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Livestream im OP: Wenn Schönheitschirurgen Likes wichtiger sind als Patienten

ILLUSTRATION: TRISTAN OFFIT.
Schon mal was von Dr. Miami gehört? Mit seinen 533.000 Abonnenten bei Instagram ist er der Popstar unter den Schönheitschirurgen. Ja,in der heutigen Zeit hat sogar der Späti um die Ecke einen Account bei einem sozialen Netzwerk – da wundert einen die digitale Präsenz von Ärzten auch nicht. Über die Profile wird aufgeklärt und es herrscht eine schnelle Kommunikation zwischen Doc und Patient. Soweit so gut.
Beim besagten Schönheitschirurg Michael Salzhauer aka Dr. Miami aus den USA gibt's nicht nur Vorher-nachher-Bilder zu sehen, der plastische Chirurg streamt sogar live bei Operationen mit – Blut und nackte Haut inklusive.
Dass sich eine große Reichweite für eine Praxis auszahlt, ist klar. Die Termine bei Dr. Sunshine sind lange Zeit im Voraus komplett ausgebucht. Aber ist es auch ethisch vertretbar, aus Medizin Unterhaltung zu machen? „Auch ich besitze für meine Praxis Accounts in den verschiedensten sozialen Netzwerken, da man sich der Digitalisierung nicht verschließen darf. Die sozialen Medien bieten – bei verantwortungsbewusstem Einsatz – enorme Vorteile und einen großen Mehrwert für die Patienten. Es gibt allerdings Grenzen, die ich zum Wohle meiner Patienten nicht überschreite“, erklärt Dr. med. Mehmet Atila, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Direktor des Medical Inn Zentrums in Düsseldorf. Der springende Punkt sei allerdings „um Qualität und ein angemessenes Vorgehen.“
Er sagt, dass es auch in Deutschland Ärzte gibt, die versuchen, diesem Trend aus Amerika zu folgen, und sich als Promi darstellen. Sie geben den totalen Einblick in ihr Privatleben und alle Behandlungen, die sie vornehmen – es wird einfach alles als Marketingmaßnahme gesehen. Das große Problem an einem Hype durch ein Video bei Facebook Live ist doch, dass der Eindruck entsteht, dass eine OP eben Zeitgeist ist und 2017 dazu gehört. „Dies ist extrem gefährlich und ersetzt niemals eine individuelle, auf den Patienten abgestimmte Beratung. Hierbei müssen Ärzte auch Risiken des Eingriffs darstellen und eine Behandlung bei einer vorhandenen Wahrnehmungsstörung ablehnen", heißt es von Seiten des Medical Inn Zentrums. „Wir Ärzte haben den Patienten gegenüber eine gewisse Verantwortung. Darum dürfen wir keine falschen Schönheitsideale propagieren. Einen Trend wie in den USA, bei dem sich Jugendliche und junge Erwachsene operieren lassen, damit sie das perfekte Selfie machen können, halte ich für sehr gefährlich“, so Dr. Atila abschließend.

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