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Warum diese Berlinerin 547 Kilometer durch die Wüste laufen wird

Phillip Nu00fcrnberger
Laufschuhe an, Kopf aus. Wenn Sara Torchani zu sehr über das nachdenkt, was sie schaffen will, dann kommt die Angst. Die Berlinerin wird 340 Meilen laufen, genauer gesagt 547,177 Kilometer vom Santa Monica Pier in Los Angeles bis zum Las Vegas Strip. „Ein Kampf zwischen Körper und Geist. Eine 'once in a life time opportunity“, so beschreibt sie ihr großes Abenteuer, als wir sie in Kreuzberg in der Runbase beim Training besuchen.
Sie erinnert sich noch ganz genau an das Gefühl und die Gänsehaut, als ihr ein Freund vor einigen Monaten ein Video von „The Speed Project" zeigte. Alles was sie darin sah – den Willen, den Schmerz, das Glück, den Triumph über den eigenen Körper – all das wollte sie plötzlich auch erfahren: „Ich wusste direkt, ich hab meine nächste Herausforderung gefunden. Das Projekt ist so absurd, dass man nicht danach suchen kann. Es kommt zu dir", sagt Sara. Sie war sofort wie berauscht von dem Gedanken, durch die Wüste zu laufen. Schlafentzug, kaum Regenerationspausen, Hitze in der Wüste, Kälte in der Nacht, eine unbekannte Strecke – all das will sie in Kauf nehmen, um über sich hinaus zu wachsen.
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„The Speed Project" wurde 2013 ins Leben gerufen, seither rennen Teams mit mindestens sechs Teilnehmern um den Nervenkitzel. Die Läufer einer Gruppe wechseln sich ab wie beim Staffellauf, das ist die einzige Regel, ansonsten gibt es nur einen Startpunkt und ein Ziel. Während einer an der Reihe mit Laufen ist, versuchen die anderen fünf im mitfahrenden Wohnmobil wieder zu Kräften zu kommen, bis ihre Beine sie wieder tragen müssen. Der Rekord liegt bei 36 Stunden und 55 Minuten.
Am 10. März um 05:00 Uhr morgens fällt der Startschuss für die 20 Teams aus mehr als zehn Ländern. Eine von den 150 Menschen, die nach der Extremerfahrung suchen, ist Sara. 2012 lief sie ihren ersten Marathon, mit den 42 Kilometern fing alles an. Seitdem baut sie das Training in ihren Alltag ein, fühlt sich ganz und frei, wenn sie in der Natur läuft: „Ich weiß, dass ich laufen kann, ich bin zwei Mal den Marathon gelaufen. Doch da habe ich alles weitestgehend alleine gemacht: Training, Vorbereitung, Wettkampf. Das Speedprojekt hat für mich einen völlig neuen Reiz geweckt, da ist die Schwierigkeit eine völlig andere." Das Team ist alles.
Die 30-Jährige musste also 5 Menschen finden, die wahnsinnig genug sind, mit ihr die Wüste zu besiegen: „Meine Freundin Karin ist die Einzige, die ich aus der Gruppe davor bereits kannte. Unsere vier Männer hab ich nach Bauchgefühl ausgewählt. Es ist also zugleich auch ein Projekt mit spannenden zwischenmenschlichen Herausforderungen."
Phillip Nu00fcrnberger
„Wir haben nur ein einziges Mal im Team gemeinsam trainiert und das lässt natürlich die Fitness der einzelnen Leute erahnen, aber am Ende ist das eine komplette Vertrauensbasis. Wenn es jemand nicht schaffen sollte, seinen Part zu laufen, müssen die andern das kompensieren", erklärt sie. „Bei der Auswahl ging es mir nicht darum, die schnellsten Läufer zu finden, sondern die richtigen. Eine gesunde Mischung aus Läufern mit Erfahrung, Stärke, guten Vibes und Kampfgeist."
