Hier gibt’s jede Woche Highlife in Tüten.
Wer ist Frau P.? Die Berliner Autorin treibt es gern bunt, bekennt immer Farbe und wird (was sie selbst ärgert) immer noch rot. Sie ist laut, ihr Rostkehlchen-Lachen (lieblich ist anders…) unüberhörbar. Sie hasst Langeweile, Ja-Sager und Männer ohne Eier. Dafür liebt sie Rührei mit Speck. „Schatz, dein Handy ist aus!? Das kann nur bedeuten, dass du Sex hast, schläfst… oder tot bist!“ – mein bester Freund mit süffisantem Unterton am Sonntagnachmittag auf meiner Mailbox. Ich musste sehr lachen. Weil für ihn in Bezug auf meine Person ganz offensichtlich nur diese drei Möglichkeiten in Frage kamen. Vielleicht wollte ich ja ganz einfach mal eine Kommunikationspause einlegen? Bei diesem Erklärungsversuch lachte Nico mich einen Tag später am Telefon aus. Ok, er kennt mich, ziemlich gut, seit inzwischen 15 Jahren. Und selbst jeder, der mich nur ein bisschen kennt oder kennengelernt hat, weiß, wie absurd meine Auslegung war. Ich maile, ich chatte, ich whatsappe, ich smse, ich facebooke, ich instagrame, ich telefoniere… wenn ich sonst nicht rede und unterhalte. Gern und oft, eigentlich ständig. So wie die meisten von uns eben heutzutage. Aber ich finde dabei immer auch für die wirklich wichtigen Dinge im Leben Zeit! Zum Beispiel für… na, schlafen eben… Knipsen, bearbeiten, filtern, posten… Für jeden von uns ist das doch längst ganz normal geworden. Ich gehöre noch zu der Generation, in der man bis zu einer Woche warten musste, bis die Urlaubs- oder Partyfotos entwickelt waren. Wie aufgeregt ich war, als ich mit meiner Freundin nach unserem ersten gemeinsamen Auslandsurlaub mit den Mädels (Insel-Hopping in Griechenland mit 17) in der Drogerie Kloppenburg die Fächer mit den Filmtüten nach meinem Namen durchsuchte. Vorfreude ist und bleibt eben die schönste Freude – war dann die Erkenntnis, als die Hälfte der Bilder verschwommen oder wir darauf leicht benommen waren. Meine absoluten Helden waren damals die Red Hot Chili Peppers. Ich werde nie vergessen, wie ich 1991 bei Andi nach der Schule das erste Mal das Video zu „Under the Bridge“ sah. Auf MTV, diesem Sender, von dem plötzlich alle (in unserer Zielgruppe, wir waren eben Spätzünder) sprachen. Den ich in meinem Dorf, nur acht Kilometer von Andis Kellerwohnung entfernt, nicht empfangen konnte. Wir hingen an den Lippen von Kult-Moderator Ray Cokes, obwohl wir gerade mal (wenn überhaupt) die Hälfte seines English verstanden. Aber egal, wir kapierten: Hier geht es um ein neues Lebensgefühl, wir wollten Teil der MTV-Generation sein. Ich war geflasht. Wir alle. Sowieso standen wir in unserer Clique früher eher auf Rock, Crossover und Grunge (bis Gesa und ich dann mit etwa 18 unsere Techno-House-Phase einläuteten und die Holzfällerhemden gegen Silber-Hot-Pants tauschten). So ist es kein Wunder, dass ich diese Woche fast durchgedreht bin vor Glück, als ich die Bestätigung für mein Exklusiv-Interview mit Flea erhielt. Ja, ganz genau: der Kult-Bassist, der mit Sänger Anthony Kiedis die Red Hot Chili Peppers gegründet hat. Meine Chillis, wie ich sie gern nenne. Gerade in solchen Momenten bin ich immer wieder dankbar, Journalistin geworden zu sein – und mein Reporterherz schlägt mir dann bis zum Hals. Schon immer haben mich die Begegnungen mit Musikern am meisten bewegt. Weil Musik berührt. Der Bass mehr als die Balenciaga-Bag. Und Flea setzte mir einen gewaltigen Floh ins Ohr: „The kids don’t fuck anymore“, sagte er mir, sehr aufgebracht. Immer und immer wieder, weil er es offenbar selbst nicht glauben konnte. Dieser Satz hallt bis heute nach wie ein Ohrwurm des neuen Red-Hot-Chili-Peppers-Albums „The Getaway“. Gut, eine gewagte These von ihm. Wie kommt er denn darauf? „Ich habe darüber erst am Sonntag gelesen: dass junge Menschen 40 Prozent weniger Sex haben, weil sie nur auf ihre Telefone starren. Sie wissen nicht mehr, wie man miteinander kommuniziert, wie man sich Gedichte vorliest und sich gegenseitig die Unterwäsche auszieht. Sie vögeln nicht mehr, sie sitzen nur an ihren Handys und schreiben LOL und OMG und schicken sich Fotos. Aber sie wissen nicht mehr, wie man miteinander umgeht, wie man das Herz des anderen berührt. Das ist traurig, schrecklich traurig!