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„Ich kam nach Berlin & hatte keinen Plan – jetzt führe ich 38 Mitarbeiter“

Der Liebe wegen kam Amber Riedl vor genau dreizehn Jahren nach Deutschland. Mittlerweile spricht die Kanadierin fließend deutsch und hat ihre zweite Firma gegründet, in der sie 38 Mitarbeiter beschäftigt. Tatendrang sei ein wichtiges Unternehmer-Gen, sagt sie, aber wie sie „einfach machen“ mit zwei kleinen Kindern in einem fremden Land wirklich umsetzt, das interessiert mich genauer. Wir treffen uns am Kollwitzplatz auf einen Casual Drink...
Amber, sich selbstständig zu machen, ist ein großer Schritt. Woher kam der Mut, etwas Eigenes in Berlin aufzubauen?
Ich bin ehrlich: Als ich nach Deutschland kam, wusste ich nicht, was ich als Kanadierin hier machen sollte. Zu Hause bleiben und auf meinen Mann warten? Das lag mir nicht. Also habe ich gegründet. Mein erstes Unternehmen war eine Plattform, die Paare bei der Hochzeitsplanung unterstützte. In den USA und Kanada ein Riesenmarkt, in Deutschland leider nicht. Aber wir haben es zum Glück rechtzeitig erkannt...
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Also auf zur nächsten Idee?
Ja, ich sah, dass hier der Do-It-Yourself-Trend, also Sachen selbst in Handarbeit zu kreieren, groß im Kommen war. Daraus ist die Idee für mein jetziges Unternehmen, Makerist, entstanden. Wir fokussieren uns auf alles Schöne, Selbstgemachte und stellen die Anleitungsvideos auf unserer Plattform zur Verfügung. Wir sind quasi eine Handarbeitsschule im Internet.
Scheitern ist in der Startup-Branche etwas Wertvolles, was versuchst du bei deinem jetzigen Unternehmen besser zu machen als vorher?
Ich hab anfangs alles privat finanziert, zusammen mit wenigen Angel Investoren. Das beinhaltete viel Unruhe, zum Beispiel, dass wir ständig mit dem Büro umgezogen sind, eben dorthin, wo wir ein paar Monate kostenlos arbeiten konnten. Da war kein Wachstum drin. Bei Makerist habe ich von Anfang an professionelle Investoren, also Venture Capitalists (Wagniskapitalgeber) reingeholt.
Während deiner Gründung hast du auch noch dein erstes Kind bekommen…
Oh ja! Mein erster Sohn kam als ich noch ganz am Anfang meines Projekts stand. Ich hatte mich überhaupt nicht richtig mit der Planung, Kind, Beruf auseinandergesetzt.

Ich fühle mich in Deutschland wohl und schaffe als Kanadierin hier Arbeitsplätze mit jährlichen Gehaltszahlungen von über 1 Millionen Euro. Das schaffen auch andere.

Und wie rockst du heute deinen Alltag mit zwei Kindern?
Mittlerweile läuft es richtig gut. Ich stehe mit beiden Jungs schon um 6.30 Uhr auf und wir machen uns eine gemütliches Frühstück. Ich liebe es, noch ein bisschen schläfrig mit den beiden zu kuscheln. Ich selbst bin morgens immer schnell fertig, brauche keine anspruchsvolle Frisur oder Ähnliches. Die Zeit nutze ich, um meinen Kindern noch einen Teil aus einem Buch vorzulesen oder noch schnell eine Runde Memory zu spielen. Das ist mir wichtig.
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Das klingt so easy. Gibt es manchmal auch Momente, in denen du ein schlechtes Gewissen hast, weil du weniger Zeit für deine Familie hast?
Ja, absolut. Ich versuche aber, mich nicht so diese Gedanken hinein zu steigern. Das bringt eh nichts. Also besser auf ein zügiges Abarbeiten konzentrieren, damit man schneller fertig wird und nach Hause kann. Mein Mann unterstützt mich zum Glück auch sehr. Er ist selbst Unternehmer und kann sich dadurch auch gut in meinen beruflichen Alltag hineinversetzen. Bei uns gibt es auch keine klassische Rollenverteilung. Jeder schaut, was gerade zu tun ist und macht einfach.
Du sprichst so ehrlich über Höhen und Tiefen. Warum ist das wichtig?
Es gab eine Zeit, in der es für mich beruflich und privat sehr schwer und ich das erste Mal richtig am Rande der Erschöpfung war. Ich wollte das mit mir selbst ausmachen und war in mich gekehrt – bis mir ein Freund konkret Hilfe angeboten und wir es zusammen angepackt haben. Das war für mich eine ziemliche Erleuchtung. Seitdem habe ich mich stark verändert und rede viel offener, frage direkt nach Feedback oder Hilfe und rede vor allem darüber, wenn es mir schlecht geht und etwas nicht so erfolgreich läuft. Auch wenn es einem am Anfang schwer fällt, so geht man viel besser mit seiner eigenen Angst um.
Wie motivierst du in solchen schwierigen Zeiten dein Team?
Mit Schokolade [lacht]. Und mit Offenheit.
Fühlst du dich eigentlich mittlerweile als Deutsche in Berlin?
Ja, mittlerweile schon. Aber ich muss zugeben, dass ich bisher nur in Berlin gewohnt habe und meines Erachtens Berlin nicht unbedingt Deutschland ist.
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Was liebst du an Deutschland?
Die BVG, ja, ehrlich [lacht], die Deutsche Bahn, dass die Leute das ganze Jahr über Fahrrad fahren und dass sie sich auch Gedanken wegen deren Daten machen. Die Deutschen lesen noch Zeitungen, sind kritisch und sarkastisch. Das mag ich.
Was liebst Du an Kanada?
Meine Familie - die vermisse ich sehr. Die Natur ist dort einfach auf in einer anderen Liga - viel mehr Berge, Meer und Wald.
Was wünscht du dir persönlich für Deutschland?
Ich wünsche mir, dass sich zeigt, dass die Flüchtlingspolitik total richtig war. Mir persönlich hat die politische Überschrift bei Angela Merkels Besuch in den USA sehr gut gefallen: „The leader of the free world meets Donald Trump.“ Ich fühle mich in Deutschland wohl und schaffe als Kanadierin hier Arbeitsplätze mit jährlichen Gehaltszahlungen von über 1 Millionen Euro. Das schaffen auch andere.

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