran“, sagt Stefanie Stahl. In ihrem Bestseller „Jeder ist beziehungsfähig“ lässt sie Romantiker aufatmen. Denn wenn man sich an die Grundsätze des Miteinanders hält, kann ihrer Meinung nach jede und jeder lieben: Eine glückliche Beziehung gelinge, „wenn die Beteiligten eine gute Balance zwischen Nähe und Distanz finden, oder anders formuliert: zwischen Bindung und Autonomie. Viele Menschen assoziieren mit Beziehung einen gewissen Freiheitsverlust, der sie zögern lässt, sich wirklich einzulassen. Innerlich sind sie überzeugt, sie müssten, um geliebt zu werden, zu viele Erwartungen ihres Partners erfüllen. Sie denken, entweder bin ich in einer Beziehung oder ich bin frei“, so die Expertin.
Ein großer Trugschluss also, dass eine BeziehungFreiheitsverlust bedeutet? „Im Kern geht es eigentlich nur darum, dass ich meine eigenen Bedürfnisse innerhalb der Partnerschaft vertreten und gesunde Grenzen setzen kann. Freiheit und Bindung ist etwas, was im eigenen Kopf stattfindet.“
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