Frauen in Saudi-Arabien dürfen jetzt legal im Königreich am Golf Auto fahren – jedoch ist dieser Beschluss nicht gänzlich ein progressiver Fortschritt in Sachen Frauenrechten.
Die Verordnung, die im vergangenen September vom saudischen König Salman aufgetragen wurde, tritt offiziell am Sonntag in Kraft, als landesweit das Verbot von Frauen hinterm Steuer aufgehoben wurde. Die neuen Regeln erlauben es Frauen einen Führerschein zu machen und dann auch Auto zu fahren. Zehn Frauen haben dies bereits Anfang des Monats gemacht und es wird erwartet, dass tausende Frauen in den nächsten Wochen folgen werden.
Aber es liegt noch ein langer Weg vor den Frauen in Saudi-Arabien und es scheint so, als sei der Beschluss der saudischen Monarchie, Frauen das Autofahren zu erlauben, eher opportunistischer als feministischer Natur.
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Lobeshymnen auf die saudische Monarchie zu singen und ihre Entscheidungen als progressiv zu bezeichnen, vertuscht die Geschichte der Frauenrechte in Saudi-Arabien. Dort haben Frauen bereits seit den 90er Jahren nach dem Recht, Auto fahren zu dürfen, gefragt und mussten dabei laut Gesetz Inhaftierungen, Belästigungen und Exil in Kauf nehmen.
Viele der Aktivistinnen wurden streng bestraft und sitzen immer noch hinter Gittern – und der Kampf geht immer noch weiter. Erst vergangenen Monat hat die saudische Regierung etwa ein Duzend Frauen inhaftiert, die sich zuvor zusammen getan hatten, um sich gegen das Verbot des Autofahrens für Frauen (welches jetzt aufgehoben wurde) einzusetzen und sich als Gegnerinnen der männlichen Vormundschaft auszusprechen, die den Großteil der saudischen Gesellschaft regiert.
Das Autofahren mal beiseite gelegt, war und ist die männliche Vormundschaft die beherrschende diskriminierende Praxis in Saudi-Arabien. Das System der männlichen Vormundschaft besagt, dass jede Frauen eine Art männlichen Vormund benötigt – einen Vater, Bruder, Ehemann oder sogar einen Sohn – der größere Lebensentscheidungen für sie trifft. Dies beinhaltet zu heiraten, außerhalb des Landes zu verreisen und einen Reisepass anzufragen. Reuters zufolge sagen saudische Beamte, dass saudi-arabische Frauen keine Erlaubnis von einem Mann benötigen, Auto zu fahren, oder einen männlichen Vormund im Auto dabei haben müssen, während sie fahren.
Saudi-Arabien war das letzte Land der Welt, das das Verbot von Frauen hinter dem Steuer aufgehoben hat. Als Geburtsort des Islam wurden die langwierigen Restriktionen von autofahrenden Frauen offiziell den religiösen Praktiken zugeschoben. Der große politische Wandel wurde von Kronprinz Mohammed Bin Salman unterstützt, der als progressiver Reformer von vielen Unterstützen gepriesen wird – dies ist jedoch ultimativ ein taktisches Spiel der Monarchie und nur eines von vielen Elementen in den ambitionierten Bemühungen des Kronprinzen die landesweite Wirtschaft zu stärken, die sich darum drehen, Saudi-Arabien von der „Abhängigkeit” nach Öl, wie es der Kronprinz selbst nannte, los zu machen.
Den Frauen das Recht einzuräumen, Auto fahren zu dürfen, ist ein Schritt in die Richtung die saudische Arbeitskraft zu vitalisieren und die Frauen daran teilhaben zu lassen. Bis 2030 will die Nation die Nummer an arbeitenden saudischen Frauen von 22% auf 30% hoch stufen, größtenteils weil die Frauen nun die Möglichkeit haben, alleine zu reisen. Die Entscheidung, das Autofahrverbot für Frauen aufzuheben ist eine Strategie, die zwischen den anderen Vorschlägen des Kronprinzen liegt – eingenommen die Erhöhung der Benzinpreise, Lizenzen für Kinos und die Ankurblung des saudischen Tourismus.
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