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Er steht nicht auf mich – Wie es sich anfühlt, nie „die Eine“ zu sein

Foto: Renell Medrano
Es gibt sie: diese Frauen, denen Männer reihenweise zu Füßen liegen. Und zwar nicht nur, weil sie gern mit ihnen vögeln wollen. Nein, diese Frauen schaffen es, dass selbst die ewigen Junggesellen plötzlich von gemeinsamen Kuschelabenden und Ikea-Ausflügen träumen.
Ich habe in meinem Freundeskreis zwei, drei solcher Frauen, von denen sämtliche Männer in Sekundenschnelle verzaubert sind. Fasziniert beobachte ich, wie sie von Verehrer zu Verehrer und von Beziehung zu Beziehung gleiten. Was haben diese Frauen an sich, das Männer alle so machtlos in ihren Bann zieht?
Auch wenn ich mich für sie freue und ihnen ihr Glück gönne, bleibt ein kleiner Stich zurück: denn ich bin nicht diese Sorte Frau. Ich habe bisher vor allem das Glück gehabt, die Lückenfüllerin zu sein. Indem ich die Herren der Schöpfung nach einem gebrochenen Herzen mit viel Aufmerksamkeit, Sex und positiven Gesprächen aufpäppeln darf, bevor sie gestärkt weiterziehen auf ihrer Reise zur „großen Liebe“.
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Dabei haben sich viele ohne ein Wort aus dem Staub gemacht. Andere hatten aber zumindest die Eier, mir zum Abschied noch ein paar Worte zu sagen, die ich gerne mit euch teile. Auch wenn ich nicht genau weiß, ob sie mir wirklich erklären, woran es liegen mag, dass ich für den Part der „großen Liebe“ irgendwie selten in Frage komme.

Ich verstehe nicht, warum ich nicht in dich verliebt bin, eigentlich fühle ich mich wohl mit dir und alles ist so entspannt.

Dieser Satz einer ehemaligen Affäre trifft es genau – ich verstehe ja schließlich auch nicht, wieso sich niemand in mich verliebt. Mit mir ist es also entspannt, schon mal gut, oder? Wobei mir Vorfälle wie locker-vertraute Fürze seinerseits nach dem ersten (!) Geschlechtsverkehr doch zu denken geben:
Auch wenn ich entspannt bin, bin ich immer noch eine Frau und nicht der jahrelange Kumpel, vor dem man sich total gehen lassen kann. Oder ist eben das schon ein Problem?
Heißt entspannt, dass man(n) sich schnell mit mir langweilt, weil ich keine Herausforderung darstelle? Muss ich eine anspruchsvolle Dramaqueen werden, damit Männer mich wirklich als Frau sehen und ernsthaftes Interesse an mir entwickeln?
Hand aufs Herz: Ich hab’ auf so eine Scheiße keinen Bock. Klar, man sollte immer sagen, wenn einen Sachen wirklich stören. Aber ich bin relativ umgänglich und tolerant und finde es anstrengend, ständig den Konflikt wegen Kleinigkeiten zu suchen: Leben und leben lassen.

Ich habe mich bei dir wie das Arschloch aufgeführt, das ich niemals sein wollte.

Dass meine „Entspanntheit“ allerdings dazu führt, dass sich Männer für mich keine Mühe geben, ist ein echtes Problem. Ungläubig höre ich meinen Freundinnen zu, deren Verehrer oder Partner sich oftmals richtig ins Zeug legen und frage mich, was für mich so getan wird. Ich bin mittlerweile soweit, dass ich mich freue, wenn ich mir morgens nicht mehr selbst meine Tasse Kaffee machen muss, sondern sie mir gebracht wird (Frühstück habe ich in 3,5 Jahren Single-Leben übrigens noch nie bekommen).
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Wenn sich jemand also wirklich mal die Mühe machen würde, sich etwas für mich einfallen zu lassen und mich mit einem aufmerksamen Date zu überraschen, wäre ich vermutlich fassungslos und total überfordert.

Du machst Männern Angst, weil du so stark wirkst und clever bist, damit können viele nicht so umgehen.

Noch ein weiterer Punkt, der mich nachdenklich stimmt. Obwohl ich ihn sogar verstehen kann. Wir leben in einer Zeit, in der Männer es nicht wirklich leicht haben, den zunehmend komplexeren Erwartungen von Frauen gerecht zu werden. Häufig sind sie verunsichert und wissen nicht genau, was für ein Verhalten sie an den Tag legen sollen.
Aber: Der Beschützer wird wohl nie aus der Mode kommen. Und so haben auch meine eingangs erwähnten Freundinnen, die Männer um den Verstand bringen, wohl etwas gemeinsam: Sie alle haben etwas Zartes, Zerbrechliches an sich (und da rede ich nicht unbedingt vom Körpergewicht). Sie wecken in vielen Männern den Wunsch, für sie da zu sein.
Ich habe in meinen Zwanzigern durch einige Schicksalsschläge lernen müssen, stark zu sein. Und alleine klar zu kommen. Dementsprechend schlecht bin ich darin, die Hilfe anderer aktiv einzufordern. Was aber nicht heißt, dass ich es nicht schön fände, wenn Männer mir ihre Hilfe öfter aus freien Stücken heraus anbieten würden. Denn egal wie stark man wirken mag, es freut einen immer, wenn jemand unterstützen will.
Generell lief es meistens so: Irgendwann nach ein paar schönen gemeinsamen Wochen lief das Anbändeln mit dem Auserwählten plötzlich aus und ich stand wieder alleine da. Prompt suchte ich die Fehler bei mir. Das mache ich mittlerweile zum Glück nicht mehr. Manchmal passt es eben einfach nicht und die Gefühle bleiben aus. Wieso das aber so überdurchschnittlich oft bei mir passiert, ist mir auch ein Rätsel.
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Aber gut, vielleicht ist das auch besser so. Denn vor allem emotional weiß ich genau, was ich will: Männer, die keine Angst vor echter Nähe haben. Die sich über ein Frühstück freuen und mich auch mit einem überraschen. Für die es nicht zu viel ist, sich zu öffnen, sondern für die gerade das die Essenz von allem ist.
Denn Sex haben kann man mit vielen – tiefste Gedanken, Träume, Ängste und alberne Momente teilen eben nicht.
Mein Resümee
Ich weiß, dass ich mich nicht verstellen will, nur um für einen Falschen „die Eine“ zu sein, in die er sich verliebt. Und ich weiß, dass es irgendwo in dieser Stadt Männer gibt, die mich genau so toll finden werden, wie ich bin: Manchmal zu laut, manchmal aber auch sehr leise. Große Klappe, aber auch was dahinter. Manchmal wie ein pubertärer 14-Jähriger Peniswitze reißend, nur um fünf Minuten später ein Gespräch über die verborgensten Ängste zu beginnen.
So bin ich nun mal und ich finde mich großartig so!
Doch nebenbei: Ich frage mich in einsamen Momenten trotzdem manchmal – während ich überlege, wie viele Katzen wohl in meine 53-Quadratmeter-Wohnung in Prenzlauer Berg passen –, wo zur Hölle die Männer bleiben, die das auch endlich mal erkennen.

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