“ Das letzte Mal, als mir eine Freundin – meines Alters – ein LOL schickte, habe ich sie gefragt, ob es noch geht? Gut, sie hat zwei pubertäre Jungs Zuhause, dann kann das vielleicht mal passieren. Ich hab’s mal unter Ausrutscher verbucht. Das Ganze wurde aber die Tage von meinem Kollegen getoppt, der einen Chat mit *duw beendete. Ich oute mich jetzt: ich hatte keine Ahnung, was er meint. Und machte da auch keinen Hehl draus. Seine Antwort: „…duck und weg oder ,Das symbolische Wegducken und davonlaufen (wie als würde man einem Schlag ausweichen)’, wie es Wikipedias Netzjargon erklärt!“ SOS! Oder sollte ich lieber WTF schreiben? Klar müssen und wollen wir online sein, weil es sich so entwickelt hat, weil es zeitgemäß ist. Aber ich rate euch (und auch mir selbst immer wieder): Gönnt euch immer mal wieder Offline-Pausen. Schreibt mal wieder einen Brief. Überrascht eure beste Freundin mit einer handgeschriebenen Karte. Und wenn nur ein „Ich denke an Dich“ draufsteht. Das gilt natürlich auch für Männer! Das macht glücklich, deine(n) Liebste(n) genauso wie dich. Meine Mutter und ich schicken uns regelmäßig Überraschungs-Päckchen, genauso whatsappen wir auch und schicken uns Sprachnachrichten. Der Mix macht das Leben einfach bunter. Und das Alte bzw. Altbewährte muss vielleicht nicht mehr modern sein, aber ist umso wertvoller. Weil es nicht mehr jeder macht. Und weil es bedeutet, dass du dir Zeit für den anderen genommen hast. PS: Ich war am besagten Sonntagnachmittag übrigens am Schlachtensee in Berlin spazieren. Mit meiner Freundin Petra. Und das Handy war auf Flugmodus. Nur wir zwei! OMG!
Das erste 360-Grad-Konzert der Red Hot Chili Peppers in Berlin könnt Ihr ab Samstag auf www.telekom-streetgigs.de ansehen!
Wer ist Frau P.? Die Berliner Autorin treibt es gern bunt, bekennt immer Farbe und wird (was sie selbst ärgert) immer noch rot. Sie ist laut, ihr Rostkehlchen-Lachen (lieblich ist anders…) unüberhörbar. Sie hasst Langeweile, Ja-Sager und Männer ohne Eier. Dafür liebt sie Rührei mit Speck. „Schatz, dein Handy ist aus!? Das kann nur bedeuten, dass du Sex hast, schläfst… oder tot bist!“ – mein bester Freund mit süffisantem Unterton am Sonntagnachmittag auf meiner Mailbox. Ich musste sehr lachen. Weil für ihn in Bezug auf meine Person ganz offensichtlich nur diese drei Möglichkeiten in Frage kamen. Vielleicht wollte ich ja ganz einfach mal eine Kommunikationspause einlegen? Bei diesem Erklärungsversuch lachte Nico mich einen Tag später am Telefon aus. Ok, er kennt mich, ziemlich gut, seit inzwischen 15 Jahren. Und selbst jeder, der mich nur ein bisschen kennt oder kennengelernt hat, weiß, wie absurd meine Auslegung war. Ich maile, ich chatte, ich whatsappe, ich smse, ich facebooke, ich instagrame, ich telefoniere… wenn ich sonst nicht rede und unterhalte. Gern und oft, eigentlich ständig. So wie die meisten von uns eben heutzutage. Aber ich finde dabei immer auch für die wirklich wichtigen Dinge im Leben Zeit! Zum Beispiel für… na, schlafen eben… Knipsen, bearbeiten, filtern, posten… Für jeden von uns ist das doch längst ganz normal geworden. Ich gehöre noch zu der Generation, in der man bis zu einer Woche warten musste, bis die Urlaubs- oder Partyfotos entwickelt waren. Wie aufgeregt ich war, als ich mit meiner Freundin nach unserem ersten gemeinsamen Auslandsurlaub mit den Mädels (Insel-Hopping in Griechenland mit 17) in der Drogerie Kloppenburg die Fächer mit den Filmtüten nach meinem Namen durchsuchte. Vorfreude ist und bleibt eben die schönste Freude – war dann die Erkenntnis, als die Hälfte der Bilder verschwommen oder wir darauf leicht benommen waren. Meine absoluten Helden waren damals die Red Hot Chili Peppers. Ich werde nie vergessen, wie ich 1991 