Auswandern - etwas, das wir nur aus TV-Shows oder unseren kühnsten Fantasien kennen, beides keine realistischen Darstellungen. Wie man es richtig macht, zeigt Elisa Bracht. Die 26-jährige Deutsche hat auf der Indonesischen Insel Lombok ein Guesthouse eröffnet und es innerhalb kürzester Zeit auf Platz 1 aller Buchungsportale geschafft. Klingt simpel, ist in Realität aber eine lange, inspirierende Geschichte.
Elisa wächst in Halle an der Saale auf, macht Abi, geht ein Jahr lang reisen, studiert danach Kulturwissenschaften und BWL. Während des Studiums findet sie sich jedoch in einer seelischen Ausnahmesituation wieder. Diagnose: Depression. Als dann auch noch ihre WG abbrennt, will sie einfach nur weg, nach Indonesien. Dort recherchiert sie sechs Monate für ihre Bachelor-Arbeit und landet durch Zufall auf Balis Nachbarinsel Lombok. Sofort ist sie begeistert von dem Ort und den Menschen: „Ich fand es faszinierend, wie die Bewohner Lomboks mit der Natur verbunden sind, wie sie im Hier und Jetzt leben und glücklich sind mit dem, was sie haben. Plötzlich kam mir die Trauer um den Verlust all meiner persönlichen Dinge durch den Brand schon fast lächerlich vor.“
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Ich bin eine unverheiratete Frau in einer Beziehung, 26 Jahre alt und hab noch keine Kinder, ich rauche, ich habe mein eigenes Business, ich surfe, ich bin Christ und dann habe ich auch noch einen Hund. Das empfinden die Menschen hier schon als ziemlich dreist
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Ohne es zu planen, hatte sie den Fleck Erde gefunden, an dem sie ihren Traum vom eigenen Gästehaus und einem Leben am Meer verwirklichen konnte – viel nachgedacht hat sie dann nicht mehr, denn Lombok zog sie an wie ein Magnet. Sie ist überzeugt: „In der westlichen Gesellschaft wird man mehr und mehr zu rationalem Denken gezwungen, während es ab und an auch mal gut wäre, einfach aus dem Bauch heraus eine wichtige Entscheidung zu fällen.“
Auf gepackten Koffern reicht sie ihre Bachelor-Arbeit ein, gründet eine Firma und verlegt ihr Leben nach Lombok, wo sie nach einem Jahr Papierkrieg und harter Arbeit endlich das „Batu Bambu“ eröffnet. „Strand, Surfen und Cocktails schlürfen? Die Realität war das genaue Gegenteil, eine Baustelle in Indonesien zu managen, ist nicht einfach.“ Und das auch noch als Frau in einer traditionell männlich dominierten Gesellschaft, wo Elisa so ziemlich jede Norm bricht: „Ich bin eine unverheiratete Frau in einer Beziehung, 26 Jahre alt und hab noch keine Kinder, ich rauche, ich habe mein eigenes Business, ich surfe, ich bin Christ und dann habe ich auch noch einen Hund. Das empfinden die Menschen hier schon als ziemlich dreist.“
Dennoch wird sie respektiert und geschätzt, da sie mit ihrem Business ein sehr nachhaltiges und soziales Konzept verfolgt: Jedes Zimmer ist nach einem Kind benannt, dessen Schulbildung durch einen Anteil der Einnahmen finanziert wird. Da jedoch schnell klar ist, dass sie gar nicht so viele Zimmer bauen kann, wie es Kinder gibt, die Unterstützung brauchen, gründet Elisa die „Batu Bambu Kids Foundation“, mit der sie zukünftig Patenschaften ihrer Gäste für lokale Kinder organisieren will.
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Sonntags treffen sich die Kinder im Batu Bambu, sammeln mit Elisa Müll im Dorf auf, um ein Umweltbewusstsein zu schaffen, es gibt Englisch-Unterricht und alle dürfen im Pool Schwimmen üben. Sie hofft, dass die Foundation dazu beitragen kann, „dass Kinder aus der Region einen Zugang zu höherer Bildung haben – unabhängig von seelischer oder körperlicher Beeinträchtigung, finanziellem Hintergrund der Familie oder Religionszugehörigkeit.“ Für Elisa ist es eine Selbstverständlichkeit, soziale Verantwortung zu übernehmen und an den Ort etwas zurückzugeben, der ihr ihren Traum ermöglicht hat, dessen Umsetzung in Deutschland finanziell nicht machbar gewesen wäre. Ganz nebenbei gibt sie zur Zeit ein Seminar in nachhaltigem Tourismus an ihrer alten Uni.
Obwohl sie sich selbst nicht als Vorbild sieht, konnten wir ihr einen Ratschlag entlocken: „Entscheide dich bewusst für deinen Traum! Nur wenn man eine Entscheidung für sich und diesen Traum trifft, kann man ihn auch leben und irgendwie hilft die Welt dann mit, dass es funktioniert!“
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