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Freitags kommt Frau P. – Nichts ist wahrer als die Unvernunft der Liebe

Hier gibt’s jede Woche Highlife in Tüten. Wer ist Frau P.? Die Berliner Autorin treibt es gern bunt, bekennt immer Farbe und wird (was sie selbst ärgert) immer noch rot. Sie ist laut, ihr Rostkehlchen-Lachen (lieblich ist anders…) unüberhörbar. Sie hasst Langeweile, Ja-Sager und Männer ohne Eier. Dafür liebt sie Rührei mit Speck. „Ich koche nicht, ich gehe nur in den Supermarkt, um einen Mann kennenzulernen“, blubbert es aus ihr heraus, während die zweite Flasche Champagner ploppt. Das versetzt selbst meinen sonst um keinen Spruch verlegenen Sitznachbarn in Erstaunen. „Und das klappt?“, will er wissen. „Nö, eben nicht“, sagt sie. „Vielleicht sollte ich doch lieber mit dem Kochen anfangen? Mit Speck fängt man doch Mäuse?“ Was blieb, war am Ende der Kater. Bei den einen ein ganzer Morgen, bei den anderen zwei Tage… oder gefühlt ein ganzes Leben. Es war einer dieser extrem feuchtfröhlichen Abende in Berlin. An denen viel getrunken und noch viel mehr gelacht wird. „Sie sind ein Naturereignis“, hatte mir noch kurz vorher ein älterer Grieche im Soho House gesagt. „Meine Frau und ich haben die ganze Zeit Sie und Ihre Freunde beobachtet, bitte behalten Sie Ihre Energie und Lebensfreude.“ Mich hatte das irgendwie umgehauen, ich war allen Ernstes sprachlos. Aber: Des einen Freud ist ganz offensichtlich des anderen Leid. So hatten nun die Damen zu unseren Rechten so gar keinen Spaß an uns. „Du hast einen ganzen Tisch griesgrämiger mittelalterlicher Modeschwäbinnen entsetzt“ – um meinen wunderbaren Freund Uwe zu zitieren. „Ach, Ilka, die können deine Lebensfreude einfach nicht ertragen“, sagt er. „Deine Hormone tanzen gerade einfach Tango, bei denen bewegt sich nicht mehr viel – weder im Gesicht noch im Bett.“ Schallendes Gelächter zum Hauptgang, garniert mit den Zitronengesichtern der Damen. Dieser Nach(bar)tisch wäre wohl jedem anderen auch sauer aufgestoßen. Nun gut, was lache ich!? Nach meinen letzten Verrenkungseinlagen bin ich nicht nur mit ein paar blauen Flecken davon gekommen. Mein Rücken erinnert mich daran, wie alt ich bin, was ich scheinbar in dieser einen Nacht vergessen machen wollte. Selbstverständlich rede ich nur vom wilden Tanzen im „King Size“ – wer auch immer gerade an was auch immer gedacht haben mag… Genau dort hatte ich ihn das erste Mal wiedergetroffen. In meinen 20igern hatten wir etwas am Laufen gehabt, wie man es auch definieren will. Er konnte beziehungsweise wollte es damals nicht in Worte fassen, was weniger an seiner Wortgewandtheit als vielmehr an seiner Angst gelegen hatte. Es brach mir das Herz. Als er mich nach einem Jahrzehnt um eine zweite Chance bat, fragte ich ihn, ob er in seinem Poesiealbum geblättert habe? Zugegeben, das war vielleicht nicht gerade nett und ganz sicher auch nicht romantisch (und erst recht nicht die Antwort, die er sich wohl erhofft hatte). Aber wie kann denn ein Mann glauben, dass eine Frau mit Anfang 30 noch dieselbe ist wie die mit Anfang 20? Diese Jahre sind sicherlich die Prägendsten, man lernt sich endlich kennen und verstehen. Kurzum: Man wird endlich eine Frau und weiß, wo man im Leben steht. Oder tanzt. Er lud mich zum Abendessen ein. Sein Blick nach drei Gläsern Wein sagte alles. Er hätte nichts mehr sagen müssen, aber er sprach es dann auch aus: Ich sei die Liebe seines Lebens. Er bereue seine Entscheidung von damals, aber er hatte immer Angst gehabt, hat es noch heute, mich nicht halten zu können. Den Abend fuhr ich allein nach Hause, „Schön, dass es dich gibt“ hatte er mir zum Abschied gesagt und mich sehr lange im Arm gehalten. Ich lag die Nacht bis 5 Uhr wach… Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als er diese Woche wieder vor mir stand. An diesem so beschwingten Abend. Wie Eisläufer kreuzten wir immer wieder unsere Bahnen. Es war wohl einfach eine Frage der Zeit, bis es wieder passieren würde. Manche (Liebes-)Dinge ändern sich nie. Und wenn ein altes Gefühl wieder auftaucht, dann bedeutet es doch auch, dass es nie wirklich weg war, oder? „Kommst du mit?“, fragte er mich. Drei gefährliche Worte. Wie ich „Ich liebe dich“. Manchmal muss man als Antwort nichts sagen. Ich sah ihn an, küsste ihn auf den Mund und stieg in die schwarze Limousine… Nichts ist wahrer als die Unvernunft der Liebe.

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