bei Andi nach der Schule das erste Mal das Video zu „Under the Bridge“ sah. Auf MTV, diesem Sender, von dem plötzlich alle (in unserer Zielgruppe, wir waren eben Spätzünder) sprachen. Den ich in meinem Dorf, nur acht Kilometer von Andis Kellerwohnung entfernt, nicht empfangen konnte. Wir hingen an den Lippen von Kult-Moderator Ray Cokes, obwohl wir gerade mal (wenn überhaupt) die Hälfte seines English verstanden. Aber egal, wir kapierten: Hier geht es um ein neues Lebensgefühl, wir wollten Teil der MTV-Generation sein. Ich war geflasht. Wir alle. Sowieso standen wir in unserer Clique früher eher auf Rock, Crossover und Grunge (bis Gesa und ich dann mit etwa 18 unsere Techno-House-Phase einläuteten und die Holzfällerhemden gegen Silber-Hot-Pants tauschten). So ist es kein Wunder, dass ich diese Woche fast durchgedreht bin vor Glück, als ich die Bestätigung für mein Exklusiv-Interview mit Flea erhielt. Ja, ganz genau: der Kult-Bassist, der mit Sänger Anthony Kiedis die Red Hot Chili Peppers gegründet hat. Meine Chillis, wie ich sie gern nenne. Gerade in solchen Momenten bin ich immer wieder dankbar, Journalistin geworden zu sein – und mein Reporterherz schlägt mir dann bis zum Hals. Schon immer haben mich die Begegnungen mit Musikern am meisten bewegt. Weil Musik berührt. Der Bass mehr als die Balenciaga-Bag. Und Flea setzte mir einen gewaltigen Floh ins Ohr: „The kids don’t fuck anymore“, sagte er mir, sehr aufgebracht. Immer und immer wieder, weil er es offenbar selbst nicht glauben konnte. Dieser Satz hallt bis heute nach wie ein Ohrwurm des neuen Red-Hot-Chili-Peppers-Albums „The Getaway“. Gut, eine gewagte These von ihm. Wie kommt er denn darauf? „Ich habe darüber erst am Sonntag gelesen: dass junge Menschen 40 Prozent weniger Sex haben, weil sie nur auf ihre Telefone starren. Sie wissen nicht mehr, wie man miteinander kommuniziert, wie man sich Gedichte vorliest und sich gegenseitig die Unterwäsche auszieht. Sie vögeln nicht mehr, sie sitzen nur an ihren Handys und schreiben LOL und OMG und schicken sich Fotos. Aber sie wissen nicht mehr, wie man miteinander umgeht, wie man das Herz des anderen berührt. Das ist traurig, schrecklich traurig!“ Das letzte Mal, als mir eine Freundin – meines Alters – ein LOL schickte, habe ich sie gefragt, ob es noch geht? Gut, sie hat zwei pubertäre Jungs Zuhause, dann kann das vielleicht mal passieren. Ich hab’s mal unter Ausrutscher verbucht. Das Ganze wurde aber die Tage von meinem Kollegen getoppt, der einen Chat mit *duw beendete. Ich oute mich jetzt: ich hatte keine Ahnung, was er meint. Und machte da auch keinen Hehl draus. Seine Antwort: „…duck und weg oder ,Das symbolische Wegducken und davonlaufen (wie als würde man einem Schlag ausweichen)’, wie es Wikipedias Netzjargon erklärt!“ SOS! Oder sollte ich lieber WTF schreiben? Klar müssen und wollen wir online sein, weil es sich so entwickelt hat, weil es zeitgemäß ist. Aber ich rate euch (und auch mir selbst immer wieder): Gönnt euch immer mal wieder Offline-Pausen. Schreibt mal wieder einen Brief. Überrascht eure beste Freundin mit einer handgeschriebenen Karte. Und wenn nur ein „Ich denke an Dich“ draufsteht. Das gilt natürlich auch für Männer! Das macht glücklich, deine(n) Liebste(n) genauso wie dich. Meine Mutter und ich schicken uns regelmäßig Überraschungs-Päckchen, genauso whatsappen wir auch und schicken uns Sprachnachrichten. Der Mix macht das Leben einfach bunter. Und das Alte bzw. Altbewährte muss vielleicht nicht mehr modern sein, aber ist umso wertvoller. Weil es nicht mehr jeder macht. Und weil es bedeutet, dass du dir Zeit für den anderen genommen hast. PS: Ich war am besagten Sonntagnachmittag übrigens am Schlachtensee in Berlin spazieren. Mit meiner Freundin Petra. Und das Handy war auf Flugmodus. Nur wir zwei! OMG!
Das erste 360-Grad-Konzert der Red Hot Chili Peppers in Berlin könnt Ihr ab Samstag auf www.telekom-streetgigs.de ansehen!
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