WERBUNG
WERBUNG

#FragR29: Wieso Verlassen manchmal schmerzhafter ist, als verlassen zu werden

Foto: Rochelle Brock
Ich kann mich nicht mehr ganz genau daran erinnern, wo ich war oder was ich gemacht habe, als mir schlagartig bewusst wurde, dass ich diese Sache mit diesem Menschen, der mich seit Monaten emotional fertig machte, beenden musste. Ich weiß nur noch, dass mich diese Erkenntnis wie eine Faust in die Magengegend traf und dass ich erst mal heulen musste. Es dauerte dann noch eine oder zwei Wochen bis ich die Sache wirklich beendete, aber auch diese kleine Schonfrist, die ich mir eingeräumt hatte, um mich optimal auf diese Entscheidung und das Schlussmachen einzustellen, half nichts. Die Trennung war scheiße. Ich fühlte mich scheiße und verlassen und betrogen und sehr allein.
WerbungWERBUNG
Vielleicht kommt dir der Moment bekannt vor, wenn dir klar wird, dass du gehen musst, dass diese Beziehung oder Affäre zu nichts mehr führt und ab hier alles nur noch eine ewige Abwärtsspirale aus Kompromissen und Enttäuschungen ist. Wenn du nichts mehr retten kannst, alles gegeben hast und trotzdem auf taube Ohren stößt, wenn ihr euch nur noch streitet oder sich die andere Person mit dem Unglücklichsein arrangiert hat. Der Moment, wenn du keine Kraft mehr hast. Der Moment, in dem du aus dieser Kraftlosigkeit für diese Beziehung plötzlich eine andere Kraft entwickelst, nämlich die für dich selbst. Der Moment, in dem du dein Wohlergehen und deine mentale Gesundheit zur Priorität machst. Oder der Moment, in dem du plötzlich erkennst, wieso du überhaupt bei diesem einen Menschen bist, wieso sie*er dich so fasziniert, obwohl es doch eigentlich offensichtlich ist, dass es nicht funktioniert.
Auch wenn ich sage, ich kann mich nicht mehr an den exakten Moment erinnern, in dem mir klar wurde, das sich tun musste, was ich eben tun musste, so weiß ich doch noch, wie ich überhaupt auf diese Erkenntnis kam. Ein paar Tage zuvor sah ich meinen Vater das erste Mal seit Jahren wieder. Er verhielt sich mir gegenüber einfach nur furchtbar und ich musste einsehen, dass in meiner Beziehung ähnliche Dynamiken herrschten. Trotzdem war ich verliebt wie am ersten Tag. Es gibt aber durchaus Situationen, in denen muss der Kopf über das Herz entscheiden und man muss sich selbst ein kleines bisschen (doll) in den Hintern treten. Man muss sehenden Auges in den Liebeskummer springen, damit es irgendwann besser wird. Leider ist das gar nicht so leicht, denn eine schlimme Beziehung kann sehr kräftezehrend sein und trotzdem erfordert es eine Menge Kraft und vor allem Willensstärke, zu gehen.
WerbungWERBUNG
DashDividers_1_500x100_2
Das könnte dich auch interessieren:
Nun ist es auch so, dass man auch gerne mal in blöden Beziehungen bleibt, weil man Angst vor dem Liebeskummer hat. Das ist auch sehr verständlich und leider gibt es hierfür keinen universalen Rat oder das eine Heilmittel, denn Liebeskummer ist und bleibt eine wirklich schlimme Angelegenheit, durch die jede*r von uns einfach durch muss. Die Angst vor diesem Kummer sollte allerdings niemals der Grund sein, bei einer Person zu bleiben, die eine*n gar nicht verdient hat. Der Kummer ist besonders schlimm, wenn man nicht gehen will, aber aus oben genannten Gründen gehen muss. Auch daran führt kein Weg vorbei und es zeugt von großer Stärke, wenn man trotzdem geht. Es ist fast so, als würde man sich selbst verbieten vom leckersten Buffet der Welt zu essen und stattdessen gibt es nur Weißbrot ohne Kruste. Horror. Man will diese andere Person so sehr, aber es geht nicht. Du kannst also durchaus stolz auf dich sein, wenn du diesen Schritt wagst und nicht weiter eine unnötige Beziehung aushältst. Alleine schon dieses Wort: aushalten! Das ist doch kein Zustand!
Ich kenne beide Positionen: Ich habe gelitten, weil ich verlassen wurde und ich habe gelitten, weil ich verlassen habe. Ebenso habe ich, ohne zurückzublicken, Leute verlassen und ich wurde auch schon verlassen und war gefühlte zwei Minuten später darüber hinweg. Wer wen verlässt, ist also nicht wirklich ein Indikator dafür, wer wen mehr liebt. Gut gemeinte Ratschläge von Freund*innen helfen da meist auch nicht besonders viel, denn ja, auch wenn es die richtige Entscheidung war, kann es sich schlimm anfühlen und ziemlich wahrscheinlich wirst du die folgenden Phasen durchmachen müssen:
WerbungWERBUNG
1. Problem erkennen und Schluss machen
Vielleicht habt ihr euch gestritten, vielleicht ist auch gar nichts passiert, jedenfalls gibt es für dich keine andere Möglichkeit, als die Beziehung zu beenden. Egal wie du es anstellst, es wird sich in den Moment sehr wahrscheinlich sehr doof anfühlen. Du packst das aber trotzdem, versprochen!
2. Das Hoch nach dem Tief
Kurze Zeit, nachdem du die Beziehung beendet hast, wirst du dich wahrscheinlich ziemlich gut fühlen, schließlich ist dir dadurch eine riesige Last von den Schultern gefallen. Dieses Hoch kann mehrere Tage, Wochen oder auch nur ein paar Stunden anhalten. Genieße es.
3. Ach, so schlimm war's doch nicht!
Irgendwann kommt das Vermissen und die geballte Ladung Liebeskummer. Wahrscheinlich wirst du dir jetzt einreden, dass es gar nicht so schlimm war und dass es vielleicht eine gute Idee sei, zurück in die Beziehung zu gehen. Glaube mir, das ist es in 89,99 Prozent der Fälle nicht (und die Zahl ist ausgedacht). Bleib' stark und gib dir Zeit.
4. Schleichende Heilung
Irgendwann wird dir auffallen, dass du seit Tagen nicht mehr an deine*n Ex gedacht hast. Dir wird sehr wahrscheinlich auch auffallen, wie viel Energie du plötzlich hast, weil du dich nicht ständig mit überwältigenden Emotionen und Kopfkino rumplagen musst. Dir wird auch auffallen, dass du dir wieder vorstellen kannst, irgendwann eine neue Beziehung einzugehen. Vor allem aber wird dir auffallen, dass du plötzlich viel selbstbestimmter formulieren kannst, was du nicht willst und alleine dafür hat sich der ganze Terz schon gelohnt.

More from Sex & Relationships

WERBUNG