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Nicht ganz in Weiß: So heiratet man im Gothic-Stil

Heiraten in Schwarz? Das ist für die meisten Bräute unvorstellbar. Dabei entstand die Tradition des weißen Brautkleides erst um 1600, nachdem Maria De Medici bei ihrer Hochzeit mit Heinrich IV auf Eierschalenfarben setzte. Im 16. Jahrhundert galt Schwarz als bevorzugte Farbe, das sie für Frommheit steht. Heute sieht die Situation anders aus und die meisten Bräute wollen den schönsten Tag ihres Lebens in Weiß verbringen. Doch wenn Farbe im eigenen Kleiderschrank gar keine Rolle spielt, warum sollte man dann zur Hochzeit plötzlich Weiß tragen? Diese Frage stellt sich für verlobte Gothic-Bräute bei der Suche nach dem passenden Dress. Kurz vorm ersten Hochzeitstag haben wir eine schwarze Braut getroffen und mit ihr über ihre dunkle Hochzeit gesprochen. Wo sie ihr Kleid gefunden hat, wie die Reaktionen waren und welcher Soundtrack auf der Gothic-Hochzeit lief, lest ihr im Interview mit Konstanze Paul aus Nordhausen.
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Wie haben dein Mann Björn und du euch kennengelernt? Wir haben uns 2008 über eine Internetplattform kennengelernt. Als wir uns daraufhin getroffen haben, haben wir schnell bemerkt, dass wir gemeinsame Interessen und einen ähnlichen Musikgeschmack haben. Zusammen haben wir uns dann noch mehr in die schwarze Richtung entwickelt. Also habt ihr euch nicht im Kontext der Gothic-Szene kennengelernt? Nein. Ich war zwar schon immer Schwarz angehaucht und mochte die Musik, aber dadurch, dass ich auf dem Dorf aufgewachsen bin, habe ich mich angepasst. Der düstere Look wird da einfach nicht akzeptiert. Ihm erging es ähnlich. Er hat seine Begeisterung für die schwarze Szene auch nicht ausgelebt. Gemeinsam gehören wir jetzt zur Schwarzen Szene und präsentieren uns auch dementsprechend. Mittlerweile leben wir in Nordhausen in Thüringen.
Welche Bands liefen denn auf eurer Hochzeit? Auf der Playlist standen u.a. Depeche Mode, And One, Project Pitchfork, Feinflug, ASP, Combichrist, Hocico, Nachtmahr und Das Ich. Die Musik hat aber überall auf Begeisterung gestoßen. Es hat sich jemand Helene Fischer beim DJ gewünscht. Das hat natürlich nicht funktioniert. Besucht ihr auch gemeinsam Festivals? Mein Mann nimmt schon alles mit in der Szene, aber ich bin da eher die Tussi und brauche mein Hotelzimmer. Ich mag kein Zelten und bleibe dann lieber zuhause. Aber wir gehen seit 2011 auf das Wave Gotik Treffen in Leipzig. Was macht dieses Event für euch aus? Man muss sich an diesen Tagen nicht verstellen. In der Kleinstadt laufe ich oft nicht komplett so rum, wie ich das eigentlich gern möchte. Dort wird man aber einfach nicht komisch angeschaut, wenn man mal ein Netztop ohne etwas drunter trägt. Man kann sich dort auch schminken, wie man möchte. Das WGT lebt einfach von einem total familiären Gefühl. Man unterhält sich, trinkt zusammen und fühlt sich direkt verbunden, auch wenn man sich gar nicht kennt. Das ist das ganze Gegenteil von dem, was man von Technofestivals kennt. Beim WGT entsteht einfach eine große Familie aus der ganzen Welt. Außerdem fasziniert mich auch die Pracht vieler aufwendiger Looks mit großen Kleidern, Piercings und Make-Up. Alle sind auch ganz offen und lassen sich fotografieren und verraten, wo sie ihre Stücke kaufen.
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Imwiefern beeinflusst der Gothic-Lebensstil euren Alltag? Ich bin Erzieherin in einem christlichen Kindergarten. Schon bevor ich dort angefangen habe, habe ich mir geschworen, dass ich mich nicht verstelle. Ich trage Schwarz, bin tätowiert und gepierct, habe lange Fingernägel und das gehört alles zu mir. Natürlich werde ich oft komisch angeschaut beim ersten Treffen, aber wenn sie mich über einen längeren Zeitraum kennengelernt haben, dann ist das Optische egal. War es schon immer dein Wunsch zu heiraten? Nein. Ich wollte eigentlich auch keine Kinder. Naja und dann kam es eben ganz anders. Die Lebensumstände haben meine Einstellung verändert. Mein Mann Björn ist jetzt seit 8,5 Jahren für meine Tochter Lya Patricia da und ich wünsche mir, dass er sie irgendwann adoptiert. Dafür müssen wir heiraten und deswegen habe ich mir auch ein großes Fest gewünscht. War dann von vorneherein klar, dass ihr im Gothic-Stil heiraten wolltet? Ja, unbedingt. Das Motto war “Schwarz-weiß”, weil auch in einem “schwarzen” Menschen ein Funken Weiß steckt. Deswegen sollten auch die Gäste in dem Look kommen und die ganze Deko war in Schwarz-Weiß gehalten. Außerdem gab es einige wenige Akzente in Rot. Ich habe das dann alles selbst geplant.
Wie groß war die Hochzeit? Insgesamt hatten wir 80 Gäste. Es gab zwei Locations. Die Hochzeit selbst fand auf einer Burg statt, in einer winzig kleinen Kapelle. Da war nur die Familie. Dann ging es zum Mittag in den Gasthof. 18 Uhr wurde dann gefeiert. Wie bist du zu deinem Kleid von Feist Style gekommen? Ich habe das Label bei Facebook entdeckt, als eine Freundin die Seite gelikt hat. Das ist schon Jahre her, aber als ich das Kleid gesehen habe, wusste ich sofort, dass - wenn ich heirate - dann nur in diesem Kleid. Als die Hochzeit dann in Planung war, habe ich einen Termin vereinbart und bin in den Laden in Bad Lauterberg gegangen. Ich musste mein Traumkleid dann direkt anprobieren, auch wenn mir die Größe etwas zu klein war. Aber ich wusste trotzdem sofort, dass das mein Kleid wird. Ich habe gar nicht anderes anprobiert. Ich wusste sofort, das will ich haben. Wir haben dann nur die Vorlage angepasst, weil es mir anfangs zuviel Weiß war. Natascha von Feist Style hat das Kleid dann nach meinen Vorstellungen umgesetzt. Im Juli habe ich es dann abgeholt und es hat perfekt gepasst. Mir kamen bei der Anprobe schon die Tränen. Es ist einfach mein Traumkleid. Zur Silberhochzeit will ich es noch mal anziehen. Wie waren die Reaktionen auf dein Kleid?

Meine Oma ist 78 und die hat es natürlich gar nicht verstanden. Sie akzeptiert nicht, dass ich Schwarz bin. Egal wie oft ich erkläre, dass das nichts Schlimmes ist. Aber sonst waren alle begeistert. Meine Freunde haben gesagt: Ja, das bist du. Sie hätten sich mich in keinem anderen Kleid vorstellen können.

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