"Ist ein elf Monate altes Kind die erste Person, die an einer Überdosis Marihuana starb?" Diese und ähnliche Schlagzeilen machen derzeit in den USA die Runde. Nun meldet sich einer der behandelnden Ärzte zu Wort - und will ein großes Missverständnis aus der Welt räumen.
In den USA herrscht Verwirrung um einen Todesfall, der in Zusammenhang mit Marihuana steht. Mehrere Medien berichteten gestern über ein elf Monate altes Kleinkind, das an einer Überdosis Marihuana verstorben sein soll - darunter die "New York Daily News" und der "Miami Herald". Nun allerdings meldet sich einer der Mediziner des Kleinkinds zu Wort - und fühlt sich missverstanden. Was war geschehen?
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Im Zentrum der Diskussion steht ein Fallbericht, der vor einigen Monaten auf einer Seite der "University of California" veröffentlicht wurde. Die wissenschaftliche Veröffentlichung ist frei zugänglich und stammt von den Medizinern Thomas Nappe und Christopher Hoyte. In dem Bericht schildern die Mediziner den Fall eines kleinen Junge, der an den Folgen einer Herzmuskelentzündung verstorben war. Weil die Eltern des Kleinkinds Cannabis konsumiert hatten, diskutieren die Mediziner in dem Bericht, ob der Tod des Jungen in Zusammenhang mit der Substanz stehen könnte. In dem Bericht ist von einem "zeitlichen" beziehungsweise "möglichen Zusammenhang" die Rede. Der Begriff "Überdosis" fällt in dem Artikel kein einziges Mal.
Marihuana Schuld am Tod eines Kleinkinds? Ursache und Wirkung ist nicht bewiesen
"Was wir definitiv nicht sagen, ist, dass das Marihuana das Kind umgebracht hat", erklärt einer der beiden Autoren, Thomas Nappe, nun gegenüber der "Washington Post". Nappe arbeitete zum Zeitpunkt der Publikation am "Denver Health & Medical Center" und ist nun Pennsylvania an der "St. Luke's University" tätig. Christopher Coyte war für eine Stellungnahme auf Anfrage der Zeitung zunächst nicht zu erreichen.
Ziel des Berichts sei es gewesen, über den Ablauf der Ereignisse zu berichten, ihn zu dokumentieren und die Fachwelt darauf aufmerksam zu machen, einen möglichen kausalen Zusammenhang zu untersuchen, so Nappe weiter. Mit der Schilderung des Falls allein lässt sich ein kausaler Zusammenhang jedoch nicht belegen. Dafür ist Forschung oder eine größer angelegte Studie notwendig.
Nappe betonte gegenüber der "Washington Post", dass ein Zusammenhang - so wie ihn der Report schildert - nicht mit Ursache und Wirkung verwechselt werden sollte.
Weiterhin gültig sei jedoch die Empfehlung, Marihuana-Produkte von Kindern fernzuhalten, so Nappe weiter. Besonders Eltern, die Marihuana konsumieren, sollten wachsam sein und darauf achten, dass ihre Kinder nicht mit den Produkten in Kontakt kommen.
Marihuana ist in acht der 50 US-Bundesstaaten erlaubt. Die Bundesstaaten Kalifornien, Nevada und Massachusetts besitzen eine besonders lockere Drogenpolitik.
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