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Mein Freund nutzt Tinder – warum das unsere Beziehung nur besser macht

Seit fünf Jahren ist Franziska mit ihrem Freund zusammen. Sie führen eine harmonische Beziehung und teilen sich eine Wohnung. Sie ist glücklich damit – und er ist es auch. Trotzdem nutzt ihr Freund die Dating-App Tinder.
Wenn ich meinen Freundinnen davon erzähle, sehen sie mich mit großen Augen an. Sie verstehen nicht, wie ich von der Beschäftigung meines Partners wissen, und ihn dennoch nicht verurteilen, zur Rede stellen oder bitten kann, das Tindern in Zukunft zu lassen.
Meine Antwort auf all ihre Fragen: “Mir ist egal, dass er es macht – denn er macht es offen und oft direkt neben mir.”
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Wir haben uns nicht online kennengelernt

Tinder ist die perfekte Flirt-Gelegenheit für uns Millennials. Eine Kennenlern-Methode, mit der wir das kuschelige Sofa nicht verlassen müssen, um Sex- oder Liebespartner kennenzulernen. Mit der wir mit einem Wisch nach rechts auf dem Smartphone einem fremden Menschen mitteilen können: “Hey, dich finde ich gut.”
Ich weiß nicht, ob mein Freund die Dating-App nutzte, bevor er mich kannte. Ich weiß nur: Wir haben uns nicht online kennengelernt. Wir gingen wortwörtlich ganz “old school” zusammen zur Schule und die Dinge nahmen ihren Lauf. Seit mehr als einem Jahr teilen wir uns nun eine winzige Wohnfläche und die horrende Mietsumme eines Appartements in München.

“Es ist nur eine Beschäftigung, ein Spiel”

So kam es, dass wir eines Abends zusammen auf dem Sofa saßen – ich vertieft in meinen Instagram-Feed, er konzentriert auf das Frauenangebot im Umkreis von 10 Kilometern.
“Du tinderst?”, fragte ich ihn. Einen Moment lang fühlte ich mich unwohl bei dem Gedanken. Er sah mich an und nickte. “Es ist nur eine Beschäftigung, ein Spiel”, klärte er mich auf. Er versicherte mir, die Frauen dort nicht zu kontaktieren oder auf Anfragen zu reagieren.
Aber er freut sich, wenn er eine Frau positiv bewertet, die ihn auch gut findet.
Ich redete mit meinen Freundinnen darüber. Die Reaktionen auf die Tinder-Offenbarung meines Liebsten: “Wie kannst du da nicht eifersüchtig sein?”, “Auch noch direkt neben dir – wie respektlos” und “Ich würde das meinem Freund nicht durchgehen lassen”.
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Jeder Mensch braucht hin und wieder Bestätigung

Ich fragte mich einen Moment lang, ob etwas mit mir nicht stimmte. Ich war nicht wütend oder eifersüchtig. Dann kam ich zu dem Schluss, dass mir das Tindern meines Freundes nichts ausmacht – vor allem, weil es direkt neben mir passiert. Jeder Mensch braucht Bestätigung. Besonders vom anderen Geschlecht. Der Grund dafür liegt in der Evolution und der Biologie. “Es ist wahrscheinlich, dass die Benachrichtigung über ein Tinder-Match, das dir zeigt, dass ein anderer Mensch dich mag oder attraktiv findet, ein Gefühl der Bestätigung und des Selbstwerts auslöst”, schreibt das Psychologie-Fachmagazin “Psychology Today”. So fanden niederländische Wissenschaftler in einer Studie heraus, dass die Bestätigung des Selbstwerts sogar einer der Hauptgründe der Tinder-Nutzung junger Menschen ist.
Für ihre Erhebung befragten sie 266 Dating-App-Besucher im Alter von 18 bis 30 Jahren - unter anderem nach ihren Nutzungsmotiven. Und tatsächlich: In ihrer Studie konnten die Wissenschaftler Bestätigung als Nutzungsgrund nachweisen – gleichermaßen bei Männern und Frauen.

Es ist der größte Vertrauensbeweis, den er mir geben könnte

Manchmal reicht in einer Langzeitbeziehung die Bestätigung der Partnerin oder des Partners wohl nicht ganz aus. Weil sie so schnell zur Gewohnheit wird, weil sie im Beziehungsalltag einfach manchmal zu kurz kommt. Dann bekommen wir das Gefühl, diese Bestätigung von jemand anderem erfahren zu müssen. Und wir gehen fremd oder trennen uns. Statt beim Ausgehen mit Frauen zu flirten und sich dort diese Bestätigung zu holen, sucht mein Freund neben mir auf dem Sofa danach. Während ich über das Verhalten meines Freundes nachdenke, wird mir klar: Das ist vielleicht der größte Vertrauensbeweis, den mir mein Partner geben könnte.

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