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Ihr war tatsächlich wichtig, dass das Team nicht aus Profisportlern besteht: „Wir sind zwischen 30-45 Jahren und berufstätig in den verschiedensten Felder. Wir gehen ebenso gerne feiern wie wir Sport machen und trainieren oft dann, wenn andere in der Großstadt noch schlafen. Wir machen das maximal Mögliche in unserm Zeitrahmen und haben Spaß dabei."
Teamaufstellung, Organisation, Sponsorensuche
Auch die Vorbereitung zehrt an den Nerven, ein Vorbote auf das größte Wagnis ihres Lebens? Es springen Läufer ab, weil Dinge dazwischen kommen oder sie sich dem Ganzen plötzlich nicht mehr gewachsen fühlen und Sara castet weiter bis zur perfekten Besetzung. Außerdem übernimmt sie den Großteil der Reiseplanung, sucht Sponsoren und versucht, trotz einer Hüftverletzung motiviert zu bleiben.
„Eigentlich sollte ich nach einem sehr intensiven Trainingsprogramm vier bis fünf mal die Woche trainieren. Intervallläufe um das Tempo zu steigern. Leider sieht die Realität anders aus", gibt Sara zu. Um den Lauf überhaupt durchstehen zu können, verbringt sie gerade viel Zeit mit Physiotherapeuten, Osteopathen und Ärzten. „Ich bin durch die Verletzung leider bei weitem nicht auf dem Traningsstand, den ich eigentlich gerne hätte, aber nun steht alles und es gibt kein zurück mehr. Auch ein Grund, warum dieses Projekt eine neue Challenge ist – es geht nicht mehr nur um einen selbst. Der Teamgedanke ist hier ausschlaggebend..."
Doch was sie am meisten antreibt, ist der tiefere Sinn dahinter: Sara hat beschlossen, dass das deutsche Team für den gemeinnützigen Verein Viva con Agua aus Hamburg laufen und Spenden für ein Projekt in Äthiopien sammeln wird: „Nur zu sagen, dass man auch mal etwas Gutes tun möchte, ändert nichts. Man muss einfach in Bewegung kommen. Es geht nicht einmal darum, wieviel Geld wir damit zusammenbekommen, sondern vor allem auch um Aufmerksamkeit für ein wichtiges Thema zu generieren: Ohne Wasser könnten wir so einen Lauf niemals machen, also wollen wir darauf aufmerksam machen, dass 640 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Wasser haben."
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Wasser ist ein Menschenrecht. Ich möchte hier also nicht nur für mich ein neues Ziel erreichen, sondern auch ein kleinen Beitrag zu einem großen Problem leisten.

Konkret will Sara auf die Situation von Mädchen und Frauen hinweisen, die keine Möglichkeit auf Menstruationshygiene haben. „Ohne Wasser keine Körperpflege, keine Menstruations-Hygiene. Viele Mädchen gehen nicht zur Schule, wenn die Regel einsetzt. In Nepal müssen Frauen teilweise noch draußen schlafen, wenn sie ihre Tage bekommen", erklärt sie. Und weiter: „Viva con Agua unterstützt immer Projekte, die einen ganzheitlichen Anspruch haben. Es wird nicht nur ein Brunnen gebaut, sondern eben auch Stationen zum Händewaschen, Toiletten oder mit Hygiene-Seminaren geholfen."
Phillip Nu00fcrnberger
Beim Training in Deutschland sprechen wir viel über Ängste und Wünsche für den Lauf: „Ich habe Angst davor, körperlich durch meine Verletzung nicht fit genug zu sein und mein Team zu enttäuschen. Es ist zudem schwer abzuschätzen, wie sehr der Lauf an die Substanz gehen wird". Und doch steht die Hoffnung über allem: Dass das Team erfolgreich und ohne Verletzungen am Las Vegas Strip ankommt. „Mit einem Gefühl, dass so unglaublich sein wird, dass man es jetzt nicht einmal beschreiben könnte." Verfolgt The Speed Project & Sara auf Instagram – #thespeedproject #berlindices #run4water
Wer das Team unterstützen möchte und auch einen kleinen Beitrag für sauberes Wasser für Afrika leisten kann, der darf dies hier tun.
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