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10 ehrliche Tipps gegen Liebeskummer

Illustration: Anna Sudit
Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Nachbarin mich hasst. Nicht, weil ich ständig wilde Partys feiern würde oder weil seit Monaten meine Wohnung renoviere, wie der Depp eine Etage über uns. Nein, sie hasst mich, weil ich gerade zum 4. Mal hintereinander „We Won’t“ von Jaymes Young auf voller Lautstärke durch die knarzige USB-Box jage. Ich bin der Song, der Song ist ich, wir sind eins, für immer vereint, denn ich habe Liebeskummer. Während Jaymes also große Emotionen schmettert, liege ich auf meinem Sofa und weine bitterlich in das teure Dekokissen aus Marokko. Ich trage seit Tagen kein Make-Up mehr, denn das würde eh nur verschmieren. Meine Haut brennt von all den Tränen, das Gesicht ist aufgequollen und der Körper irgendwie auch, denn ich esse eigentlich nur noch Schokolade und Chips. Keine Kraft zu kochen. Ich fühle mich, als müsste ich sterben, nein, ich bin mir sicher, dass ich an diesem Herzschmerz elendig zugrunde gehen werde. Irgendwann, in ein paar Wochen wird man sich über den komischen Geruch wundern, der aus meiner Wohnung kommt, die Nachbarin, die mich gerade so leidenschaftlich hasst, wird die Polizei rufen, die dann die Wohnung aufbrechen und mich genauso vorfinden wird, wie ich gerade in dieser Sekunde hier liege, auf dem Sofa, den Kopf in ein Kissen gedrückt, nur eben halb verwest. Zum Glück habe ich keine Katze, die mich anknabbern könnte, was ja der Gipfel der Traurigkeit wäre. Natürlich ist niemandem früher aufgefallen, dass ich gestorben bin, weil mich nämlich niemand liebt. Absolut niemand. Allein, so allein.
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Das Telefon klingelt, Philip ist dran: „Was machst du?“
Ich: „Flennen.“
Philip: „Ich bin in zwei Minuten da.“
Ich: „Kann nicht, zu traurig. Zu schwach. Ich rieche streng.“
Philip: „Klappe, und wenn ich dich aus der Wohnung zerren muss, wir gehen jetzt spazieren. Geruch ist egal.“
Okay, vielleicht werde ich doch nicht einsam und verlassen in meiner Wohnung verwesen. Das alles ist nun schon einige Monate her. Ich bin wider Erwarten nicht an meinem Herzschmerz gestorben, habe es sogar irgendwie geschafft, ihn zu überwinden. Ja, manchmal tut es noch weh. Nein, leicht war es nicht. Ich bin auch nicht wie ein Phönix aus der Asche auferstanden, bekomme jetzt mein Leben total gut hin und brauche eh niemanden. Nö, alleine schlafen ist nach wie vor blöd und so eine tiefe Wunde schließt sich nicht innerhalb weniger Monate. Aber es wird besser. Es heißt ja, dass bei Liebeskummer nur Zeit die Wunden heilt und ein bisschen stimmt das auch. Ich habe trotzdem ein paar kleine Tipps, wie der nächste Herzschmerz etwas erträglicher wird, wenn das denn überhaupt geht.
1. Wut
Es gibt einen Grund, wieso die Beziehung in die Brüche gegangen ist. Was ist alles nicht so gut gelaufen? Es bringt nichts, die andere Person total zu verherrlichen und der guten alten Zeit nachzutrauern. Unbändiger Hass muss jetzt auch nicht sein, aber nichts ist heilsamer als die gute alte Wut. Wem das Herz gebrochen wurde, der darf auch wütend darüber sein. Mach dir bewusst, was alles nicht so gut lief und versuche Kraft aus der Tatsache zu ziehen, dass du dich mit dieser Hohlbirne jetzt nicht mehr auseinandersetzen musst. Denke dir lustig-gemeine Spitznamen wie Hohlbirne für deine oder deinen Ex aus. Hilft auch.
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2. Heulen
Lass es raus, es bringt ja nix. Emotionen zu unterdrücken, ist auf lange Sicht keine gute Idee, denn der Kummer holt dich irgendwann wieder ein. Spätestens in der nächsten Beziehung, wenn es zu ähnlichen Problemen kommt oder beim nächsten Liebeskummer. Ich spreche auch nicht von diesem dezenten Mir-rollt-ganz-elegant-eine-einzelne-Träne-das-Gesicht-herunter-während-ich-aus-dem Fenster-gucke-Heulen, ich rede von hässlichem, lautem, verzweifelten Heulen. Es alles so richtig raus lassen. Laut weinen, ohne sich dabei in einem mehrtägigen Heulkrampf zu verlieren. Hyperventilieren solltest du auch nicht.
3. Ablenkung
Egal was, hauptsache Ablenkung. Alleine kann man sich leider kaum motivieren, also ist es wichtig, dass du jemanden hast, der dir in dieser Zeit liebevoll aber bestimmt in den verheulten Arsch tritt. Sportskanonen können jetzt stundenlang auf dem Laufband schwitzen, Nachteulen feiern bis die Wolken lila werden und meiner einer geht spazieren. Was bin ich in der ganz schlimmen Zeit stundenlang durch die Gegend gelaufen und habe abwechselnd auf Wasser, Enten oder Hunde gestarrt. Auch wenn es in dem Moment, in dem man so herrlich auf dem Sofa im Selbstmitleid versinkt, unmöglich scheint, sich überhaupt nur einen Millimeter zu bewegen, solltest du dich trotzdem irgendwie motivieren.
4. „Ablenkung“
Machen wir uns nix vor, nichts hilft so gut wie der gute alte Rebound. Ob es jetzt gleich in die Vollen geht oder du nur zart flirtest, ist eigentlich egal. Pass aber auf, dass du dich nicht gleich wieder verliebst und mache die neue Person nicht zu deiner Ersatzbeziehung. Wie immer gilt, Ehrlichkeit ist wichtig, also sollten die Fronten gleich zu Beginn geklärt werden, damit der Rebound nicht zwei Wochen später heulend auf dem Sofa liegt. Akuter Liebeskummer ist auch ein guter Zeitpunkt, alte Flammen oder Flirts zu reaktivieren. Oder du bittest einfach die gute alte Tante Tinder um Hilfe, die ist in diesem Fall genau die Richtige.
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5. Social Media Detox
Lösche alles! Besser noch: Blockiere die Person, die dir das Herz rausgerissen hat. Dann kannst du ihn oder sie nicht mehr stalken und du kommst nicht in die Bredouille, auf Social Media eine Show abzuziehen, wie mega gut es dir geht und wie zufrieden du mit deinem Leben bist. Wenn du schon dabei bist, lösche auch gleich alle Accounts, auf denen Pärchen ihre Liebe zur Schau stellen.
6. Freundschaften
Wahrscheinlich hast du deine Freunde, während du auf Wolke 7 warst, eh vernachlässigt. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, dich wieder mit ihnen zu verabreden. Wenn du nicht raus kannst, weil du zu geschwächt vom Heulen bist, dann bestelle sie zu dir. Dann müssen sie sich stundenlang dein Gejammer anhören oder dich bekochen oder dumme Serien mit dir gucken, weil das machen Freunde eben und du hast das ja damals auch für sie gemacht, als sie auf diese Hippie-Surfer-Braut reingefallen sind und gelitten haben wie ein Hund.
7. Spielzeug
Selbstliebe ist noch immer die beste Liebe, denn da weißt du wenigstens, woran du bist. Es empfiehlt sich immer, eine Kiste mit diversen Sextoys neben dem Bett, der Badewanne, dem Sofa zu haben und es sich ab und zu einfach mal hart zu gönnen. Literally. Im Gegensatz zu deinem Ex findet dein Sextoy nämlich wenigstens deine Klitoris. Sollte es sich um eine Ex gehandelt haben, gab es dieses Problem wohl eher nicht.
8. Revier abstecken
Hör auf gönnerhaft deiner oder deinem Ex deine Lieblingscafés oder den gemeinsamen Freundeskreis zu überlassen. Stehe für dich ein und sage, welche Räume du für dich beanspruchst. Nur weil Natascha jetzt zwei Monate mit dir zusammen in deinem Lieblingsspäti Rotkäppchen Sekt gekauft hat, heißt das nicht, dass du ihr den Späti jetzt auch überlassen musst.
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9. Ausmisten
Ich schmeiße nach einer Beziehung ja immer alle weg, was mich an den oder die Ex erinnert. Alle Geschenke, alle Briefe, alle Klamotten, die ich ihnen versehentlich geklaut habe. Mit wegschmeißen meine ich, dass ich sie in eine Box packe, die ich dann in eine weitere Box packe, die ich dann in den Keller lege. Die Wohnung sollte zumindest für eine Zeit lang ohne Erinnerungen an die alte Liebe sein. Bei der Gelegenheit kann man auch gleich den eigenen Instagram Feed aufräumen. Weg mit den alten Pärchenbildern. Einfach löschen und bye bye.
10. Schlussstrich
Es geschah in einem Hotel in London, ich weinte bitterlicher an der Schulter einer Freundin, die daraufhin zu mir sagte, ich hätte drei Monate. In diesen drei Monaten dürfe ich leiden, meinen Freunden mit den immer gleichen Geschichten nerven, unproduktiv in der Gegend rumliegen und weinen und mich meinem Elend ergeben. Freunde müssten sich in diesen drei Monaten um mich kümmern. Nach drei Monaten sollte ich mich aber langsam aus dem Loch ziehen und wieder ein geregeltes Leben führen, denn sonst wird es ungesund. Außerdem tut es nach drei Monaten auch nicht mehr so dolle weh. Was soll ich sagen, sie hatte recht. Auch wenn heute nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, so hat es mir doch geholfen, dass es diese zeitliche Grenze für mich gab. Das war fast wie eine Art Zielgerade, die ich überwinden musste, ab welcher alles besser wird. Es wurde besser.
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